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Chinesischer Investor kauft Flughafen Hahn

5. Juni 2016

Hat der wirtschaftlich angeschlagene Flughafen Frankfurt-Hahn im Hunsrück eine Zukunft? Ein Investor aus Schanghai glaubt offenbar daran und erwirbt nach einer Meldung der Deutschen Presse-Agentur die Mehrheit.

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Flughafen Hahn im Hunsrück (Archivbild 2013: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/T. Frey

Der Verkauf des Flughafens Frankfurt-Hahn in Rheinland-Pfalz an einen chinesischen Bieter ist nach dpa-Informationen bereits vertraglich besiegelt. Die Zustimmung der Politik steht noch aus, gilt aber als sicher. Der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz hat für diesen Montag zu einer Pressekonferenz nach Hahn eingeladen. Wie die Nachrichtenagentur dpa weiter meldet, geht es dabei um den notariell besiegelten Verkauf der 82,5 Prozent der Anteile, die Rheinland-Pfalz hält.

Die übrigen 17,5 Prozent an dem Flughafen, der vor allem von der Billigfluglinie Ryanair genutzt wird, besitzt das Land Hessen. Ein Sprecher des hessischen Finanzministeriums sagte: "Für unsere Anteile verhandeln wir noch und sind auf der Zielgeraden." Laut dpa laufen die Verhandlungen mit demselben chinesischen Investor, der seinen Sitz in Schanghai haben soll. Zuletzt waren noch drei asiatische Bieter im Rennen gewesen. Beim Verkaufspreis für den gesamten Flughafen ist eine Summe von rund zehn Millionen Euro im Gespräch.

Erwartet wird, dass auch die Verhandlungen über die hessischen Anteile in wenigen Wochen abgeschlossen sind. In Rheinland-Pfalz muss formal noch der Landtag zustimmen, in Hessen neben dem Kabinett der Haushaltsausschuss des Parlaments.

Auch künftig fließen Subventionen

Auch nach seiner Privatisierung soll der defizitäre ehemalige US-Fliegerhorst Hahn mit Millionen an Steuergeld unterstützt werden. Bis 2024 dürfen gemäß den EU-Flughafenleitlinien noch Betriebs- und Investitionsbeihilfen in Höhe von bis zu rund 50 Millionen Euro fließen.

Die CDU-Opposition im rheinland-pfälzischen Landtag kritisierte, die frühere rot-grüne Landesregierung habe den Flughafen Hahn fast in die Insolvenz geführt. "Es ist zu befürchten, dass bei einem solchen Notverkauf eher der Käufer als der Verkäufer die Bedingungen stellt." Die CDU kritisierte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD), die jetzt eine rot-gelb-grüne Regierung führt: "Eines bleibt festzuhalten: Unter Frau Dreyer wurde der Nürburgring russisch und der Hahn chinesisch. Schöne Bilanz, Frau Dreyer!" Der Nürburgring war 2012 pleite gegangen und gehört heute der NR Holding um den russischen Pharmaunternehmer Viktor Charitonin.

Kein tragfähiges Geschäftsmodell

Hahn ist einer der ehemaligen Militärflughäfen in Deutschland, die kein tragfähiges Geschäftsmodell gefunden haben. Das Land Rheinland-Pfalz musste als Haupteigner des Airports wiederholt Geld nachschießen. Das Land hatte die Mehrheit an der Betreibergesellschaft Ende des vorigen Jahrzehnts vom Frankfurter Flughafen übernommen.

Eines des größten Probleme von Hahn ist, dass Hauptnutzer Ryanair seit Jahren sein Angebot dort reduziert und seine Flugzeuge lieber an großen Flughäfen wie Köln/Bonn einsetzt. 2015 zählte Hahn nur noch 2,7 Millionen Passagiere, vor zehn Jahren waren es noch knapp vier Millionen. Zudem liegt Hahn 120 Kilometer von Frankfurt am Main entfernt, die Fahrt dauert etwa zwei Stunden.

Im zweiten Geschäftsfeld Luftfracht hat sich Hahn einen festen Platz in der Branche erarbeitet und rangiert in Deutschland an fünfter Stelle. Allerdings kämpfen Cargo-Airlines derzeit weltweit wegen Überkapazitäten mit fallenden Preisen. Nach Aussage eines Branchenbeobachters müsste der neue Flughafeneigner am besten ein eigenes Frachtgeschäft mitbringen, um Hahn besser auszulasten.

kle/ust (dpa, SWR, ARD, rtr)