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"Erste Welt Qualität zu Dritte Welt Preisen"

29. April 2010

Rund 12.000 Patienten fliegen jährlich auf die Philippinen, um sich an Herz, Hüfte oder an den Zähnen operieren zu lassen. Die Regierung des Archipels will sich nun auch um Medizintouristen aus Europa bemühen.

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Nicht nur die Strände, auch die Gesundheitsindustrie soll Touristen auf die Philippinen lockenBild: picture-alliance / dpa
Medical Wellness Farm in San Benito
Die Medical Wellness Farm von San BenitoBild: DW

"Come to the Philippines and safe up to 85% of your medical, dental and cosmetic treatments" - so lautet der Werbeslogan von Health and Leisure. Health and Leisure ist eine von mehreren Medizintourismus-Agenturen in Manila, die für Patienten aus Übersee alles organisieren: angefangen bei der Flug- und Hotelbuchung über das Vereinbaren diverser Arzttermine in ausgesuchten Privatkliniken bis hin zum anschließenden Urlaub unter Palmen. Das alles, so die Managerin der Agentur, Lara Torres Santos stolz, erhalte der ausländische Patient gratis.

Tourismusprogramm ohne Touristen

Die Philippinen sind seit einigen Jahren bemüht, beim Thema Medizintourismus Ländern wie Thailand, Singapur oder Indien nachzueifern: 2004 etablierte die Regierung ein so genanntes Philippine Medical Tourism Program und warb für ärztliche Leistungen und Spa- und Wellnessangebote im Land. 2008 organisierten die beteiligten Schlüsselministerien dann den ersten „Health and Wellness Summit“ in Manila. Nur: leider sind die Medizintouristen bis heute ausgeblieben, gesteht Dr. Anthony Calibo, der im Gesundheitsministerium für das Medical Tourism Programm zuständig ist.

Die meisten Medizintouristen fliegen nach Thailand

Asian Eye Augenklinik
Die Lobby der Asian Eye Augenklinik vermittelt ProfessionalitätBild: DW

1,5 Millionen Medizintouristen reisen jährlich nach Asien. Die meisten davon zieht es noch immer nach Thailand. Auf die Philippinen kamen im Jahr 2008 Angaben des Gesundheitsministeriums zufolge gerade einmal 12.000 Auslandspatienten - vor allem aus den USA und aus Nordasien.

Die eigene Kultur besser vermarkten

Dennoch ist die Stimmung auf den Philippinen gut. In Cebu City, der Hauptstadt der Inselgruppe Visayas, hat sich ein Health and Wellness Council gegründet. Dessen Mitglieder - Ärzte und Zahnärzte dortiger Privatkliniken, Hoteliers sowie Reiseagenturen der Stadt - setzen verstärkt auf den europäischen Markt. Die örtlichen Unternehmer sind optimistisch: "Wir müssen nur unsere eigene Kultur noch besser vermarkten", sagt Jenny Franco, Inhaberin von Travelvision, einem Reisbüro, das Paketangebote für Auslandspatienten schnürt. Dazu zählen die landestypischen Wellnessprodukte aus Kokosnussöl und örtlichem Kaffee, traditionelle Massagen und die einzigartigen Inseln und Strände.

Ärztliche Spitzenleistungen für wenig Geld

Makati Medical Center in Manila
...da muss das Makati Medical Center in Manila mithaltenBild: DW

Zur besseren Vermarktung gehört auch, den Preisvorteil der Philippinen stärker herauszustellen. Das sagt Oscar A. Tuason, Vorsteher des Health and Wellness Council in Cebu: "Medizintouristen sind auf der Suche nach günstigen Angeboten. Hier bekommen sie Erste-Welt-Qualität zu Dritte-Welt- Preisen". Während ein medizinischer Check-Up in den USA etwa 5000 US-Dollar kostet, ist er auf den Philippinen für 500 US-Dollar zu haben. Für eine koronare Bypassoperation in den USA müssen Patienten 50.000 US Dollar auf den Tisch legen. Doch selbst in renommierten Privatkliniken des Inselstaats zahlen Patienten nicht mehr als 25.000 Dollar.

Für Lara Torres Santos von der Agentur Health and Leisure haben die Philippinen noch aus einem weiteren Grund enormes Potential: "Unsere Ärzte sprechen perfekt Englisch, nehmen sich Zeit für die Patienten und sind dabei noch herzlich." Noch reisten zwar mehr Patienten in die Nachbarländer, um sich an Hüfte, Herz oder Nase operieren zu lassen. "Aber wir werden aufholen", da ist sich Santos gewiss.

Autorin: Martina Merten

Redaktion: Silke Ballweg