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Mega-Bankenfusion in Italien

28. August 2006

Banca Intesa und Sanpaolo IMI wollen sich zum Marktführer Italiens zusammenschließen. Analysten begrüßen den Schritt, doch es drohen empfindliche Arbeitsplatzverluste.

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Sanpaolo IMI SPA Bank Hauptquartier in TurinBild: AP

Banca Intesa und Sanpaolo IMI einigten sich am Wochenende in getrennten Sitzungen auf einen Zusammenschluss durch einen Aktientausch. Die beiden Banken haben derzeit in Italien 6.300 Filialen - etwa doppelt so viele wie der bisherige Marktführer UniCredito. Dieser hatte 2005 die deutsche HypoVereinsbank übernommen.

Marktanteil 20 Prozent

Banca Intesa zufolge wird die neue Bank mit geplantem Sitz in Turin in Italien einen Marktanteil von 20 Prozent haben. Die Fusion soll zum Ende dieses Jahres oder Anfang 2007 abgeschlossen werden. Ein neuer Name für das neue Institut wurde noch nicht genannt.

Die beiden Banken werden dann UniCredito überflügeln. Vor der Fusion sind aber noch einige Hürden zu nehmen. Unter anderem müssen noch die Gewerkschaften überzeugt werden, dass es nicht zu umfangreichen Kündigungen kommt. Branchenkenner sehen zehn Prozent der insgesamt rund 100.000 Arbeitsplätze in Gefahr, da die Banken Zweigstellen schließen oder verkaufen wollen.

Europäische Nummer acht

Die neue Bank wäre gemessen an ihrer Marktkapitalisierung die Nummer acht in Europa. Aufgrund seiner Größe wäre das Institut auch gegen Übernahmeversuche ausländischer Konkurrenten gewappnet. Kombiniert kommen die Fusionspartner auf eine Bilanzsumme von 538 Milliarden Euro, im vergangenen Jahr verdienten sie 5,2 Milliarden Euro. Die Deutsche Bank als größtes deutsches Geldhaus kam 2005 auf 3,5 Milliarden Euro.

Intesas Chef Corrado Passera soll die neue Bank nach Angaben der Institute leiten. Durch Synergieeffekte wollen sie ab 2009 vor Steuern jährlich 1,3 Milliarden Euro einsparen und so zu diesem Zeitpunkt netto sieben Milliarden Euro verdienen. Allerdings müssen sie zunächst einmalige Kosten von 1,5 Milliarden Euro verbuchen.

Prodi dafür

Für die Fusion der beiden Banken haben sich Großaktionäre, Ministerpräsident Romano Prodi und Wirtschaftsminister Tommaso Padoa-Schioppa ausgesprochen. In einem Interview mit der Tageszeitung "La Repubblica" nannte der Vorstandschef des Hauses Sanpaolo IMI, Alfonso Iozzo, die Fusion "eine einzigartige Möglichkeit, die nicht vertan werden darf". Für eine Konsolidierung der italienischen Bankenlandschaft hatte sich auch Zentralbank-Gouverneur Mario Draghi stark gemacht.

"Deutschland am schwächsten"

Das Pariser Finanzblatt "La Tribune" stellte am Montag die Fusion in einen europäischen Zusammenhang: "Noch gestern gab es ein großes Bankentrio in Europa: die traditionelle Finanz-Supermacht Großbritannien, Spanien mit seinen hyperrentablen Finanzhäusern und Frankreich nach einem erfolgreichen Wandel seines Bankensystems. Italien ist dabei, das Trio in ein Quartett zu erweitern. Jetzt bleibt nur noch ein wirklich schwaches Glied im Bankensystem der Union: Deutschland," schreibt "La Tribune". "Mit seinem anachronistischen System der Regionalbanken und seinen kranken Instituten hält Deutschland gut sichtbar die schwächste Stellung aller großen europäischen Staaten." (sams)