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Mehr als Eliteförderung

12. Dezember 2011

Mehr als 17.000 Stiftungen arbeiten in Deutschland und sie bündeln ein Gesamtvermögen von 100 Milliarden Euro. Eine von ihnen ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft in Berlin, die sich vor allem für Bildung engagiert.

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Drei junge Stipendiaten im weißen Kittel (Foto: Stiftung der Deutschen Wirtschaft)
Führungskräfte von morgenBild: Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Wenn Maria Wittig von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) erzählt, dann wird sie lebhaft und in ihrer Stimme schwingt Begeisterung mit. Die 21-jährige ist Stipendiatin der sdw und studiert im sechsten Semester Jura an der Humboldt-Universität Berlin. 605 Euro, das ist der maximale Satz, den ein Stipendiat monatlich erhalten kann, dazu kommen 80 Euro Büchergeld.

Maria Wittig, Stipendiatin der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (Foto: DW)
Maria Wittig, Stipendiatin der Stiftung der Deutschen WirtschaftBild: DW

Doch es ist nicht nur der Finanzzuschuss, der Maria Wittig begeistert: "Die materielle Förderung ist ja bei den Stiftungen immer gleich, aber bei der ideellen Förderung ist die Stiftung der Deutschen Wirtschaft mit am besten." So träfen sich die Stipendiaten einmal im Monat, sie machten gemeinsame Gruppenausflüge und Projekte, erzählt Wittig: "Wir haben eine Akademie, wir können Vorträge anhören, man lernt also viel auch außerhalb des Faches. Und das verhindert auch, dass man innerhalb des Studiums zum 'Fachidioten' wird."

Führungsverantwortung übernehmen

Die Stiftung will die Führungskräfte von morgen fördern. Gesucht werden junge Menschen mit unternehmerischem Denken und Handeln, die persönlichen Einsatz und Kreativität zeigen, sowie Risikobereitschaft und Mut zur Veränderung. Wer als Stipendiat angenommen werden will, muss nicht unbedingt Wirtschaftswissenschaften studieren, auch angehende Zoologen oder Theaterwissenschaftler haben eine Chance, sagt der Generalsekretär der sdw, Hans-Jürgen Brackmann: "Wir haben schon einen klaren Anspruch und sagen, es soll Führungspotenzial vorhanden sein. Nicht umsonst suchen wir leistungsstarke, zielorientierte junge Leute, von denen wir aber erwarten, dass sie nicht nur die Lorbeeren auf ihr Haupt schaufeln, sondern dass sie sich gesellschaftlich engagieren." Also Führungsverantwortung übernehmen, wo auch immer in der Gesellschaft. Aber sie sollten nie aus dem Auge verlieren, dass die Starken unseres Landes in einer sozialen Marktwirtschaft auch Verantwortung dafür tragen, dass andere mitgenommen werden müssten, so Brackmann weiter.

Spendiaten helfen Schülern

Ein Anspruch, der die Arbeit der Stiftung wie ein roter Faden durchzieht. So werden in einem Programm beispielsweise Hauptschulabsolventen angesprochen und für eine Berufsausbildung qualifiziert und es gibt ein Förderprogramm, das Gymnasiasten für eine akademische Ausbildung gewinnen will, die normalerweise nicht studieren würden. Sei es, weil es in ihren Familien bisher keine Akademiker gab, oder weil ihr Umfeld durch einen Migrationshintergrund oder soziale und kulturelle Unsicherheiten geprägt ist. Außerdem unterstützt die Stiftung Projekte wie die "Berliner Schülerpaten". Und zwar finanziell wie personell.

Auch Stipendiatin Maria Wittig ist in dem Projekt engagiert: "Wir haben inzwischen 70 Patenschaften vermittelt, da geben Studenten Schülern mit arabischem Migrationshintergrund ehrenamtlich Nachhilfe, gehen in die Familien, was für beide Seiten eine tolle Erfahrung ist." In der Regel habe jeder Student einen Schüler, mindestens ein Semester lang, weil sich die beiden ja auch annähern müssten. Meistens gehe es wirklich nur darum, dass die Schüler die Versetzung schaffen, erklärt Wittig. Es gehe darum, den Schülern dabei zu helfen, in der Schule überhaupt Fuß zu fassen.

Nehmen und geben

Hans-Jürgen Brackmann, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (Foto: Stiftung der Deutschen Wirtschaft)
Hans-Jürgen Brackmann, Generalsekretär der Stiftung der Deutschen WirtschaftBild: Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Das Engagement in solchen Projekten der Stiftung ist für die Stipendiaten zwar nicht verpflichtend, aber es gehört dazu, weil es die Gemeinschaft ausmacht. Eine Gemeinschaft, die seit ihrer Gründung durch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände 1995 kontinuierlich gewachsen ist. Deutschlandweit fördert die Stiftung der Deutschen Wirtschaft derzeit 1500 Studenten und Doktoranden, in einem Alumni-Verein sind außerdem 1200 Ehemalige organisiert. Sie alle, so sagt Generalsekretär Brackmann, sind der Stiftung verbunden: "Aus unserer Sicht haben sie keine Bringschuld, aber bei den Verabschiedungen der Absolventen wird immer wieder geäußert: ich habe hier so viel erfahren, so viel mitbekommen und so viel mitgenommen, ich möchte zurückgeben. Dieser Impetus sitzt bei den jungen Leuten doch ganz schön stark drin. Viele unserer Programme leben auch von dem Engagement der Ehemaligen. Wir wissen, dass Gesellschaften mit Netzwerken nach vorne gebracht werden und entsprechend haben wir uns auch eingestellt."

Robert Bosch (Foto: Bosch Archiv)
Robert Bosch gründete die größte Stifung DeutschlandsBild: Bosch Archiv

Auch die Stiftung der Deutschen Wirtschaft arbeitet als Netzwerk. Das muss sie auch, denn ihr Kapitalstock beträgt lediglich 12 Millionen Euro. Als eine der kleineren Stiftungen ist sie auf Spenden und Projektgelder von Unternehmen und unternehmensnahen Stiftungen und Verbänden angewiesen. Einer dieser Partner ist die Robert-Bosch-Stiftung, mit mehr als fünf Milliarden Euro Kapitalstock die größte im Land.

Autorin: Sabine Kinkartz
Redaktion: Zhang Danhong