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Respekt für die Freiheit

Blagorodna Grigorova23. Februar 2008

Neben dem Weißen Haus und dem Capitol in Washington entsteht ein Museum der Mediengeschichte - das "Newseum". Es soll ein Denkmal der Pressefreiheit werden. Im April eröffnet das Museum seine Tore.

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Das 'Newseum' liegt im Herzen WashingtonsBild: presse/newseum.org

"Unsere Freiheit hängt von der Pressefreiheit ab", hat US-Präsident Thomas Jefferson einmal gesagt, "und diese kann nicht eingeschränkt werden, ohne dabei verloren zu gehen." Diese Botschaft liegt dem "Newseum" in den USA zugrunde. Und sie findet sich im ersten Zusatzartikel der US-Verfassung wieder. In ihm sind die fünf Freiheiten festgeschrieben: Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit, Presse- und Versammlungsfreiheit sowie das Petitionsrecht. An der Fassade des Newseums ist eine 50 Tonnen schwere und 23 Meter lange Marmortafel angebracht. In dieser sind die "45 Worte der Freiheit" aus dem ersten Zusatzartikel eingraviert.

Denkmal der Freiheit

Das Newseum sollte nicht als Denkmal der Presse, sondern als Denkmal der Freiheit betrachtet werden, sagt in einem Zeitungsinterview Charles Overby, Chef der federführenden unabhängigen Stiftung Freedom Forum. Die größte Herausforderung werde es sein, viele Besucher anzulocken. Das Newseum existiert in Washington eigentlich schon seit 1997. Allerdings befand es sich damals etwas abseits der Touristenattraktionen. Vor sechs Jahren wurde es deshalb geschlossen, um in neuem Glanz im Herzen der Hauptsatdt aufzuerstehen.

Internet, TV, Radio Dorian Soto/Newseum News Museum
Grell leuchtend: die Ausstellung 'Internet, TV und Radio'Bild: presse/newseum.org

Ein aktuelles Problem sei der schwindende Respekt der Öffentlichkeit für die Nachrichtenmedien werden, so Charles Overby. Er zitiert eine jährliche Studie des Freedom Forum. Laut dieser glauben 40 Prozent der Amerikaner, die Presse habe zu viel Freiheit. Das Freedom Forum stellt außerdem fest: Viele US-Bürger haben immer noch Schwierigkeiten, alle im ersten Zusatzartikel festgeschriebenen Freiheiten aufzuzählen. Die Aufgabe des Newseum bestehe daher darin, die Öffentlichkeit auf eine verbindliche Art zu erziehen, so Overby.

Ein Koloss des Nachrichtenwesens

Mit futuristischem Design soll das Newseum locken. Die Fassade ist aus Glas und erinnert an einen riesigen Bildschirm. Die Transparenz verkörpert die Idee einer freien Presse und einer aufgeschlossenen Gesellschaft. 450 Millionen US-Dollar wurden investiert. Auf sieben Stockwerke und über 23.000 Quadratmeter sind 14 Ausstellungen untergebracht. 130 interaktive Stationen, 15 Kinosäle und zwei Nachrichtenstudios, das eine mit Blick auf das Capitol, runden das Ganze ab. In Newseum können Besucher die rasante Entwicklung der Kommunikation miterleben - vom Beginn des gedruckten Wortes bis zum digitalen Zeitalter.

Geschichte mit Exponaten erzählen

Die Ausstellungen beherbergen nicht nur alte Zeitungsausschnitte, sondern auch viele Gegenstände, die ihre eigene Geschichte erzählen: Man findet etwa das Laptop von Daniel Pearl, des "Wall Street Journal"-Journalisten, der 2002 in Pakistan entführt und ermordet wurde. Oder einen mit Einschusslöchern übersäten Wagen. Mit ihm zogen Journalisten vom "Time Magazine" durch den Balkan, um zu berichten. Oder ein Stück von der Berliner Mauer samt Original-Wachturm von der Stallschreiberstraße, nicht weit vom Checkpoint Charlie. Die acht einseitig bemalten Betonplatten zeigen, welches Feuer die Nachrichten von der möglichen Wende in der DDR entfachten - und dass es die Öffentlichkeit war, die letztlich den Sturz des Regimes herbeiführte.

Besucher können erfahren, ob sie das Zeug zum Journalisten haben: Die Nachrichten flattern nur so ins Haus, Termine müssen eingehalten werden. Unter diesen Bedingungen wird geprüft, ob man im Stande ist, einen kompletten, zeitnahen und fehlerfreien Beitrag zu erstellen. Die selbst angefertigte Reportage kann man an acht "Werde-Reporter" Stationen mit Mikros und Kameras vorsprechen.

News Corporation News History Gallery
In der "News Corporation News History Gallery" erfahren Besucher mehr über die Geschichte des NachrichtenwesensBild: presse/newseum.org

Das Handwerk des Reporters, des Nachrichtenjournalisten oder des Fotografen wird an Touchscreen-Stationen erklärt. Interaktive Spiele wecken das Interesse für Nachrichten. Zum Beispiel "NewsMania": Der Spieler befindet sich in einer Quiz-Show, in der unter Zeitdruck sein Nachtrichtenwissen abgefragt wird.

Ethik gegen Auflage

Ein Teil des Nachrichten-Museums ist der journalistischen Ethik gewidmet. In einem Gruppenspiel können sich Besucher mit wichtigen ethischen Fragen auseinandersetzen. In kürzester Zeit sollen sie die Titelseite einer Zeitung entwerfen. Dabei werden die moralischen Prinzipien erläutert, die Journalisten auf ihrem beruflichen Weg begleiten sollten. Denn oft gilt: Die spannenden Themen sind häufig ethisch heikel.

Beschämend, aber wahr: Einige Ausstellungstücke zeigen, dass die Ethik nicht immer und nicht von jedem befolgt wird. Zur Schau gestellt werden die gefälschten Artikel vom langjährigen "USA Today"-Mitarbeiter Jack Kelley. Bevor aufflog, war er sogar für den Pulitzer Price nominiert. Die Echtheit seiner Reportagen über einen ägyptischen Terroristen, den er 1997 angeblich traf, oder über die Jagd nach Osama bin Laden, an der er sich 2003 beteiligen haben soll, wurden ernsthaft in Frage gestellt.

Das "Newseum" gleich doppelt

Am 11. April 2008 ist es soweit. Dann öffnet das Newseum seine Tore. Diejenige, die nicht warten wollen, können es jetzt schon virtuell betreten. Geplant ist auch ein Internet-Rundgang, in dem das Museum wie in einem Zeichentrickfilm dargestellt wird: Der Besucher ist ein junger Mann im grünen T-Shirt, der seine Hände nach den Exponaten strecken oder auch durch die Hallen fliegen kann. Bis dieses Projekt verwirklicht wird, sollten die Besucher des echten Museums jedoch bequeme Schuhe und viel Geduld mitbringen - die Gesamtlänge des Rundgangs beträgt 2,4 Kilometer.