1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Mein deutsch-brasilianisches Weihnachten

Das Gespräch führte Stephanie A. Hiller19. Dezember 2012

Erlebte Weihnachtsgeschichten: DW-Mitarbeiter aus aller Welt erzählen ihre persönlichen Geschichten zu Weihnachten. Heute von Plätzchen und Weihnachtsmärkten.

https://p.dw.com/p/175Q5
Adventsstimmung mit Kranz und Plätzchen (Photo: Privat: copyright: Roselaine Wandscheer)
Bild: Roselaine Wandscheer

Roselaine Wandscheer ist 50 Jahre alt und in einem kleinen Dorf auf dem Land im Süden Brasiliens geboren. Im Januar 1989 kam sie nach Deutschland. Die Redakteurin der brasilianischen Redaktion der Deutschen Welle ist verheiratet und hat zwei Söhne im Alter von 20 und 17 Jahren.

In Brasilien ist im Dezember Hochsommer, hier in Deutschland habe ich natürlich an Weihnachten den Schnee gesucht. Es war herrlich, als es dann tatsächlich schneite, denn in Brasilien kommt Watte auf den Weihnachtsbaum, um das zu simulieren ...

Da ich aus einer Familie deutscher Einwanderer stamme, hat man zu Weihnachten immer Plätzchen gebacken. Ich weiß noch, dass mein Vater immer das Eiweiß schlagen musste, weil er der Kräftigste war. Das Wort Plätzchen gab es in meiner Kindheit allerdings nicht, das habe ich erst in Deutschland kennengelernt. Und es gab auch einen Gewürzkuchen aus Schokolade mit Nelken usw. Den hat meine Patentante immer gebacken - und der war so lecker!

Weihnachten in der Gemeinde und bei den Paten

Es gibt bei uns eine schöne Tradition, den Weihnachtsabend statt in der Familie in der Gemeinde zu verbringen. Die Schulkinder haben dann die Krippe nachgestellt, es wurde gesungen, und danach kam der sogenannte Pelznickel, also der Nikolaus, mit den Geschenken. Am 25. ist man dann zu den Patenonkeln gegangen, das war die Tradition. Bei denen musste man am nächsten Tag morgens die Päckchen abholen. Die Patenkinder waren dann den ganzen Tag unterwegs und mussten sich den Weihnachtsbaum ansehen und Plätzchen essen. In den Päckchen war oft ein Gebäck, so eine Art Lebkuchen. Da war ein Weihnachtsmann vorne drauf geklebt, und darin waren dann Schokolade, Bonbons und andere Süßigkeiten – und noch praktische Sachen wie Kleidung oder Schuhe.

Auf dem Weihnachtsmarkt (Photo: Privat: copyright: Rosi Wandsheer)
Auf dem WeihnachtsmarktBild: Rosi Wandsheer

Das Schönste an Weihnachten

Für mich hier in Deutschland war das Weihnachtsbaumschmücken neu. Bei uns zu Hause machten das immer nur die Erwachsenen. Wir Kinder haben nur den fertigen Baum gesehen. Plätzchen backen mag ich auch sehr gerne. Und wirklich sehr schön finde ich die Lichter überall, die Weihnachtsbeleuchtung auf den Straßen, diese Lichtreflektionen und die Wärme der Kerzen. Und natürlich die Weihnachtsmärkte! Weihnachtsbasare gibt es auch in Brasilien in den stark deutsch geprägten Gegenden, aber da ja dann Sommer ist, trinkt man keine heißen Sachen und kauft nur Dekorationen. Glühwein trinkt man bei uns im Juni, also im Winter, zum Johannisfest. Ich freue mich, dass man hier zu Weihnachten Glühwein trinken kann.