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Mein Kunst-Stück: Pergamon-Altar

Ulrike Sommer (spe)8. April 2007

Yasar Özbek von der türkischen Botschaft in Berlin führt in ein Meisterwerk hellenistischer Kunst ein - den weltberühmten Pergamonaltar.

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Yasar Özbek vor dem teilweise rekonstruierten Pergamon-Altar
Yasar Özbek vor dem rekonstruierten AltarBild: DW-TV

Berlins meistbesuchter Kunsttempel ist nach seiner Hauptattraktion benannt, dem Pergamon-Altar. 36 Meter lang und 34 Meter tief, wurde er im zweiten Jahrhundert vor Christus in Pergamon - dem heutigen Bergama in der Türkei - erschaffen, einer antiken Residenzstadt. Der Altar wurde als Ausdruck des Danks für erwiesene göttliche Wohltaten errichtet, erklärt Yasar Özbek; es wurden Tieropfer dargebracht. Und er war größer als andere bekannte Altäre.

Der weltberühmte Pergamon-Altar 2004
Der weltberühmte Pergamon-Altar nach jahrelanger Restaurierung im Juni 2004Bild: AP

Yasar Özbek arbeitet in der politischen Abteilung der türkischen Botschaft in Berlin. Aber seine eigentliche Leidenschaft ist die Archäologie. Mehrmals im Monat zieht es ihn in die Antikensammlung, und immer wieder an denselben Ort, zu dem Kunst-Stück aus seinem Heimatland. "Als junger Mann habe ich die antike Stadt Pergamon besucht. Ich habe aber leider nur das Fundament des Altars dort gesehen", berichtet der Botschaftsmitarbeiter. Als er 1991 bei einem Besuch in Berlin die fehlenden Reliefplatten im Museum sah, fand er die Darstellung für die damalige Zeit wunderschön.

114 Meter misst der Fries, der sich einst rund um den Altar schlang. Der deutsche Ingenieur Carl Humann fand den Marmoraltar im Jahr 1864 bei Vermessungsarbeiten. Er barg die Reliefplatten und brachte sie nach Berlin - mit Genehmigung der türkischen Regierung. Die Rekonstruktion bestaunen jährlich 850.000 Besucher.

Teil des renovierten Ostfrieses - der gesamte Fries ist 114 Meter lang und 2,30 Meter hoch
Teil des renovierten OstfriesesBild: AP

Historisch spiegelt die Darstellung den Kampf der Griechen gegen die "Barbaren". Auf dem Fries tobt ein erbarmungsloser Krieg - zwischen olympischen Göttern und Giganten, Riesen aus der griechischen Mythologie, ein Kampf der Zivilisation gegen das Chaos. Athene schickt sich an, dem Giganten Alkyoneus den Garaus zu machen. Seine Mutter Ge fleht die Göttin an, ihren Sohn zu verschonen. Diese Szene berührt Yasar Özbek besonders: "Obwohl Krieg herrscht, sieht man hier auch menschliche Seiten."

Natürlich gewinnen die Götter am Ende - aber nur mit Hilfe eines Sterblichen, dem Halbgott Herakles. Ausgerechnet dessen Abbild ist leider verschwunden...

Der Altar hat einiges hinter sich: im zweiten Weltkrieg wurde der Fries abgebaut, ausgelagert und nach Kriegsende als Beutekunst nach Russland verbracht. 1958 kehrten die Reliefs zurück. Nach langen Jahren der Restaurierung ist der Altar inzwischen wieder das Glanzstück des Museums - Symbol des Sieges der Vernunft über die rohe Natur.

Ob der Monumentaltempel einst wie auf dieser Zeichnung ausgesehen hat? - "Die Acropolis von Pergamon, rekonstruiert nach den bisherigen Ausgrabungen von F. Thiersch, Februar 1882"
Ob der Monumentaltempel einst wie auf dieser Zeichnung ausgesehen hat? - "Die Acropolis von Pergamon, rekonstruiert nach den bisherigen Ausgrabungen von F. Thiersch, Februar 1882"Bild: picture-alliance / akg-images
Yasar Özbek wünscht sich, dass man den Altar in Pergamon in der Türkei zumindest als Kopie nachbaut, damit die Besucher der Stadt einen Eindruck bekommen, wie ein so gewaltiger Altar mit 5600 Quadratmetern Fläche ausgesehen haben könnte. "Und - wie eindrucksvoll das damals vor 2200 Jahren war!"