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Mein Kunst-Stück: Das Cembalo

Andrea Horakh, (spe)7. Februar 2007

In fast allen Museen gilt für Besucher: "Bitte nicht anfassen!" - auch im Berliner Musikinstrumenten-Museum. Doch Mitzi Meyerson darf auf ihrem Lieblingsinstrument spielen.

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Mitzi Meyerson
"Im Grunde eine Gitarre" - Mitzi Meyerson vor ihrem Lieblings-CembaloBild: DW-TV

Sie ist die einzige Professorinnen für Cembalo in Deutschland, an der Universität der Künste in Berlin. Für Mitzi Meyerson gilt das Verbot im Musikinstrumenten-Museum deshalb nicht. Sie darf hier sogar spielen, auf ihrem liebsten Kunst-Stück, dem Cembalo der Madame de Polignac.

Das Instrument des Adels

"Dieses Cembalo kaufte Madame de Polignac vom Erbauer", erzählt die Musikerin. "Sie war Hofdame und enge Vertraute von Marie-Antoinette." Das Cembalo war das bevorzugte Instrument des Adels, auch am französischen Königshof in Versailles. Bis sich die Massen erhoben und auch die Musik in den Strudel der Revolution geriet: "Zum Glück gibt es das Cembalo noch. Die meisten verbrannten in der Revolution. Dieses war dann für fast einhundert Jahre verschwunden."

Konzert im Musikinstrumenten-Museum Berlin
Bild: Musikinstrumenten-Museum

Das Cembalo gilt als ein ausgesprochen launenhaftes Instrument. Gerade das gefällt Mitzi Meyerson: "Cembali sind unberechenbar. Sie hält kein Metall zusammen, alles ist aus Holz - und Handarbeit. Jedes Teil verändert sich mit Wetter, Temperatur und Feuchtigkeit." Das Cembalo sieht dem Klavier ähnlich. Aber im Grunde ist es eine große Gitarre. Die Saiten werden gezupft – zum Beispiel mit Krähenfedern.

"Durch die Federn fühlt sich jede Note anders an. Das ist verwirrend für die Finger. Nie weiß man, war es ein dicker oder dünner Vogel?" So erfordert das Cembalo Geduld und Fantasie. "Eine Komposition aus dieser Zeit ist nur zu zwei Dritteln aufgeschrieben, der Rest hängt vom Spieler ab - von Zeitpunkt, Instrument und Raum."

Musizieren hält lebendig - auch die Instrumente

Das wertvolle Cembalo von Andreas Ruckers, Antwerpen 1618
Die Cembali der Familie Ruckers gehörten zu den besten ihrer ZeitBild: Musikinstrumenten-Museum

Die Instrumente des Museums werden nur selten gespielt: Gerade beim Cembalo macht sich das bemerkbar. "Weil es meistens schläft, hat es jetzt einen Schock. Die Vibrationen haben es aufgeweckt. Töne, die heute klingen, klingen morgen vielleicht nicht mehr und was gestern ging, geht heute nicht mehr."

Für die amerikanische Künstlerin ist es das schwierigste Instrument der Welt. "Ich lerne es immer noch. Das wird wohl dauern, bis ich sterbe." Und am liebsten weckt Mitzi Meyerson dafür eine schlafende Diva - Madame de Polignacs Cembalo im Musikinstrumenten-Museum Berlin.