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Meine Mutter, mein Barkeeper

Christopher Brott21. Juni 2007

Wenn Eltern ihrem Nachwuchs den Umgang mit Alkohol beibringen wollen, hört für die Justiz der Spaß auf. Besonders hart traf es die Eltern des heute zwanzigjährigen Ryan Kenty, die sich auf der Anklagebank wiederfanden.

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Bild: DW

Zum 16. Geburtstag hatten die Eltern ihrem Sohn und dessen gleichaltrigen Freunden ein paar Kästen Bier und Wein unter den Geburtstagstisch gestellt. Keine harten Sachen, nur das, was die jungen Leute sich sonst möglicherweise anderswo beschafft hätten.

Recht geht vor Erziehung

Gesetzlich erlaubt war den Eltern dieses Unternehmen nicht; das Mindestalter für Erwerb und Konsum von alkoholischen Getränken liegt in den USA bei 21 Jahren. Deswegen werden Mutter Elisa und Stiefvater George die nächsten zweieinhalb Jahre im Gefängnis verbringen. Das können viele Menschen nicht nachvollziehen, aber tatsächlich sind die beiden noch glimpflich davon gekommen: Der Richter im ersten Verfahren hatte eine Strafe von acht Jahren verhängt.

Mutter Elisa Kelly wusste um die Gesetzeslage, aber die Kinder hätten ja ohnehin getrunken, sagt sie heute. Sie hielt es deshalb für verantwortungsvoller, die Jugendlichen zuhause und unter Aufsicht trinken zu lassen.Um zu verhindern, dass die Jugendlichen anschließend ins Auto steigen, hatte Kelly ihnen im Vorfeld die Autoschlüssel abgenommen. Alle Beteiligten hatten zugestimmt, bei den Gastgebern zu übernachten. Denn: Hatten die Jugendlichen auch noch keine Lizenz zum Trinken, so war Ihnen doch das Autofahren erlaubt.

Altersregelung noch zeitgemäß?

Fahren schon mit 16, Trinken erst mit 21. Ob diese Reihenfolge noch zeitgemäß ist, wird in den USA nicht in Frage gestellt. Und das, obwohl die Zahl der Jugendlichen, die ihre Freizeit mit "binge drinking" – also Koma-Saufen – verbringen, stetig steigt. Und nicht wenige setzen sich anschließend ans Steuer, um heim zu fahren.

Insbesondere im Frühsommer wird häufig angestoßen: viele Jugendliche feiern gerade ihren Schul- oder Hochschulabschluss. Und Abschlussparties sind berüchtigt für ihre Saufgelage. Daher hat sich das Thema inzwischen zur nationalen Debatte ausgewachsen. Die großen Zeitungen fragen: "Sind Eltern für trinkende Teens verantwortlich?"

Party und Angst

Amerikanische Kids in Partystimmung und Eltern in Angst – auf diese Formel laesst sich die Befindlichkeit der Nation bringen. Die inzwischen geschiedenen Eltern hatten bis zuletzt auf eine Revision des Urteils gehofft, doch der oberste Gerichtshof des Bundesstaates Virginia lehnte den Antrag ab.

Sohn Ryan hat aus Schuldgefühlen inzwischen die Schule abgebrochen und würde gerne die Gefängnisstrafe für seine Mutter absitzen. Das aber ist rechtlich nicht möglich. Er und sein Bruder Brandon, der noch zur Schule geht, werden sie also nur zum Gefängnis fahren können. Dann werden die beiden die Mietwohnung der Familie ausräumen und sehen, wie’s weiter geht – ohne Mutter.