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Für einen Titelkampf reicht es nicht

16. Januar 2022

Dortmund startet furios in den Spieltag und mit dem BVB schauen viele Fußball-Fans hoffnungsvoll auf Kölns Auftritt gegen Bayern. Die Hoffnungen lösen sich schnell in Luft auf. Das verwundert nicht, meint David Vorholt.

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1. FC Köln v FC Bayern München - Bundesliga
Bild: Alexander Scheuber/Getty Images

Selbstverständlich kann man im Jahr 2022 einen Sieg des 1. FC Köln gegen Bayern München nicht erwarten. Man kann - sofern kein Fan der Münchener - lediglich auf einen Überraschungserfolg von Teams wie Köln und anderen hoffen. So wie viele Fans von Borussia Dortmund und Anderen, die sich endlich mal wieder einen spannenden Meisterkampf in der Bundesliga und einen Meister, der nicht Bayern München heißt, wünschen.

Die zarten Hoffnungen all derer, die sich ein Ende in der Meisterkampfödnis wünschen, ruhte nach Dortmunds furiosem 5:1 gegen Freiburg zum Auftakt des Spieltags am Freitag-Abend dieses Mal eben auf dem 1. FC Köln. Und es schien nicht der schlechteste Zeitpunkt für ein Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister. Bayern nach den vielen Corona-Fällen im Team immer noch ersatzgeschwächt, der FC unter Trainer Steffen Baumgart selbstbewusst und stark wie lange nicht mehr - soweit die Theorie. Auch Baumgart selber hatte die Erwartungserhaltung vor dem Spiel geschürt und wollte einen guten Zeitpunkt erkannt haben, um zum ersten Mal seit 2011 einen Sieg gegen die Münchener feiern zu können.

Gegen Bayern versagen die Nerven

Soweit die Theorie, doch es kam anders. Einmal mehr wurde deutlich, was neben der fußballerischen Klasse der Bayern der Grund für den seit Jahren nicht existenten Titelkampf in der Bundesliga ist: Wenn es gegen die Bayern geht versagen auch den Teams aus dem vorderen Tabellenbereich schlicht die Nerven. Der wohl beste 1. FC Köln, den man seit Jahren gesehen hat und der quasi in Schlagdistanz zu den CL-Rängen stand, ist gegen Bayern München nicht ein paar Plätze, sondern gefühlt ein paar Ligen entfernt. Fehler wie der exemplarische Ballverlust von Ondrej Duda vor dem 1:0 gehören nicht in das Spiel einer Mannschaft, die Bayern München ernsthaft herausfordern will. Das 4:0 am Ende resultierte keineswegs aus einem Gala-Auftritt des Rekordmeisters, sondern aus den Fehlern und der offenkundigen Unfähigkeit der Kölner, auf diesem Niveau auch nur ansatzweise zu bestehen.

Fußball Bundesliga 1. FC Köln - FC Bayern München
Mal wieder nicht zu stoppen: Robert Lewandowski und der FC Bayern deklassierten Köln mühelosBild: Alexander Scheuber/Getty Images

Natürlich haben die Bayern als Serienmeister, Champions-League-Dauerabonnent und als mit Abstand am besten vermarktbarer Klub in Deutschland einen Wettbewerbsvorteil. Doch den haben sie zum einen auch nicht geschenkt bekommen und erst recht lassen sich damit keine gegnerischen Leistungen, wie die der Kölner am Samstag erklären. Das müssen die Teams dann schon selber besser machen. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass selbst Borussia Mönchengladbach beim Sieg vergangene Woche in München, bei dem 16-jährige Jugendspieler beim coronagebeutelten Meister aushelfen mussten, keineswegs über 90 Minuten das bessere Team war.

Dreiklassengesellschaft Bundesliga

DW Kommentarbild David Vorholt
Ein spannender Meisterkampf ist in der Dreiklassengesellschaft Bundesliga kaum möglich, meint DW-Redakteur David Vorholt

Dieses Phänomen ist auch beim vor einem Aufeinandertreffen mit den Bayern als Herausforderer auf Augenhöhe hochgejazzten BVB regelmäßig zu beobachten. Der "Deutsche Klassiker", der wenn überhaupt eher einer der Kategorie Youngtimer, als Oldtimer ist, gerät regelmäßig zur Enttäuschung der Dortmunder Fans und zu einer Lehrstunde des Rekordmeisters für den Herausforderer. Und beim Blick auch die gesamte Liga stellt man fest: Die Bayern spielen in einer eigenen Liga vor dem BVB, der wiederum in einer eigenen Liga vor dem gesamten Rest spielt – Dreiklassengesellschaft Bundesliga!

Teams wie der 1. FC Köln stehen möglicherweise gar nicht so weit oben, weil sie so stark sind, sondern weil das Leistungsniveau in der Liga gar nicht so hoch ist, wie es Klubs, Liga und ein Großteil der Fans gerne hätten. Der internationale Vergleich lässt grüßen. So oder so: Die Bayern scheinen der gesamtem Konkurrenz uneinholbar enteilt. Für einen spannenden Titelkampf fehlen also zwei Zutaten: Ernsthafte Konkurrenten und eine starke Liga. Das wird sich auch in dieser Saison am Ende wieder zeigen. Und so wird man sich auf der Zielgeraden der Saison, wenn der Meistertitel vergeben ist, zumindest hoffentlich wieder sagen können: Wenigstens ist der Abstiegskampf spannend.           

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion