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Memme mit Begründung

Patrick Tippelt12. März 2007

Vor Thailands Putschisten liegt ein weites Feld voller Probleme. Und wie sie diese auch angreifen, ist es falsch. Vielleicht kann da nur ein zweiter Putsch helfen.

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Sicher, Deutschland ist nicht das billigste Reiseziel. Da kauft man hier ein Souvenir, da ein Mitbringsel und es rauschen einem die Euro nur so durch die Hände. Da kann man rasch den Überblick verlieren.

So erging es vor einigen Tagen einem hohen Tier der thailändischen Armee. Er schaffte es, innerhalb weniger Tage fast 150.000 Euro in Deutschland und Groβbritannien zu verbraten. Ein Vergnügungstrip mit der Familie, finanziert von Steuerzahlern? Eigentlich müsste die Aufregung gewaltig sein - und sie ist es auch. Doch General Saprang Kalayanamitr mochte sich nicht darüber auslassen.

Ursache und Wirkung

Als Journalisten ihn danach befragten, sprach der General auf einmal vom Putsch. Nicht vom letzten wohlgemerkt, dem im September 2006, in denen seine Kumpane an die Macht kamen. Er definierte für die erstaunten Mitglieder der Presse, dass ein Putsch unter das "Kausalitätsgesetz" falle; "sollte das Land in eine Krise stürzen, kann es immer einen Putsch geben."

Im gleichen Atemzug versuchte er abzuwiegeln. Es gebe keine Kluft in der Armee oder an der Regierungsspitze. Doch leider stimmt das nicht. Die Putschisten machen ihre Sache nicht gerade perfekt. Vielen Angehörigen der Armee ist die derzeitige Regierung unter Sonthi Boonyaratkalin zu schwach, zu lasch.

Imagekrise

Zwar haben Sonthi & Co gute Vorsätze, doch zu lange hat Thaksin Thailand hart geritten. Es herrschen zu viele Missstände, als dass man sie in sechs Monaten in allgemeines Wohlbefinden verpuffen lassen könnte. Von überwältigender Korruption und den Fängen internationaler Spekulanten bis zum Terror im muslimischen Süden Thailands und der Katastrophe des neuen, unbrauchbaren Flughafens - es liegt ein weites Feld voller Minen vor der Regierung.

Und die Thais wollen - nach langen Jahren unter einem Quasi-Diktator - nur, dass es rasch frei geräumt wird. Doch sobald die derzeitige Regierung Maβnahmen ergreifen will, die zwar im ersten Augeblick harsch klingen, doch auf lange Sicht hin das Problemfeld bereinigen können, wird sie kritisiert.

Vorsicht oder Furcht?

Die Regierung unter Sonthi muss also Vorsicht walten lassen. Doch gerade diese wird ihm ausgelegt als Unentschlossenheit. Nicht wenige nennen Sonthi einen Waschlappen. Dass er just sein Haus verlassen hat und in ein Armeelager umgezogen ist, ist nicht gerade imagefördernd.

Dabei ist die Furcht des Putschisten-Obmanns verständlich und auch begründet. Er fürchtet um seine Sicherheit, sein Leben. Viele westliche Länder warnen ihre Bürger vor Reisen nach Thailand; erst vergangene Woche wurden die Warnungen aufgestuft. Vor allem Australien warnt dringend vor der Einreise ab. Begründet werden die Reisehinweise mit möglichen Bombenattentaten in Bangkok - wo zu Silvester acht Bomben die Neujahrsfeierlichkeiten zerstörten.

Bangkok oder nichts

Doch Sonthi fürchtet eher einen zweiten Putsch, gegen ihn, aus seinen eigenen Reihen. So behielt er Truppen, die in den Süden verlegt werden sollten, in Bangkok. An zwei Fronten kann er sie nicht kämpfen lassen, und die Hauptstadt scheint ihm bedrohter. Wen kümmern die Separatisten, wenn jeden Tag Bangkok in Flammen aufgehen kann? Denn darüber sind sich alle einig: Der nächste Putsch wird nicht so glimpflich ablaufen wie der letzte. Denn dann kämpfen Soldaten gegen Soldaten - und nicht gegen ein leeres Regierungshaus.