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Mensch so gut wie Maschine

9. Februar 2003

Ein Remis ist ein Remis – und kein Sieg. Die sechste Schachpartie zwischen Kasparow und Rechner „Deep Junior“ ging unentschieden aus. Damit endete das Turnier mit je einem Sieg pro Spieler ebenfalls ohne Triumph.

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Auch am sechsten Spieltag schwer am Grübeln: Garri KasparowBild: AP

In der spektakulären Auseinandersetzung Mensch gegen Maschine am Schachbrett bleibt die Frage nach dem Sieger weiter offen: In der letzten von insgesamt sechs Partien trennten sich Ex-Schachweltmeister Garri Kasparow und Superrechner "Deep Junior" am Freitag (7. Februar 2003) in New York mit einem Unentschieden. Kasparow hatte zuvor ebenso wie das derzeit beste Schachprogramm der Welt jeweils ein Spiel für sich entschieden. Drei weitere Partien endeten mit einem Remis. Das 39-jährige Schachgenie und die israelischen Programmierer von "Deep Junior" teilten sich das Preisgeld in Höhe von 500.000 Dollar.

Kasparow: Ziemlich zufrieden

Nach der entscheidenden Partei gestand Kasparow seinen großen Respekt vor dem Schnellrechner ein: Sein Hauptziel sei gewesen, nicht zu verlieren. Die "gefährlichen Erinnerungen" an seine Niederlage gegen den Schachcomputer "Deep Blue" vom Mai 1997 wirkten noch immer nach. Deshalb sei er ziemlich zufrieden. Zumal der ehemalige Weltmeister allein für sein Antreten bei dem vom Weltschachverband Fide organisierten Turnier weitere 500.000 Dollar kassierte.

Schachexperten wunderten sich über das vorsichtige Spiel des Großmeisters, der die schwarzen Figuren führte und es auf ein Remis geradezu anlegte. Obwohl er gegen Ende in der stärkeren Position war, nahm sich Kasparow zurück. Nach der Partie erklärte er seine Taktik damit, dass es bis zu einem Sieg noch ein weiter Weg gewesen wäre. Dieser Weg hätte noch viele Möglichkeiten für falsche Züge geboten. Gegen einen menschlichen Gegner hätte er mehr Druck gemacht und auf Sieg gespielt. "Ich wollte absolut sicher sein, und deshalb habe ich entschieden, dass es weiser ist, das Spiel zu beenden", sagte Kasparow.

Strategische Mikrowelle

"Deep Junior" ist dem Rechner-Monster "Deep Blue" technisch unterlegen. Etwa so groß wie ein Mikrowellengerät, gilt seine Rechnerkapazität von rund drei Millionen Spielzügen pro Sekunde in der Oberklasse der Schachcomputer als mickrig. "Deep Blue" schaffte in derselben Zeit rund 200 Millionen Varianten. Dafür zeichne den "Junior" die Fähigkeit aus, strategisch zu spielen, erklärten seine Programmierer Amir Ban und Schai Buschinski. Ihr Schützling sei aber "nicht so gut drauf gewesen".

Kasparow quittierte die Bemerkung mit einem Lächeln und wertete seine Leistung dadurch auf, dass er seinen jüngsten Gegner als stärker bezeichnete als die Siegermaschine von 1997. Zu keinem Zeitpunkt während des Turniers sei er wirklich besiegt gewesen: "Ich habe nur ein Spiel verloren, und das war ein schreckliches, schreckliches Versehen", betonte Kasparow. Nicht die Maschine habe ihn besiegt. Seinen Titel im Vergleich Mensch gegen Mensch verlor er 2000 an seinen Landsmann Wladimir Krammnik. Jüngster Weltmeister darf er sich jedoch weiterhin nennen, seitdem er 1985 im Alter von 22 Jahren den Thron der Schachspieler bestiegen hatte. (kap)