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Menschenrechtlerin Ebadi mit Avicenna-Preis geehrt

6. Mai 2012

Die iranische Friedensnobelpreisträgerin Ebadi ist mit dem Avicenna-Preis 2012 ausgezeichent worden. Kritisch äußerte sich die Anwältin zur europäischen Iran-Politik.

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Hessens Ministerpraesident Volker Bouffier (CDU) ueberreicht am Sonntag (06.05.12) in der Paulskirche in Frankfurt am Main den Avicenna-Preis an die iranische Friedensnobelpreistraegerin von 2003, Shirin Ebadi )Foto: dapd)
Bild: dapd

Shirin Ebadi nahm den mit 50.000 dotierten Preis in der Frankfurter Paulskirche aus der Hand des hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier entgegen. Zur Begründung hieß es, Ebadi habe sich durch ihr ebenso unermüdliches wie unerschrockenes Eintreten für Freiheit und Menschenwürde in besonderem Maße um das friedliche und freiheitliche Zusammenleben der Menschen in Orient und Okzident verdient gemacht.

Preis nach persischem Gelehrten benannt

Der Preis erinnert an den im Westen unter dem Namen Avicenna bekannten Arzt und Universalgelehrten Abu Ali Ibn Sinna, der von 980 bis 1037 in Persien lebte. Der den Preis verleihende Avicenna-Verein wurde 2005 vom Vorsitzenden der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung, Yasar Bilgin, gemeinsam mit Medizinern und Wissenschaftlern gegründet. Mit dem Preis werden Personen oder Institutionen ausgezeichnet, die für Toleranz und die Annäherung der Kulturen eintreten.

Die 64-Jährige Ebadi wurde in Avicennas Heimatstadt Hamadan geboren. Nach der islamischen Revolution 1979 verlor sie ihr Amt als Richtern, da die Mullahs Frauen in einer solchen Position nicht dulden. 1992 erhielt Ebadi nach langer Wartezeit eine Zulassung als Rechtsanwältin und vertrat vorwiegend Oppositionelle vor Gericht. 2000 wurde sie inhaftiert und mit einem begrenzten Berufsverbot belegt. 2003 erhielt sie den Friedensnobelpreis. Ebadi lebt seit 2009 im westlichen Exil.

"Europäer vergessen oft Menschenrechte"

In einem Interview des "Tagesspiegel am Sonntag" warf Ebadi Europa vor, den Iran trotz schwerer Menschenrechtsverletzungen zu unterstützen. "Bei Vertragsunterzeichnungen vergessen die Europäer oft die Menschenrechte", sagte die Juristin der Zeitung aus Berlin. So könne die Führung in Teheran etwa europäische Satelliten nutzen, um mit ihrem "Propaganda-Fernsehen in den verschiedenen Weltregionen die Öffentlichkeit zu manipulieren".

Ebenso könnten" korrupte iranische Funktionäre" ihr Geld nach wie vor problemlos in europäischen Banken lagern, kritisierte Ebadi. Dies müsse abgestellt werden. Die Friedensnobelpreisträgern widersprach zudem Auffassungen, wonach es im Iran einen Konsens zur Nutzung ziviler Atomkraft gebe. "Die Trotzreaktion des iranischen Staates im Atomstreit mit dem Westen hat zu sehr schweren Wirtschaftssanktionen geführt, unter denen die Menschen leiden. Deshalb sind viele gegen das Atomprogramm", sagte Ebadi. Allerdings sei keine freie Debatte in den Medien dazu möglich.

wl/gmf (kna,epd,afp)