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Politik

Merkel und Gentiloni wollen enger kooperieren

18. Januar 2017

Eigentlich war der neue italienische Ministerpräsident Gentiloni nach Berlin gekommen, um mit der Kanzlerin politische Fragen zu erörtern. Doch dann wurde der Besuch von schweren Erdstößen in Mittelitalien verdüstert.

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Deutschland Italien Merkel empfängt Paolo Gentiloni
Man versteht sich: Kanzlerin Merkel begrüßt Regierungschef Gentiloni in BerlinBild: picture-alliance/dpa/M. Gambarini

Seinen ersten Berlin-Besuch als Regierungschef hatte sich Paolo Gentiloni sicher anders vorgestellt. Der Nachfolger von Matteo Renzi, der Anfang Dezember nach dem verlorenen Verfassungsreferendum zurückgetreten war, hatte sich im Kanzleramt angesagt, um mit Angela Merkel aktuelle europapolitische und internationale Themen zu besprechen. Das taten die beiden auch, doch dann kam die Meldung über drei Erdbeben in Italien dazwischen.

Nach einem Arbeitsmittagessen betonten Merkel und Gentiloni ihren Willen zur engeren Zusammenarbeit bei der Lösung internationaler Krisen, nicht zuletzt angesichts des wachsenden Rechtspopulismus und der Unklarheiten über den Kurs des künftigen US-Präsidenten Donald Trump. "Vertrauen werden wir dann gewinnen, wenn wir die Probleme lösen", sagte die Bundeskanzlerin. Dazu zähle sie die Migration genauso wie Beschäftigung, innere Sicherheit und Wirtschaftswachstum.

Gentiloni ergänzte mit Blick auf die EU, die Antwort auf die internationalen Probleme "kann nur von uns selbst kommen". Europa müsse die "zwei, drei wesentlichen Aufgaben anpacken und lösen: Wachstum, Investitionen, Migration". Gleichzeitig müsse die Politik "Europa als Perspektive aufzeigen, nicht nur als Geschichte".

Bisher keine Todesopfer

Mit Blick auf die neuerlichen Erdbeben in Mittelitalien sagte Gentiloni, nach ersten Angaben habe es keine Todesopfer gegeben. "Aber die Tatsache, dass es immer wieder zu so starken Erdbeben kommt, ist alarmierend für die Bevölkerung vor Ort, die ja bereits so viele Schicksalsschläge hinnehmen musste." Gentiloni sprach von einem schwierigen Tag für sein Land. Die Kanzlerin bot die Hilfe Deutschlands an. "Wenn Italien Unterstützung braucht, Hilfe braucht, werden wir von deutscher Seite an der Seite Italiens stehen", unterstrich Merkel. Ihre Gedanken seien bei den betroffenen Menschen.

Die Mitte Italiens war am Vormittag von drei Beben mit Stärken zwischen 5,3 und 5,7 erschüttert worden. Ihre Epizentren lagen in derselben Region, in der erst im August ein folgenschweres Beben gewütet hatte. Die Erdstöße waren noch in der rund hundert Kilometer entfernten Hauptstadt Rom zu spüren. Dort wurden etliche Schulen und das Außenministerium sicherheitshalber geräumt und der U-Bahn-Betrieb unterbrochen. Berichte über Schäden lagen zunächst nicht vor. In der Stadt Aquila, in der bei einem Beben im Jahr 2009 mehr als 300 Menschen starben, rannten die Menschen in Panik auf die Straßen.

Italien Geschlossene U-Bahn-Station in Rom
Wegen blockierter U-Bahn-Stationen in Rom stehen viele Passagiere auf der Straße Bild: DW/I. Sotnikov

Bis zu zwei Meter Schnee

Die Rettungsdienste überflogen die Unglücksregion mit Hubschraubern, um sich einen Überblick zu verschaffen. Die betroffene Region liegt zu großen Teilen unter einer dichten Schneedecke. Schon wegen des Schnees waren in etlichen Städten und Dörfern die Schulen geschlossen geblieben. Das Rote Kreuz berichtete, in Dörfern bei Amatrice seien Gebäude eingestürzt. Andernorts säßen Dutzende Bewohner in eingeschneiten Häusern fest. "Die Lage ist dramatisch", sagte der Bürgermeister von Accumoli, Stefano Petrucci. Wegen des Schnees sei der Straßenverkehr blockiert, es fehle an Räumfahrzeugen. "Wir können nicht mit Pfeil und Bogen dagegen ankämpfen!"

Bei dem Erdbeben in der Nähe von Amatrice waren im August 2016 fast 300 Menschen ums Leben gekommen. Ende Oktober wurden dann mehrere Orte etwa 60 Kilometer weiter nördlich von zwei weiteren schweren Beben erschüttert. Das zweite hatte eine Stärke von 6,5 und war damit das stärkste in Italien seit 36 Jahren. Tausende Menschen wurden obdachlos.

kle/ml (afp, dpa, rtre)