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Mexiko beschlagnahmt 105 Tonnen Marihuana

19. Oktober 2010

Dem mexikanischen Militär und der mexikanischen Polizei ist der größte Drogenfund seit Jahren gelungen. Sie beschlagnahmten 105 Tonnen Marihuana und nahmen elf Verdächtige fest. Zwei Personen wurden verletzt.

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Zwei Soldaten stehen zwischen tausenden von Drogenpaketen (Foto: ap)
Insgesamt 10.000 Päckchen mit Marihuana wurden sichergestelltBild: AP

Bei der gemeinsamen Operation von Militär und Polizei am Montag (18.10.2010) in der mexikanischen Stadt Tijuana nahe der Grenze zu den USA wurden 10.000 Päckchen mit Marihuana sichergestellt. General Alfonso Duarte Mujica erklärte, dass die Päckchen mit den Drogen in die USA hätten geschmuggelt werden sollen. Während ihr Schwarzmarktwert in Mexiko bei rund 335 Millionen US-Dollar, umgerechnet 240 Millionen Euro, liegt, wird geschätzt, dass er in den USA drei bis viermal so hoch ist.

Die Drogenschmuggler waren in einem Konvoi, der aus sieben Fahrzeugen bestand, in Tijuana unterwegs als es zu einer Schießerei zwischen der Polizei und den Verdächtigen kam. Die Armee kam während des Schusswechsels zur Unterstützung der Polizei hinzu. Ein Polizist und ein mutmaßlicher Drogenschmuggler wurden bei dem Gefecht verletzt, elf Verdächtige sind festgenommen worden. In einigen der Fahrzeuge lagerte ein Teil der Drogen. Aussagen der Festgenommenen führten die Polizei zu einem Bauernhof, einem Haus und einer Wohnung in der Umgebung von Tijuana, wo die restlichen Drogen aufbewahrt wurden.

Blick von oben auf tausende Drogenpakete, bewacht von dutzenden von Soldaten (Foto: ap)
Mehr als Eigenbedarf: 105 Tonnen Marihuana präsentierten die mexikanische Polizei und Armee unter strenger BewachungBild: AP

Die Bedeutung der Beschlagnahmung

Porträt von Dr. Karl-DIeter Hoffmann
Dr. Karl-Dieter Hoffmann, Leiter des Zentralinstituts für Lateinamerika-Studien (ZILAS) an der Katholischen Universität EichstättBild: Dr. Karl-Dieter Hoffmann

Nur rund ein Drittel des US-amerikanischen Marihuana-Bedarfs werde von mexikanischen Drogenkartellen gedeckt, schätzt Dr. Karl-Dieter Hoffmann, Leiter des Zentrums für Lateinamerikastudien der Katholischen Universität Eichstätt, im Interview mit DW-WORLD.DE. Der größte Teil werde in Kanada oder in den USA selbst produziert. Ohnehin würden die Drogenkartelle mehr an Kokain verdienen: "Auf US-Seite ist in den letzten Jahren alles teurer geworden, nur Marihuana nicht", erläutert Hoffmann. Und weiter: "Aber solange sich der Schmuggel einer solchen relativ niedrigwertigen Ware lohnt, solange ist kaum damit zu rechnen, dass man den Schmuggel mit Kokain, der wesentlich mehr Einnahmen verspricht, unterbinden kann."

Ohnehin müsse man den Fund der mexikanischen Polizei von 105 Tonnen Marihuana relativieren, sagt Karl-Dieter Hoffmann: "Das ist ungefähr der sechste Teil des Marihuanas der im Laufe dieses Jahren in Mexiko sichergestellt wurde. Es sind 700 Tonnen, die man 2010 alleine in Mexiko sichergestellt hat"

Forderungen nach Legalisierung von Drogen

Durch den anhaltenden Krieg der mexikanischen Regierung gegen die Drogenkartelle mit zehntausenden von Toten wurde in Lateinamerika eine Diskussion um die Legalisierung von Drogen in Gang gesetzt. So stellten bereits 2009 die die Ex-Präsidenten von Brasilien, Kolumbien und Mexiko in einer gemeinsamen Erklärung fest: "Der Drogenkrieg ist gescheitert. Von einer Ausmerzung der Drogenkriminalität sind wir weiter entfernt als je zuvor." Die drei Ex-Staatschefs pladierten dafür, Haschisch und Marihuana zu legalisieren. Mexikos Ex-Außenminister Jorge Castañeda und Ex-Regierungssprecher Rubén Aguilar sind zumindest für eine Legalisierung von Marihuana.

Porträt von Mario Vargas Llosa (Foto: ap)
Literaturpreisträger Mario Vargas LlosaBild: AP

Literaturnobelpreisträger Mario Vargas Llosa hatte sogar dazu aufgefordert, Drogen generell zu legalisieren. "Dies ist der einzige Ausweg", sagte Vargas Llosa. Und weiter: "Der Drogenschmuggel kann nicht mit militärischen Mitteln besiegt werden. Es wird ihn geben, solange es Abnehmer von Rauschgift gibt."

Die meisten Prominenten die sich für eine Legalisierung ausgesprochen haben, sind ehemalige Amtsträger. Regierende Politiker machen sich hingegen für eine Beibehaltung des Verbots stark. Die Regierung von Mexiko sieht sich auf dem richtigen Weg. So sagte ein Sprecher des Präsidentenamtes, dass die Anzahl der durch den Drogenkrieg Getöteten zurückgegangen sei. Während zwischen Juni und August im Durchschnitt täglich 49 Menschen getötet wurden, seien es im September "nur" 36 gewesen. Dieser Rückgang sei darauf zurückzuführen, dass die Regierung der organisierten Kriminalität schwere Schläge zugefügt habe.

Autor: Marco Müller (dpa, ap, apf, rtr)
Redaktion: Anne Herrberg