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Todeszone Mexiko

31. Dezember 2017

Weltweit ist die Zahl der ermordeten Journalisten so niedrig wie seit Jahren nicht mehr. Im mexikanischen Drogenkrieg allerdings kommen mehr Reporter ums Leben als in den Konfliktgebieten Syrien oder Afghanistan.

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Mexiko | Gedenken an die ermordete Journalistin Miroslava Breach
Immer wieder muss Mexiko um ermordete Journalisten trauern: Hier Gedenken an Miroslava Breach und Javier ValdezBild: picture-alliance/AP Photo/R. Blackwell

Aufgerieben zwischen brutalen Drogenkartellen und korrupten Politikern stehen die Journalisten in Mexiko jeden Tag im Kreuzfeuer. 13 Reporter und Medienschaffende wurden 2017 in dem lateinamerikanischen Land getötet - so viele wie nirgendwo sonst auf der Welt, wie die Internationale Journalisten-Föderation (IFJ) jetzt berichtete.

Zwischen den Fronten 

"In Mexiko Journalist zu sein, ähnelt eher einem Todesurteil als einem Beruf", sagte die Direktorin der Menschenrechtsorganisation Amnesty International in Mexiko, Tania Reneaum, nach dem Mord an dem bekannten Journalisten Javier Valdez in der Drogenhochburg Sinaloa. Der Korrespondent der linksliberalen Tageszeitung "La Jornada" galt als Kenner von Mexikos Unterwelt. Nach Festnahmen und Tötungen von mächtigen Kartellbossen toben in den Syndikaten blutige Verteilungskämpfe. Zudem mischen immer mehr kleine Banden mit. Das macht es auch für erfahrene Reporter schwerer, nicht zwischen die Fronten zu geraten. 

Geringer Rückgang 

Während in Mexiko die Zahl der getöteten Journalisten 2017 noch einmal gestiegen ist, ging sie weltweit zurück und war so niedrig wie seit zehn Jahren nicht mehr. Im zu Ende gehenden Jahr seien 81 Reporter und Medienschaffende bei Mordanschlägen oder im Kreuzfeuer zu Tode gekommen, bilanzierte die IFJ. Mehr als 250 Journalisten säßen im Gefängnis.  

Im vergangenen Jahr waren nach Angaben des Dachverbands der nationalen Journalistenverbände noch 93 Journalisten getötet worden. Grund für die gesunkene Gewalt gegen Journalisten ist nach Einschätzung der IFJ eine gewisse Beruhigung in einigen Konfliktgebieten. So habe es im Jemen den Großteil des Jahres eine Pattsituation zwischen verfeindeten Gruppen gegeben. Im Irak und Syrien sei die Terrormiliz "Islamischer Staat" in der Defensive gewesen. Diese Entwicklungen hätten das Risiko für Journalisten etwas gesenkt.

Morde werden selten aufgeklärt 

"Wir begrüßen die Tatsache, dass dieses Jahr das am wenigsten tödliche für Journalisten in einem Jahrzehnt war, aber es ist kein Anlass für Selbstgefälligkeit", meinte IFJ-Generalsekretär Anthony Bellanger. "In Syrien, Mexiko und Indien bewegen sich die Morde noch immer auf einem erschreckenden Niveau, mehr weibliche Journalisten wurden getötet, die Straflosigkeit bei den Taten liegt bei über 90 Prozent, Selbstzensur ist weit verbreitet und mehr Journalisten sind in Haft als in den vergangenen Jahren."

Bei der Zahl der Morde folgten auf Mexiko die Konfliktregionen Afghanistan (11), Irak (11) und Syrien (10). Auch in Europa wurden fünf Journalisten getötet. Für besonderes Aufsehen hatten international zuletzt die Fälle der ermordeten Journalistinnen Kim Wall in Dänemark und Daphne Caruana Galizia auf Malta gesorgt. 

"Auch wenn es einen Abwärtstrend gibt, ist das Gewaltniveau gegen Journalisten noch immer inakzeptabel hoch", kommentierte IFJ-Präsident Philippe Leruth.

SC/jj (dpa, APE)