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Michael Ballack

Michael Ballack. Viermal deutscher Meister. Seit Sommer 2006 kämpft der schöne Sachse mit dem Linksverkehr in London. Und mit den Anforderungen in der Premier League. Beim englischen Meister FC Chelsea.

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Aller Anfang ist schwerBild: DW-TV

Wie kommst du denn in England klar? Fühlst du dich wohl hier?

Michael Ballack:
Ja. Mit der Zeit lebt man sich ein und kennt die Wege im täglichen Leben. Und das wird dann immer besser.

Du giltst als zurückhaltender Mensch, der ein Weile braucht, um sich in einer Mannschaft einzufinden. War das doppelt schwierig, als du nach Chelsea gekommen bist? Andere Sprache, ganz anderer Verein, andere Strukturen, andere Liga?

Michael Ballack:
Eigentlich nicht so, weil ich durch mein fußballerisches Können und meinen Stellenwert, den ich ja nicht nur in Deutschland habe, sondern auch international schon gut Fuß gefasst habe und die Leute mir auch einen gewissen Respekt entgegen gebracht haben. Das ist für mich natürlich auch ein neuer Schritt. Das erste Mal ins Ausland. Aber es ist interessant zu sehen, wie das in einem anderen Land funktioniert.
Auch im Training. Man ist hier mehr abgeschottet. Es ist ruhiger beim täglichen Arbeiten.

Das stelle ich mir interessant vor. Das ist bestimmt besser als in Deutschland? Dieses abgeschottete Training.

Michael Ballack:
Ja, die Journalisten sehen das natürlich nicht so gern, weil die natürlich immer Stoff haben wollen. Sicherlich auch Fans.


Jose Mourinho hat sich unheimlich um dich gerissen. Ist das ein Grund gewesen, warum du dich für Chelsea entschieden hast?

Michael Ballack:
Es ist schön, wenn ein so erfolgreicher Trainer einen unbedingt will. Seitdem ich hier bin, ist es auch so, dass wir ein sehr gutes Verhältnis haben und ich das Gefühl habe, dass er hinter mir steht.

Merkst du, dass du dich noch entwickeln kannst oder musst?

Michael Ballack:
Man fängt nicht bei Null an. Aber man muss sich eben neu orientieren. Man muss sich hier wieder neu beweisen. Auch das Niveau in der Mannschaft ist noch mal einen Tick höher, weil unheimlich viele Stars in der Mannschaft sind. Das macht es nicht einfacher aber interessant und ist eine Riesenherausforderung für mich.

Ich habe mir das Spiel gegen Newcastle angesehen und war überrascht zu sehen, wie viele Leute Ballack-Trikots tragen.

Michael Ballack:
Mich freut es natürlich, dass ich so viele Fans habe und will die natürlich auch glücklich machen mit guten Leistungen. Die Engländer sind fanatisch nach Fußball.

Hattest du Russisch oder Englisch in der Schule früher?

Michael Ballack:
Beides.

Beides? Worin warst Du besser?

Michael Ballack:
Russisch, weil es meine erste Fremdsprache war und ich das Abitur auch mit Russisch gemacht habe.

Gibt es denn Situationen, in den du dich mit deinem Chef, Herrn Abramovitsch, auf Russisch unterhältst?

Michael Ballack:
Nein. Eigentlich nur wenig. Weil auch viel verloren gegangen ist in den letzten Jahren und ich es überhaupt nicht gebraucht habe. Da ist dann das Englisch doch besser.

Du sagst, du verfolgst die Bundesliga nach wie vor. Was hältst du im Augenblick von ihr?

Michael Ballack:
Man sieht einfach, dass sich die Mannschaften schwer tun. Man sieht, dass da eine sehr enge Spitze zusammen ist. Obwohl die Mannschaften, die oben stehen, alle Schwächephasen hatten. Ob das Schalke ist, Bremen, der FC Bayern oder auch Stuttgart und trotzdem noch oben sind. Das zeigt, dass es teilweise ein bisschen zäh ist, aber ich denke trotzdem, dass es interessant ist. Deswegen gucke ich gerne Bundesliga.

Du kommst aus einer Plattenbausiedlung in Görlitz. Das darf man sich nicht so vorstellen, wie man sie heute sieht. Damals gab es nur Fußball für Euch. Aber du hättest auch studieren können.

Michael Ballack:
Aber als ich mit 18 dann einen Profivertrag bekommen habe, da habe ich das ganz weit weggeschoben. Das ist ganz klar, wenn man die Chance bekommt Profifußballer zu werden.

Aber es gab einen Moment, da stand deine Karriere ganz schön auf der Kippe. Du hattest einen Knorpelschaden. Und deinen Eltern sagte man, das wird wahrscheinlich gar nichts.

Michael Ballack:
Ja, so kann man sich irren. Auch als Arzt manchmal.

Du liebst dein Leben?

Michael Ballack:
Wenn man Fußballer ist, dann hat man viel dafür aufgeben müssen. Vor allen Dingen in jungen Jahren. Die Freizeit kam dann natürlich immer ein bisschen zu kurz. Wenn man nach Hause kam, Hausaufgaben und dann noch mal Fußball. Um sechs aus dem Haus und um sechs zurück. Da war nix mit Freunden spielen oder so. Das war da ziemlich professionell, der Sport, auch zu DDR-Zeiten. Da hat man Einiges aufgeben müssen. Aber es ist als Fußballer eine schöne Sache, das, was man am liebsten tut, zum Beruf zu machen. Das ist fantastisch.