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Politik

Migranten treten in Hungerstreik

9. Juli 2019

Ihr Lager war zwischen die Fronten geraten im Krieg zwischen libyschen Regierungstruppen und den Milizen des Generals Haftar. Mit ihrer verzweifelten Aktion wollen die Migranten Druck auf die UN ausüben.

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Libyen Luftangriff Tajoura Detention Center bei Tripolis
Das Flüchtlingslager Tadschura war vergangene Woche mehrfach unter Beschuss geratenBild: picture-alliance/AP Photo/UGC

Etwa 360 Personen in dem libyschen Flüchtlingslager Tadschura weigern sich Nahrung aufzunehmen. Die Migranten wollen aus dem Land gebracht werden und fordern Zusagen der Vereinten Nationen, dass das Lager östlich der Hauptstadt Tripolis nicht erneut angegriffen wird, wie ihr Sprecher Mahmud Tawir mitteilte. Als UN-Vertreter das Lager vor Kurzem besuchten, sei es diesen auch nicht gelungen, die Menschen von ihrem Entschluss abzubringen.

Bei zwei Luftangriffen in der vergangenen Woche waren in dem Lager nach UN-Angaben 53 Menschen getötet worden. Knapp 130 Personen wurden verletzt. Die Angriffe waren Teil der Kämpfe zwischen Truppen der Regierung von Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch und General Chalifa Haftar, der im April eine Offensive auf Tripolis gestartet hatte.

Libyen Tripolis nach dem Luftangriff auf das Tajoura Detention Center
Nach jüngsten Angaben der UN wurden bei den Luftangriffen 53 Menschen getötetBild: Reuters/I. Zitouny

Beide Seiten beschuldigen sich gegenseitig, für die Vorfälle verantwortlich zu sein. Die Migranten und Flüchtlinge in Tadschura weigern sich seitdem, im Inneren des Camps zu schlafen - aus Angst vor weiteren Angriffen. Nach Angaben ihres Sprechers wollen sie auch in kein anderes Lager verlegt werden. Denn sie befürchten, dass dies ihre erhoffte Reise nach Europa verzögern könnte.

Hinzu kommt, dass die für Mahlzeiten verantwortliche Firma ihre Lieferungen wegen unbezahlter Rechnungen Anfang April eingestellt hat. Die Leitung des Lagers könne für jeden Migranten derzeit nur eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung stellen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind in Libyen seit Beginn der Kämpfe im April mehr als 1000 Menschen getötet worden, darunter mehr als 100 Zivilisten.

Merkel kritisiert anhaltende Waffenlieferungen

In Deutschland rückte Bundeskanzlerin Angela Merkel  internationale Waffenlieferungen nach Libyen in den Fokus. Durch externe Akteure gelangten viel zu viele Waffen in das nordafrikanische Bürgerkriegsland, kritisierte Merkel bei einem Empfang für das Diplomatische Corps.

Nötig sei ein "Waffenstillstand ohne Vorbedingung", so die Kanzlerin, damit es nicht zu einer Situation wie in Syrien komme. Dort entwickelte sich ein Bürgerkrieg zu einem Stellvertreterkrieg mit der Einmischung ausländischer Staaten.

uh/sti (dpa, rtr)