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Mikroplastik gelangt über Mücken in Vögel

19. September 2018

Dass die Meere und ihre Bewohner nahezu in Mikroplastik schwimmen, ist bekannt. Britische Forscher fanden nun heraus, dass die winzigen Teilchen auch den Luftweg nehmen. Transporteur ist die Stechmücke.

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Stechmücke Tigermücke
Bild: picture-alliance/dpa/EFE/G. Amador

Selbst an den entlegensten Stellen der Weltmeere konnten Wissenschaftler mittlerweile Mikroplastik nachweisen. Diese winzigen Kunststoffpartikel bis fünf Millimeter Durchmesser entstehen, wenn sich größere Teile des Plastikmülls durch Sonnenlicht und die Wellenbewegung allmählich zersetzen. Zu finden sind diese mikroskopisch kleinen Kugeln und Fasern aus Kunststoff nicht nur in Gewässern, sondern auch in Fischen und Muscheln, also in unserer Nahrungskette. 

Britische Wissenschaftler haben jetzt erstmals eine Studie vorgelegt, wonach Mikroplastik aus Gewässern über Fluginsekten auch in die Nahrungskette von Landlebewesen gelangen kann. Demnach könne Mikroplastik über Mücken auch in deren Fressfeinde wie Vögel, Fledermäuse und Spinnen gelangen. Winzige Kunststoffstückchen, die Mücken als Larven im Wasser geschluckt haben, seien auch noch in erwachsenen, fliegenden Insekten zu finden.

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Duschgel, Peeling, Lippenstift: In vielen Kosmetikprodukten steckt MikroplastikBild: picture alliance/JOKER/A. Stein

Die Wissenschaftler umAmanda Callaghan von der britischen University of Reading untersuchten an der Gemeinen Stechmücke (Culex pipiens), wie kleine Kunststoffkügelchen über die verschiedenen Lebensstadien hinweg im Körper bleiben.

Das Team nutzte zunächst zwei Mikrometer (ein Mikrometer ist ein tausendstel Millimeter) große Stückchen, Nachdem die Mücken im dritten Larvenstadium Wasser mit 80.000 Kügelchen pro Milliliter zu sich genommen hatten, fanden die Forscher im vierten Larvenstadium durchschnittlich jeweils etwa 3000 winzige Kugeln. Im Puppenstadium waren es noch etwas über 1000 Kügelchen, die erwachsenen Mücken wiesen jeweils noch etwa 40 Stücke auf, schreiben die Wissenschaftler in den«Biology Letters» der Royal Society.

Die fluoreszierenden Kunststoffkügelchen sind unter dem Mikroskop gut zu sehen. So konnten die Forscher genau lokalisieren, wo im Körper das Mikroplastik den Wechsel zwischen den Lebensstadien überdauert: in den Malpighischen Gefäßen, den Ausscheidungsorganen bei Insekten, die am ehesten mit Nieren vergleichbar sind. Im Gegensatz zum Darm bleiben die Malpighischen Gefäße beim Wechsel der Lebensstadien weitgehend unverändert.

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Die Mücke ist vermutlich nicht das einzige Insekt, das Mikroplastik in die Mägen seiner Fressfeinde transportiertBild: Imago/blickwinkel

Laut Studie hängt die Weitergabe des Mikroplastiks entschieden von der Größe ab. Mückenlarven, in deren Wasser sich 15 Mikrometer große Kügelchen befanden, nahmen weniger Stückchen auf. Über die Lebensstadien hinweg waren in ihnen auch deutlich weniger Teilchen zu finden, in den erwachsenen Mücken gar keine mehr. Allerdings entdeckten die Biologen eine Ausnahme: Wenn zwei rund 15 Mikrometer große Kügelchen zugleich aufgenommen wurden, waren auch in den erwachsenen Mücken 15-Mikrometer-Plastikteile nachweisbar.

Nicht nur Mücken transportieren Mikroplastik: Die britischen Forscher gehen davon aus, dass ihre Labor-Ergebnisse auf andere Insekten übertragbar sind: "Während Stechmücken hier als Modellorganismus verwendet wurden, wird jedes Süßwasserinsekt, das Mikroplastik aufnehmen kann, wahrscheinlich Kunststoffe in ein terrestrisches erwachsenes Stadium übertragen", schreiben sie in ihrer Studie.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund