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Politik

Millionär: "Habe kein Geld für den Brexit!"

Juri Rescheto
21. November 2019

Laut britischen Medien soll sich Russland in die Brexit-Kampagne in Großbritannien eingemischt haben. Banker Alexander Lebedew wird als einer der Unterstützer genannt. Im DW-Interview bestreitet er den Vorwurf.

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Russland Unternehmer Alexander Lebedew
Bild: AFP/A. Nemenov

Hat Moskau schon wieder seine Finger im Spiel? Die britische "Sunday Times" will die Namen von neun reichen Russen herausgefunden haben, die angeblich die konservative Partei des britischen Premiers Boris Johnson finanziell unterstützt haben. Ihre Informationen bezieht die Zeitung laut eigenen Aussagen aus dem Bericht eines parlamentarischen Untersuchungskomitees über russische politische Einflussnahme im Vereinigten Königreich. Dieser hätte eigentlich am 10. November veröffentlicht werden sollen. Die Regierung hat das aber wenige Wochen vor den Neuwahlen am 12. Dezember verhindert und die Veröffentlichung verschoben.

Der russische Multimillionär Alexander Lebedew ist einer von drei Russen, die die Brexit-Kampagne angeblich mitfinanziert haben. Der Banker hat unter anderem die britische Zeitung "The Independent", den "Evening Standard" und den Fernsehsender London Live gekauft. Dem Geschäftsmann wird seine KGB-Vergangenheit und die einstige Nähe zur russischen Regierung vorgeworfen. Tatsächlich diente er als Offizier des sowjetischen Geheimdienstes KGB. Er bestreitet auch nicht, Russlands Präsident Wladimir Putin in der Vergangenheit mehrmals getroffen zu haben. Doch die Vorwürfe der Brexit-Finanzierung nennt er absurd.

In der Kritik steht unter anderem seine Anwesenheit bei einer Party, die Alexander Lebedews Sohn, der britische Geschäftsmann Jewgeni Lebedew, im April 2018 auf seinem Anwesen in Italien organisierte und zu der er den damaligen britischen Außenminister Boris Johson einlud. Johnson kam. Doch wie viel Nähe hatte er zu Lebedews tatsächlich?

Russland Unternehmer Alexander Lebedew
Russischer Milliardär mit politischen Ambitionen: Alexander LebedewBild: AFP/A. Nemenov

Deutsche Welle: Stimmt es, dass Sie mit Boris Johnson befreundet sind?

Alexander Lebedew: Befreundet nicht, ich kenne ihn nur. Vielleicht ist aber Zhenja (Lebedews Sohn Jewgeni, Anm. der Red.) mit ihm befreundet.

Wann haben Sie Boris Johnson das letzte Mal getroffen?

Vor zwei oder drei Jahren. Obwohl insgesamt traf ich ihn mehr als zehn Mal. Mindestens.

Es geht um eine Party in einer Villa in Italien...

Das war der Geburtstag von Jewgeni. Aber ich selbst habe Johnson nicht gesehen. Er war müde und entspannte sich. Was soll ich nun sagen: Dass ich ihn gesehen oder nicht gesehen habe? Gesprochen habe ich jedenfalls nicht mit ihm.

Und Ihr Sohn? Wann hat er Johnson das letzte Mal gesehen?

Das weiß ich nicht, fragen Sie ihn. Die sind doch seit Jahren befreundet.

Hat Ihr Sohn der konservativen Partei des britischen Premiers Boris Johnson Geld gespendet?

Davon weiß ich nichts. Er besitzt zwar Zeitungen, die theoretisch Einfluss ausüben könnten, aber er hat es wohl kaum ausgenutzt. Britische Journalisten sind überhaupt schwer zu beeinflussen. Ich bin sicher, dass mein Sohn weder an die Konservativen noch an die Labor Partei noch an irgend jemanden anders Geld gespendet hat.

Und Sie?

Sie scherzen wohl? Ich habe ja gar kein Geld dafür.

Was glauben Sie, warum dieser Verdacht trotzdem aufkam?

Das ist Fake News vom "Guardian". Sie wollen, dass (Labour-Chef) Jeremy Corbyn Premierminister und Boris (Johnson) kompromittiert wird. Mit Hilfe des KGB! Das ist doch klar. Wir sollten aber den Bericht der Regierung erstmal abwarten. Ich habe dessen sofortige Veröffentlichung gefordert und tue es jetzt hiermit wieder. Ich will selbst wissen, das genau darin steht, eher ich es kommentiere.

Das Interview führte Juri Rescheto.

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Juri Rescheto Chef des DW-Büros Riga