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Minenbetreiber in Chile müssen zahlen

27. August 2010

Den Betreibern der eingestürzten Mine im nordchilenischen Copiapó drohen Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe. Mehrere Familien der verschütteten Kumpel klagten. Deren Bergung kann noch Monate dauern.

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Video aus der Mine (Foto: AP)
"Vergesst uns nicht!" - Botschaften aus 700 Meter TiefeBild: AP

Für den Betreiber des Bergwerks San José, die chilenische Gruppe San Esteban, wird das Grubenunglück teuer: Ein Richter verfügte am Donnerstag (26.08.2010), dass Einnahmen der Betreiber in Höhe von umgerechnet 1,4 Millionen Euro für künftige Entschädigungszahlungen eingefroren werden – als eine Art "Vorsichtsmaßnahme", wie Edgardo Reinoso sagte, der Anwalt, der die Familien von 26 der 33 eingeschlossenen Bergarbeitern vertritt. Seinen Angaben zufolge hätte die Betreiberfirma eben diese Summe in den nächsten Tagen von der chilenischen Regierung für den Verkauf von Kupfer erhalten sollen.

Sebastian Pinera (Foto: AP)
"Uns geht es gut in dem Schutzraum. Die 33." - Chiles Präsident hält den Zettel der Hoffnung in die KamerasBild: AP

Die Familien der verschütteten Kumpel werfen der Gruppe San Esteban Nachlässigkeit vor. Denn obwohl es in der Mine bei Copiapó bereits 2007 einen tödlichen Unfall gegeben hatte, sei sie wieder in Betrieb genommen worden. Auch die Beamten des staatlichen Bergbau- und Geologiedienstes sollen nach Angaben des Anwalts der Angehörigen zur Verantwortung gezogen werden.

Warten bis Weihnachten

Inzwischen wurden die Bergleute darüber informiert, dass ihre Rettung möglicherweise noch Monate dauern könnte. Ihnen sei mitgeteilt worden, "dass wir hoffen, Weihnachten mit ihnen zusammen zu sein", sagte Chiles Gesundheitsminister Jaime Mañalich. Auf ersten Videobotschaften erschienen die verschütteten Kumpel aber gefasst auf die Botschaft zu reagieren. Allerdings, so der Grubenrettungsexperte Wolfgang Roehl gegenüber der Nachrichtenagentur dpa: "Die Zeit des Wartens wird sicher eine extreme Belastung darstellen." Traumaexperte Georg Pieper geht aber davon aus, dass es wichtig sei "mit offenen Karten zu spielen". Auch ein geregelter Tagesablauf und Kontakt zur Außenwelt helfe beim Durchhalten, so Pieper gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Es müsse "soviel Normalität herrschen wie möglich".

Komplizierte Bergung

Bibeln (Foto: AP)
Seelische Unterstützung - Bibeln für die verschütteten KumpelBild: AP

Am Samstag soll mit der entscheidenden Etappe der komplizierten Bergung der Arbeiter begonnen werden. Der Rettungstunnel wird durch ein Spezialbohrgerät Tag für Tag geschätzte acht bis 15 Meter tief ins Erdreich vordringen. Der entstehende Kanal misst etwa 40 Zentimeter und wird in einem zweiten Bohrgang auf 66 bis 70 Zentimeter erweitert. Dann sollen die Männer in einem Korb nach oben gezogen werden. Da einige der Kumpel eventuell nicht durch den Schacht passen, wird ihnen eine strikte Diät verordnet – keiner erhält pro Tag mehr als 2000 Kalorien.

Am Mittwoch gab es eine erste Arbeitssitzung im Internet zwischen Experten der US-Weltraumbehörde NASA und chilenischen Behörden. Die erhoffen sich vor allem technische Ratschläge für die Ernährung und die Sauestoffversorgung der Kumpel.

Das Wunder von Copiapó

Video aus der Mine (Foto: AP)
Aufnahmen aus 700 Metern Tiefe: die 33 Überlebenden sind noch in guter körperlicher Verfassung.Bild: AP

Die kleine Gold- und Kupfermine am Rand von Copiapó in der Atacama-Wüste, etwa 850 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago, war am 5. August eingestürzt. Seitdem fehlte jedes Lebenszeichen von den Verschütteten. Alle acht Versuche, sie zu lokalisieren und zu bergen, waren zuvor fehlgeschlagen. Erst am Sonntag gab es erste Lebenszeichen der Kumpel – die frohe Botschaft wurde in ganz Chile wie ein Wunder gefeiert.

Autor: Anne Herrberg (afp,dpa)

Redaktion: Oliver Pieper