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Missbrauchsskandal im englischen Fußball

Calle Kops AFP
25. November 2016

Mehrere Ex-Fußballer berichten in der BBC, dass sie als Kinder oder Jugendliche in Vereinen Opfer sexueller Übergriffe geworden seien. Wayne Rooney ermutigt mögliche weitere Missbrauchsopfer, nicht länger zu schweigen.

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Die Sportakademie des englischen Fußball-Klubs Crewe Alexandra (Foto: picture-alliance/AP Photo/M. Rickett)
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Rickett

Der englische Fußball wird von einem Missbrauchsskandal erschüttert: Nach öffentlichen Vorwürfen mehrerer Ex-Spieler gegen einen vorbestraften Jugendtrainer rief der Kapitän der englischen Nationalmannschaft, Wayne Rooney, am Freitag mögliche weitere Missbrauchsopfer auf, nicht länger zu schweigen. "Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass es okay ist, darüber zu reden, es Hilfe gibt und sie nicht im Stillen leiden müssen", erklärte der Star von Manchester United.

Die Sache ins Rollen gebracht hatte der ehemalige Fußball-Profi Andy Woodward. Er hatte seinem früheren Jugendtrainer Barry Bennell vergangene Woche öffentlich vorgeworfen, ihn missbraucht zu haben. Danach richteten auch die Ex-Profis David White und Steve Walters derartige Vorwürfe gegen Bennell.

Rooney lobte, Woodward habe Mut bewiesen, mit seinen Vorwürfen an die Öffentlichkeit zu gehen. "Es ist schrecklich, dass einige meiner Kollegen auf diese Weise gelitten haben, als sie den Sport spielten, den ich und sie lieben", erklärte Rooney. Er rief alle Betroffenen auf, eine neue Hotline für Missbrauchsopfer im Fußball anzurufen.

Mehrfach verurteilter Sexualstraftäter

Bennell hatte als Jugendtrainer bei Manchester City, Stoke City, Crewe Alexandra und mehreren weiteren Mannschaften im Nordwesten Englands gearbeitet. Wegen der Vergewaltigung eines Jungen bei einer Fußball-Tour in Florida im Jahr 1994 wurde er bereits zu vier Jahren Haft verurteilt, wegen 23 Übergriffen auf sechs Jungen in England 1996 wurde eine neunjährige Gefängnisstrafe gegen ihn verhängt. Seine dritte Haftstrafe trat Benell 2015 wegen des Missbrauchs eines Jungen während eines Trainingscamps im Nordwesten Englands im Jahr 1980 an.

Der Kapitän der englischen Fußball-Nationalmannschaft Wayne Rooney im Porträt (Foto: picture-alliance/dpa/A. Rain)
Nationalmannschaftskapitän Wayne Rooney: "Es ist wichtig, dass die Leute wissen, dass es okay ist, darüber zu reden."Bild: picture-alliance/dpa/A. Rain

Am Freitag enthüllte Jason Dunford, früher Spieler bei Crewe Alexandra, im BBC-Fernsehen, Bennell habe während eines Ferienlagers versucht, ihn im Bett anzufassen. "Ich glaube, es gab eine Verschwörung und einen Pädophilenring", sagte Dunford. Die Vereine hätten bei den Missbrauchsfällen versagt. Dunford verglich Bennell mit dem BBC-Starmoderator Jimmy Savile, dem nach seinem Tod 2011 Kindesmissbrauch in zahlreichen Fällen nachgewiesen wurde. "Ich finde, Savile sieht verglichen mit diesem Typen wie ein Chorknabe aus", sagte Dunford. Savile soll über rund 40 Jahre hinweg hunderte Kinder und Erwachsene missbraucht haben. Im Zuge der Ermittlungen wurden mehrere Prominente festgenommen.

Verdachtsfälle häufen sich

Ex-Nationalspieler Paul Stewart, früher Stürmer bei Tottenham Hotspur, warf derweil einem nicht namentlich genannten Jugendtrainer wiederholte sexuelle Übergriffe vor. Der Mann habe ihm damals gedroht, seine Familie zu töten, wenn er nicht über den Missbrauch schweige, erklärte Stewart.

Die britische Zeitung "The Guardian" berichtete, ein nicht namentlich genannter Ex-Spieler von Newcastle United habe dem Blatt enthüllt, dass er in dem Klub sexuell missbraucht worden sei. Sein Peiniger war demnach wegen Übergriffen gegen Jungen während seiner 24-jährigen Arbeit in der Nachwuchsförderung des Vereins bereits zu sechs Jahren Haft verurteilt worden.

Laut des Fernsehsenders Sky News wandten sich elf Menschen im nordwestenglischen Cheshire an die Polizei mit Hinweisen auf Missbrauchsfälle im Fußball. Der Chef des englischen Fußballverbandes Football Association (FA), Greg Clarke, hatte die Missbrauchsfälle am Donnerstag als "abscheuliche Verbrechen" verurteilt und Unterstützung bei ihrer Aufklärung durch die Polizei zugesagt.

ck/asz (AFP)