1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Polizei ermittelt gegen Harvey Weinstein

20. Oktober 2017

Beruflich ist er schon am Ende. Doch es wird für Harvey Weinstein schlimmer kommen: Die Polizei ermittelt gegen den Filmproduzenten. Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'o schildert ihn als Mann, der sich alles herausnahm.

https://p.dw.com/p/2mDPA
Harvey Weinstein
Bild: Getty Images/Spike/D. Kotinsky

Nach den Vergewaltigungsvorwürfen gegen den US-Filmproduzenten Harvey Weinstein (Artikelbild) hat die Polizei von Los Angeles Ermittlungen eingeleitet. Die Behörden hätten ein mutmaßliches Opfer einer Vergewaltigung befragt, an der Weinstein beteiligt gewesen sein soll, sagte Polizeisprecher Drake Madison der Nachrichtenagentur AFP. Das Verbrechen habe sich im Jahr 2013 ereignet.

Die "Los Angeles Times" berichtet, es handele sich bei der Zeugin um eine 38-jährige Schauspielerin aus Italien. Demnach soll die Frau angegeben haben, in einem Hotel in Beverly Hills sexuell missbraucht worden zu sein. Die Frau wird von dem US-Anwalt Dave Ring in Los Angeles vertreten.

Rollen für Sex?

Der Fall Weinstein hat in den vergangenen Wochen weltweit für Empörung gesorgt. Immer mehr Schauspielerinnen haben den Hollywood-Mogul öffentlich beschuldigt, er habe sich an ihnen sexuell vergangen. Weinstein soll den Künstlerinnen im Gegenzug für Sex Rollen oder Unterstützung bei ihrer Karriere im Film-Business in Aussicht gestellt haben. Wie solche Begegnungen abliefen, hat gerade die kenianische Schauspielerin Lupita Nyong'o in der New York Times beschrieben. Sie wolle nun nicht mehr schweigen, so die Künstlerin, die für den Film "12 Years a Slave" 2014 mit einem Oscar als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde. 

Lupita Nyong’o
Oscar-Preisträgerin Lupita Nyong'oBild: Getty Images/D. Dipasupil

Nyong'o erzählt in ihrem Beitrag für die New York Times die ganze Geschichte: Wie sie, noch als Schauspielschülerin, 2011 in Berlin Harvey Weinstein kennengelernt und ihn in den Jahren danach mehrfach getroffen habe. Wie sie vor ihm gewarnt worden sei und versucht habe, seine unmissverständlichen Aufforderungen abzuweisen. Wie er sie zwingen wollte, bei einem gemeinsamen Essen Wodka zu trinken statt des gewünschten Fruchtsaftes. Wie er sie in Schlafzimmer genötigt habe und sie sich - verzweifelt - entschlossen habe, seinen Rücken zu massieren, um Herrin der Situation zu bleiben. Und wie er dann angekündigt habe, er wolle nun seine Hose ausziehen.

Die Schauspielerin beschreibt in dem langen und bemerkenswerten Text die Scham und die Einsamkeit, die sie empfunden habe. Und die Erleichterung, die sie nun verspürt, da über Weinstein offen gesprochen werde. Sie melde sich zu Wort, um das konspirative Schweigen zu beenden, schließt ihr Artikel in der New York Times. 

Mehr als 40 Frauen haben sich in den letzten Tagen mit Vorwürfen von sexuellen Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen gegen den 65-Jährigen zu Wort gemeldet. Auch die Polizeibehörden in New York und London kündigten bereits an, Ermittlungen gegen Weinstein aufnehmen zu wollen.

Oscar-Vergabe für Shakespeare In Love mit Harvey Weinstein
Da war er noch umjubelt: Produzent Weinstein (dritter von links) 1999 mit dem Oscar für den Film "Shakespeare in love", in der Mitte Gwyneth PaltrowBild: picture-alliance/AP Photo/D. Caulkin

Wie reumütig ist Weinstein?

Namhafte Hollywood-Größen sind auf Distanz zu Weinstein gegangen. Die Academy, die für die Verleihung der Oscars in den USA zuständig ist, hat den Produzenten ausgeschlossen. Vorher hatte sich schon Weinsteins eigene Produktionsgesellschaft, The Weinstein Company (TWC), von dem Mogul getrennt. In die Reihe derer, die sich gegen Weinstein wenden, hat sich nun auch der Regisseur Quentin Tarantino gestellt. Seit Jahren habe er Kenntnis von den Vorwürfen gehabt, sagte Tarantino der New York Times. "Ich wusste genug, um mehr zu tun, als ich getan habe", fügte Tarantino hinzu. Doch er habe die Vorwürfe stets "heruntergespielt" und als schlechtes Benehmen abgetan, räumte Tarantino ein. "Alles, was ich jetzt sage, wird wie eine beschissene Entschuldigung klingen." Der Regisseur und der Produzent bildeten über Jahre eine erfolgreiche Einheit in Hollywood. Sie realisierten "Pulp Fiction", "Kill Bill", "Inglorious Basterds" und "The Hateful Eight" zusammen. 

Frankreich Cannes 70 Jahre Quentin Tarantino
"Alles, was ich jetzt sage, wird wie eine beschissene Entschuldigung klingen": Quentin Tarantino wusste seit jahren von den VorwürfenBild: Getty Images/AFP/V. Hache

Harvey Weinstein selbst gab sich zuletzt reumütig. Er entschuldige sich für sein Verhalten, mit dem er anderen Menschen Schmerzen zugefügt habe, so der Produzent in einer Erklärung Anfang Oktober. Er wolle seine Dämonen besiegen. Als Weinstein das veröffentlichte, war das ganze Ausmaß des Skandals noch nicht bekannt. 

ml/cgn (afp, dpa, rtr)