1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Das Alumniportal Deutschland

Suzanne Cords26. November 2013

Alumni aus aller Welt nutzen die Social-Media-Plattform und knüpfen dort an ihren Aufenthalt in Deutschland an. Das Portal ist nicht nur eine Kontaktbörse, sondern bietet über Webseminare und Jobbörsen noch einiges mehr.

https://p.dw.com/p/1AMiv
Screenshot Alumniportal Deutschland

Alle Jahre wieder finden sich rund 250.000 ausländische Studierende und circa 23.000 Doktoranden an deutschen Universitäten und Forschungseinrichtungen ein. Wenn sie in ihre Heimat zurückgehen, geschieht das oft mit einem weinenden Auge; schließlich haben sie hier gearbeitet, gelebt, Freunde gefunden.

Kaum vorstellbar: Noch in den 1990er Jahren musste man mühsam überteuerte Telefonverbindungen ins Ausland aufbauen, Briefe oder Faxe schreiben, um den Kontakt aufrechtzuerhalten. Doch Internet und Social Media haben die zwischenmenschliche Verständigung revolutioniert. Über Grenzen und Kontinente hinweg können Menschen jetzt jederzeit kommunizieren.

Diese Entwicklung haben sich auch große deutsche Organisationen zunutze gemacht. 2008 rief die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ, damals noch InWEnt) zusammen mit dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), der Alexander-von-Humboldt-Stiftung, dem Goethe-Institut und dem Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM) das Alumniportal ins Leben. Herzstück ist die Online-Community, in der Deutschland-Alumni Kontakte auf- und ausbauen können. Finanziert wird das Ganze vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

Bunter Austausch

"Ziel ist es, unsere ehemaligen Alumni in Karriere- und Bildungsfragen zu unterstützen", sagt die Gesamtprojektleiterin des Alumniportals Deutschland, Sabine Olthof von der GIZ. "Und natürlich wollen wir ihnen so ermöglichen, den Kontakt zu Deutschland aufrecht zu erhalten."

Sabine Olthof, Betreuerin des Alumniprtals bei der GIZ (Foto: Barbara Frommann)
Gesamtprojektleiterin Sabine Olthof von der GIZBild: Barbara Frommann

Rund zwei Jahre dauerte es, bis das Alumniportal mit 25.000 Mitgliedern so richtig ans Laufen kam. Die Macher hatten auch viele Ehemalige aus früheren Jahrzehnten eingeladen, und die zeigten sich erfreut, alte Kontakte wiederbeleben zu können. Teilnehmer unterschiedlichster Couleur haben sich angemeldet: Wissenschaftler und Forscher, Professoren, Fach- und Führungskräfte, Kulturschaffende, Deutschlerner und Studierende. "Alle sind uns herzlich willkommen", meint Sabine Olthof. "Letztendlich kommt es auf den bunten Austausch an."

Von der Karrieremesse zum Oktoberfest

Das Alumniportal hat Dienstleistungscharakter und Unterhaltungswert zugleich. Ob man einen Job sucht, mit Kollegen zu einem wirtschaftlichen Thema fachsimpeln will, im Chat oder Blog von seinen Deutschlanderfahrungen berichtet oder im Magazin etwas über deutsche Kultur vom Oktoberfest bis hin zum Gartenzwerg erfahren möchte: Hier werden die Alumni fündig. Das Portal wird auf Deutsch und Englisch angeboten, die Startseite gibt es auch in weiteren Sprachen. "Ob im Chat dann auf Chinesisch oder Russisch diskutiert wird, entscheiden die Alumni dann natürlich selbst", sagt Olthof.

Neuzugänge können sich ein Expertenprofil erstellen, in dem sie ihren beruflichen Werdegang schildern und das Portal als Sprungbrett für eine neue Karriere nutzen. Nicht umsonst schreibt ein Manager: "Seit mein Unternehmen auf dem Alumniportal Jobs anbietet, fällt es uns viel leichter, weltweit qualifizierte Bewerber zu finden."

Zur Zeit sind im Alumniportal virtuelle Karrieremessen am Start, die Arbeitgebern und Jobsuchenden das Zusammentreffen auf der Plattform erleichtern sollen. "Uns geht es übrigens nicht darum, dass die Leute in Deutschland bleiben oder gar zurückkommen", betont Sabine Olthof. Stattdessen sollen die Alumni die Karrierechancen in ihren Heimatländern nutzen. "Weil sie die deutsche Sprache beherrschen und die deutsche Kultur und Arbeitsweise kennen, hätten sie sowohl bei deutschen Firmen mit Niederlassungen im Ausland als auch bei einheimischen Unternehmen bessere Chancen", ist Olthof überzeugt.

Screenshot Alumniportal Deutschland
Sprungbrett für die Karriere: Das Alumniportal Deutschland bietet unter anderem eine Jobbörse an

Innovative Formate: Webinar & Co.

Auch in puncto Weiterbildung ist das Portal nützlich: In sogenannten "Webinaren", also virtuellen Seminaren im Netz, tauschen sich Fachleute aus bis zu 40 Nationen zum gleichen Thema aus. Wissenschaft, Nachhaltigkeit, Forschung, Studium und Weiterbildung, aber auch die deutsche Sprache sowie Land und Leute stehen im Fokus des Alumniportals.

Wichtig ist Sabine Olthof und ihren Mitstreitern bei der Pflege des Portals vor allem eines: Es soll spannend bleiben. Innovative Austauschformate seien sehr wichtig, betont sie. Da die Webinare gut angenommen werden, kann sie sich vorstellen, dass es in Zukunft auch "MOOCS" - eine Art virtueller Klassenräume -, Video-Chats und Ähnliches geben wird.

Portal mit Hintergedanken

Dass deutsche Austauschorganisationen und Stiftungen so viel Arbeit in das Alumniportal stecken, hat seinen Grund: "Wir möchten durch die Bindung an Deutschland den Kontakt zu Fachleuten und Experten aufrecht erhalten", sagt Sabine Olthof. "Wenn sie in ihren Ländern entsprechende Schlüsselpositionen besetzten, könnten sie zum einen als Vermittler für deutsche Unternehmen unterwegs sein und zum anderen Veränderungsprozesse anstoßen, die in unserem Interesse sind." Ganz oben auf der deutschen Wunschliste steht da zum Beispiel angesichts des Klimawandels das Thema erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit.

Photovoltaikanlage in der Universität Antofagasta, Chile (Foto: Centro de Energía Chile)
Erneuerbare Energien - wie hier Photovoltaik in Chile - sind von besonderem Interesse für die PortalbetreiberBild: Centro de Energía Chile

In Zeiten zunehmender Globalisierung sei es allerdings eine große Herausforderung, die Alumni an ein bestimmtes Land zu binden, weiß Sabine Olthof aus Erfahrung. "Früher waren die Alumni nur an einem Ort zu Gast, heute sind sie drei Monate hier in Deutschland, zwei Monate in Frankreich und dann sonst wo." Daher identifizierten sich die Alumni auch nicht mehr so stark mit dem Gastland wie ihre Vorgänger vor 20 Jahren, räumt sie ein. "Aber diese Herausforderung nehmen wir gern an und versuchen, das Portal so spannend zu machen, dass sie sich gern dort tummeln."

So groß ist die Konkurrenz übrigens nicht: Zwar gibt es auch in anderen Ländern Alumniportale, doch meist unterliegen sie strengen Zugangskriterien. Insofern kann die deutsche Variante zu recht von sich behaupten: "Keine Community ist so offen wie unsere."