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Wellness-Klöster - eine Überlebensstrategie

Caroline Michels/mk

Die Ordensschwestern im Kloster Arenberg wohnen bescheiden, während nebenan die Gäste in hochmodernen Zimmern logieren und sich im Wellness-Bereich verwöhnen lassen. So sichert das Kloster sein Überleben.

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Kloster ArenbergBild: katholisch.de

Im Speisesaal des Klosters Arenberg bei Koblenz geht es mittags immer hoch her: Geschirr klappert, über 80 Gäste schwirren durcheinander, unterhalten sich vergnügt und genießen das lecker duftende Essen. Von himmlischer Klosterruhe keine Spur. Weltliches Vergnügen in kirchlichen Räumen, das scheint das Konzept des "Wellness-Klosters" zu sein.

Umbau zum Wellness-Kloster

Für 13 Millionen Euro wurde das Kloster zum modernen Urlaubshotel umgebaut. Doch anders als die "Klöster zum Mitleben", in denen interessierte Gäste eingeladen sind, für einige Zeit aktiv am Klosterleben teilzunehmen, kann man im Dominikanerinnenkloster Arenberg seinen Urlaub verbringen, ohne sich direkt mit Gott zu beschäftigen.

Für die Schwestern ist das aber kein Widerspruch. Schwester Josefa beispielsweise sieht ihren Orden als sozial-karitativen Ordensgemeinschaft. Und nach dieser Definition sei es ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es anderen Menschen gut gehe. "Es geht darum, dass die Menschen sowohl was für ihren Körper tun können, aber auch was für ihre Seele, also auch ihre Spiritualität suchen und finden können." Gleichzeitig ist es ihr aber auch ein Anliegen, einen Raum zu schaffen, in dem wirklich auch Ruhe und Stille ist, um bei sich auch anzukommen. Gar nicht so einfach, wenn man von laut-quatschenden Wellnessgästen umgeben ist: "Je mehr es um mich herum tönt, desto schwerer fällt es mir, wirklich zu spüren und in mir zu hören: was ist eigentlich mein inneres Anliegen?"

Mit Fango und Aromabad aus der Krise

Schwester Josefa lebt seit 27 Jahren im Dominikanerinnenkloster Arenberg. Damals wurden hier noch ein Internat, eine Berufsfachschule und ein Kneipp-Sanatorium geführt. Dann kam das Kloster in wirtschaftliche Schwierigkeiten und man beschloss, sich nach außen hin zu öffnen. Im ersten Bauabschnitt wurden alle Besucherzimmer mit Duschen versehen, im zweiten wurde aus der alten "Bäderabteilung" ein hochmodernes "Vitalzentrum", mit Massagen, Fangopackungen und Senfwickeln. Auch Schwester Josefa kennt sich mittlerweile bestens mit der Technik der Aromabäder aus – fachkundig erklärt sie, wie die Musik in der Kristallwanne über das Wasser auf den Körper übertragen wird.

Aber trotz Fango und Aromabad - das Kloster Arenberg hat seinen leicht spröden Sanatoriumscharakter trotz aller Modernisierung behalten. 80 weltliche Mitarbeiter teilen sich die Arbeit mit den 10 Schwestern, die noch jung genug sind, um aktiv im Wohlfühlbereich mitzuarbeiten – die anderen 55 Schwestern sind schon lange im Rentenalter.

Wellness im Kloster hat seinen Preis

Doch wer verbringt wirklich seinen Urlaub hier? Das sind meist Menschen in einer Umbruchssituation oder Lebenskrise, die vor allem das seelsorgerische Angebot zu schätzen wissen. Gestresste Städter, die einfach mal ausspannen wollen. Und Rentner. Sie sieht man vor allem ganz früh morgens, wenn sie barfuss zum Tautreten durch die Wiesen laufen, oder Gymnastik machen. Immer in Begleitung eines Therapeuten. Und nach dem Frühsport geht's für viele Gäste nicht gleich ans Frühstücksbuffet, sondern in die Kirche. Das Gottesdienstangebot wird erstaunlich oft genutzt, obwohl die meisten der Gäste angeben, nicht sehr religiös zu sein.

Ganz billig ist der Aufenthalt im Kloster allerdings nicht. Eine Übernachtung im modern und behindertengerecht eingerichteten Zimmer kostet zwischen 80 und 100 Euro. Aber so finanzieren die Wellnessgäste quasi indirekt das Klosterleben von Schwester Josefa und ihren Mitschwestern.