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Mit Katar-Trikot ins Gefängnis

7. Februar 2019

In den Vereinigten Arabischen Emiraten wird ein britischer Fußballfan festgehalten, der beim Asian Cup ein Trikot Katars getragen hatte. Die Regierung bestreitet den Zusammenhang zwischen Trikot und Haft.

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UAE Japan v Qatar - AFC Asian Cup Final | Fans Katar
Bild: picture-alliance/AA/Str

Dass er einmal zum Mittelpunkt diplomatischer Verwicklungen werden könnte, hätte Ali Issa Ahmad sicher nicht für möglich gehalten. Der 26 Jahre alte britische Fußballfan flog im Januar zum Urlaub in die Vereinigten Arabischen Emirate. Es traf sich gut, dass dort gerade der Asian Cup ausgespielt wurde. Ahmad kaufte ein Ticket für das Achtelfinale am 22. Januar zwischen Irak und Katar, schlüpfte in ein Katar-Trikot und ging ins Stadion. Als er nach dem Abpfiff die Arena verließ, griffen ihn mehrere Personen an und rissen ihm das Trikot vom Leib. Ali Issa Ahmad ging zur Polizei, um den Vorfall anzuzeigen. Seitdem wird er in den Emiraten festgehalten.

Bis zu 15 Jahre Haft

Zusammen mit Saudi-Arabien, Bahrain und Ägypten blockieren die Vereinigten Arabischen Emirate seit Mai 2017 den Nachbarn Katar politisch und wirtschaftlich. Der Vorwurf: Katar unterstütze islamistische Terroristen. In den Emiraten ist es per Gesetz verboten, in der Öffentlichkeit Sympathie für Katar zu zeigen. Wer es doch tut, riskiert bis zu 15 Jahre Gefängnis, mindestens aber eine Geldstrafe von 500.000 Dirham, umgerechnet knapp 120.000 Euro. Wurde Ali Issa Ahmad zum Verhängnis, dass er ein Katar-Trikot trug - wie es ein Freund von ihm schilderte, mit dem Ahmad aus der Haft heraus kurz telefonieren konnte?

"Zeit der Polizei verschwendet"

Die Emirate bestreiten dies. Ahmad sei "ganz bestimmt nicht" wegen seines Katar-Shirts verhaftet worden, ließ die Botschaft in London wissen. Nachdem er den Angriff auf ihn angezeigt habe, hätten die Polizisten ihn ins Krankenhaus gebracht, um ihn untersuchen zu lassen. Der Arzt "kam zu dem Schluss, dass seine Verletzungen mit seiner Darstellung der Ereignisse nicht in Einklang standen und sie selbst verschuldet zu sein schienen", teilte die Botschaft mit. Deshalb sei Ahmad am 24. Januar angeklagt worden, falsch ausgesagt und damit die Zeit der Polizei verschwendet zu haben. Der Brite habe "diese Straftaten zugegeben" und müsse sich nun in den Emiraten einem Strafverfahren stellen.

Der asiatische Fußballverband AFC, Veranstalter des Asian Cups, erfuhr nach eigenen Angaben erst nach dem Turnier davon. "Die Asian Football Confederation wurde während des Asian Cups 2019 nicht auf diesen angeblichen Vorfall aufmerksam gemacht", teilt die AFC auf Anfrage der DW mit. "Als wir davon erfuhren, haben wir unverzüglich Kontakt mit dem Fußballverband der Vereinigten Arabischen Emirate aufgenommen, um weitere Informationen zu erhalten." 

Amnesty: "Grundsätzliche schwierige Situation"

Asienmeisterschaft 2019 | Japan vs. Katar | SIEGER Katar
Katar: Überraschungssieger des Asian CupsBild: Reuters/S. Salem

Ein Einzelfall? Man habe nicht von anderen vergleichbaren Fällen während des Asian Cups gehört, teilt Amnesty International auf Anfrage der DW mit. Allerdings sei die Situation in den Emiraten grundsätzlich schwierig. Schon ein falscher Post auf Facebook oder ein Tweet pro Katar reiche unter Umständen aus, um hinter Gitter zu wandern.

Schuhe auf den Rasen geworfen

Fußballfans aus Katar hatten gar nicht erst zum Asian Cup einreisen dürfen. Wenn Katar auftrat, buhten die Zuschauer während der Hymne und pfiffen die Mannschaft während des Spiels gnadenlos aus. Das Halbfinale, das Katar gegen Gastgeber Vereinigte Arabische Emirate mit 4:0 gewann, musste mehrfach unterbrochen werden, weil von den Rängen Plastikflaschen oder auch Schuhe auf den Platz geworfen wurden. Letzteres ist im arabischen Raum ein Zeichen höchster Verachtung. Die AFC kündigte eine genaue Untersuchung der Zwischenfälle an. Das Ergebnis steht noch aus, soll aber nach Aussage des Verbands gegenüber der DW in den kommenden Tagen vorliegen. 

Fußball AFC Asian Cup Katar - VAE
Auf den Platz geworfene Schuhe - Zeichen höchster VerachtungBild: picture-alliance/H. Ammar

Bloß nicht Katar erwähnen

Nach dem 3:1-Finalsieg Katars gegen Japan suchte man in den Schlagzeilen der Zeitungen in den Emiraten übrigens vergeblich nach dem Sieger. Nur der Verlierer wurde genannt. So titelte die auflagenstärkste englischsprachige Zeitung "Khaleej Times": "Unlucky Japan lose AFC Asian Cup final" (Unglückliches Japan verliert das AFC-Asian-Cup-Finale). Und auch die "Gulf News" verzichteten in der Schlagzeile darauf, Katar zu erwähnen: "Japan come up short in Asian Cup final" (Japan kommt im Asian-Cup-Finale zu kurz).

Für Ali Issa Ahmad geht es nicht um politische Befindlichkeiten, sondern um seine Freiheit. Eigentlich wollte er nur ein Fußballspiel gucken. Weil er das falsche Trikot anzog, sitzt er jetzt fest.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter