Sozial-ökologische Bank
20. April 2008
Üblicherweise achten Geldanleger auf Kriterien wie den Zinssatz, das Risiko, die Sicherheit und die Laufzeit. Anders ist das bei der Gemeinschaftsbank GLS. Sie ist die größte ethisch-ökologische Bank Deutschlands.
Den GLS-Bankern gilt Geld als soziales Gestaltungsmittel. Sie investieren die Bankeinlagen in Kredite im sozialen, ökologischen und kulturellen Bereich. Über die Verwendung des Geldes wissen die Anleger Bescheid, sagt Thomas Jorberg, Vorstandssprecher der GLS Bank: "Wir investieren in die ökologische Landwirtschaft, die Bio- und Naturkost und insbesondere in die regenerativen Energien." Die Bank fördert Photovoltaik-, Windkraft- und Biomasse-Anlagen. Auch in den sozialen Bereich investiert sie: in Heilpädagogik, nicht-staatliche Schulen, Kindergärten, Gesundheits- und Alterseinrichtungen.
Insofern ist die Krise der internationalen Bankwirtschaft an der GLS spurlos vorübergegangen. Denn die GSL hat nicht in Investmentfonds investiert. "Der immer abstraktere Umgang mit Geld, der ausschließlich die Rendite fokussiert, führt zu realwirtschaftlichen Schäden, deren Ausmaß man im Moment noch gar nicht bemessen kann", sagt Vorstandssprecher Jorberg. "Insofern bestätigt das unsere Arbeitsweise, dass wir die realwirtschaftlichen Verhältnisse, in die tatsächlich finanziert wurde, unseren Kunden gegenüber offen legen."
Ein Erfolgskonzept
Dieses Konzept kommt scheinbar an. Mittlerweile hat die GLS neben ihrem Hauptsitz in Bochum Filialen unter anderem in Berlin, Frankfurt und Hamburg. Die Bilanzsumme ist im vergangenen Jahr um 20 Prozent auf rund 800 Millionen Euro gestiegen. Einschließlich aller Stiftungen und Fonds beläuft sich das Geschäftsvolumen auf über eine Milliarde Euro. Zwar bietet auch die GLS ihren Kunden branchenübliche Zinsen an, doch da ein Großteil dieser Anleger darauf verzichtet, ist die Bank in der Lage, Kredite zu günstigen Konditionen zu vergeben. Mittlerweile betreut die Gemeinschaftsbank 4000 kreditfinanzierte Projekte.
Die Spannbreite reicht von Kleinkrediten, also Mikrofinanzierung für Existenzgründer, bis hin zu einem Kreditvolumen von acht Millionen Euro. Insgesamt stiegen die Kundenkredite auf fast 480 Millionen Euro. Die steigende Nachfrage resultiert keineswegs daraus, dass die Antragsteller von anderen etablierten Geschäftsbanken abgewiesen worden wären, sagt Jorberg. "Die Kunden kommen zu uns, weil sie wissen, dass wir diese Bereiche finanzieren. Aber damit stehen wir durchaus auch im Wettbewerb mit anderen Banken."
Denn die Bochumer Bank ist in Branchen tätig, die boomen, wie etwa die regenerativen Energien oder der Naturkostbereich. Auf diesen fahrenden Zug sind auch schon andere Geldinstitute aufgesprungen. "Aber wir haben in diesen Bereichen eben auch ein Know-how, so dass wir die Kunden möglichst umfänglich beraten können", so Thomas Jorberg.
Auch im Ausland aktiv
Geld aus Bochum fließt auch in Projekte im Ausland, beispielsweise nach Ägypten in die von Ibrahim Abouleish, Träger des Alternativen Nobelpreises, gegründete Sekem-Gruppe, die mittlerweile 1000 Mitarbeiter hat. Die Sekem-Gruppe ist sowohl in der Bio-Landwirtschaft als auch in der Naturkost- und Biobaumwoll-Produktion aktiv. Inzwischen exportiert sie auch nach Europa, in die USA und andere Länder.
Ihre Gewinne investiert die Gruppe, deren Leitgedanke "Lernend arbeiten, arbeitend lernen" lautet, vor allem in soziale Einrichtungen. Dazu gehören ein Kindergarten, eine Schule, eine Akademie für angewandte Landwirtschaft, Pharmazie und Medizin sowie ein Zentrum für heilpädagogische Betreuung und eine Polyklinik.
Eigenverantwortlichkeit stärken
Das trifft auch für die "Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe" unter dem Dach der GLS Treuhand zu. Mit rund 1,6 Millionen Euro fördert sie über 60 Initiativen. Dazu gehört ein Kleinbäuerinnen-Projekt für 1400 Massai-Frauen in Kenia. Ziel ist es dabei, in den Eigenanbau zu intensivieren. Denn weil immer mehr Land versteppt, wird die Tierhaltung für die Massai zunehmend schwieriger.
Und falls die Bochumer GLS-Banker bei Anfragen aus dem Ausland nicht direkt helfen können, dann vermitteln sie Kontakte zu ebenfalls sozial-ökologisch arbeitenden Banken etwa in den USA oder Australien. Geld kann viel bewegen, wenn Banken Kunden nicht nur mit der Aussicht auf Rendite umwerben, sondern auch auf deren soziale Mitverantwortlichkeit setzen. Dass sich in der Bundesrepublik immer mehr Menschen für solche Ansätze interessieren, beweist der geschäftliche Erfolg der Gemeinschaftsbank.