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Reise

Mit Tempo 300 von München nach Berlin

7. Dezember 2017

Berlin-Besucher aus dem Süden Deutschlands reisen ab nächsten Sonntag noch schneller und bequemer in die Hauptstadt. Ab 10. Dezember verbindet der ICE Sprinter München und Berlin in weniger als vier Stunden.

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Berlin HauptbahnhofBild: picture-alliance/dpa

Nirgendwo in Deutschland hat es die Bahn so krachen lassen wie im Thüringer Wald: 22 Tunnel wurden für die Sprinter-Trasse von Berlin nach München durch das Mittelgebirge gesprengt. An den Portalen der längsten Tunnel seien Schallschutzhauben angebracht worden, die die Luft verwirbeln, erzählt ein Bahnsprecher. "Das verhindert bei dem hohen Tempo den Knall am Tunnelausgang." Es dauerte ein Vierteljahrhundert bis die schnelle Bahnverbindung von München nach Berlin Realität wurde. Nun geht die Strecke in Betrieb. Mit Tempo 300 in der Spitze rast der ICE Berlin-München auf der neuen Trasse zwischen Erfurt und dem fränkischen Ebensfeld bei Bamberg von Tunnel zu Tunnel durch den Thüringer Wald.

Deutschland neue ICE-Strecke Berlin - München
Tunnel Masserberg bei Goldisthal in ThüringenBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Die beiden längsten der insgesamt 22 Röhren auf diesem Abschnitt haben die Experten 8,3 sowie 7,4 Kilometer durch den Berg gesprengt. Das Erlebnis, sozusagen unter dem Kamm des Mittelgebirges durchzusausen, haben Reisende mit dem Fahrplanwechsel ab 10. Dezember.Die Fahrzeit auf den 623 Kilometern zwischen Berlin und München sinkt damit merklich. Bislang braucht ein ICE dafür rund sechs Stunden. Die ICE-Sprinter schafft das nach Angaben der Bahn künftig in knapp vier Stunden, mit dem normalen ICE mit mehr Haltebahnhöfen sind es knapp viereinhalb Stunden. Die ICE-Züge seien damit eine "sehr ernsthafte Alternative gegenüber dem Flieger", so Bahnchef Richard Lutz. Der ICE Sprinter startet dreimal am Tag von Berlin und München: 6, 12 und 18 Uhr.

Deutschland neue ICE-Strecke Berlin - München
Grümpentalbrücke in ThüringenBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Die jährliche Fahrgastzahl zwischen Berlin und München soll sich auf bis zu 3,6 Millionen verdoppeln. "Die neue Bahnverbindung ist ein wichtiger Impuls für den Berlin-Tourismus. Damit ist die letzte Lücke im ICE-Schnellstreckennetz von und nach Berlin geschlossen“, sagt Burkhard Kieker, Geschäftsführer von visitBerlin. "Internationale Gäste werden die Ingenieurleistung und Schönheit der Strecke zu schätzen wissen.“

Deutschland neue ICE-Strecke Berlin - München
Ein spezieller Messzug ICE S ( S steht für Schnellfahrt) testet die neue StreckeBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Was sich noch verändern soll:

Die thüringische Landeshauptstadt Erfurt gehört laut Bahn zu den großen Profiteuren der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke. Sie soll zum neuen Drehkreuz für den Fernverkehr in Mitteldeutschland werden: 80 ICE-Züge sollen ab Dezember in Erfurt halten. Jede Stunde werden ICE in alle vier Himmelsrichtungen starten - nach Norden Richtung Berlin und Hamburg, nach Süden Richtung Nürnberg und München, gen Osten nach Leipzig und gen Westen nach Frankfurt am Main.

In Nürnberg, der nach München zweitgrößten Stadt Bayerns, wird künftig der ICE-Sprinter halten. Berlin ist dann mit der Bahn in zwei Stunden und 50 Minuten erreichbar, Erfurt in einer guten Stunde. Auch die normalen Züge werden 90 Minuten schneller.Von Halle im Süden Sachsen-Anhalts gibt es mit Beginn des Winterfahrplans wieder alle zwei Stunden Direktverbindungen nach München, Nürnberg, Berlin und teilweise auch nach Hamburg. Mit dem Sprinter verkürzen sich die Fahrten von Halle nach Nürnberg und München um bis zu zwei Stunden, alle anderen ICE sind künftig rund hundert Minuten schneller.

Deutschland neue ICE-Strecke Berlin - München
München HauptbahnhofBild: picture-alliance/blickwinkel/Luftbild Bertram

Obwohl nicht direkt an der neuen Hochgeschwindigkeitsstrecke gelegen, profitiert auch Frankfurt am Main, weil es künftig mehr Direktverbindungen nach Berlin geben wird. Der Deutschen Bahn zufolge soll es in der Regel zwei Fahrten pro Stunde von Frankfurt in die Bundeshauptstadt geben. Allerdings gibt es einen Nachteil, weil einige Sprinter zehn Minuten länger brauchen werden. Einen erheblichen Zeitgewinn verspricht die Bahn auch Reisenden, die von Dresden, Bitterfeld oder Magdeburg nach Nürnberg oder München wollen. Auch für Reisende aus Eisenach, Lutherstadt Wittenberg, Bamberg, Coburg, Augsburg, Donauwörth und Bad Hersfeld bietet der Winterfahrplan dank der neuen Höchstgeschwindigkeitsstrecke neue und schnellere Verbindungen. Urlauber aus dem Norden werden laut Bahn deutlich schneller in die Alpen kommen. Umgekehrt kommen Urlauber aus dem Süden deutlich schneller an die Ostsee.

Deutschland neue ICE-Strecke Berlin - München
Cockpit im ICE-SprinterBild: picture-alliance/dpa/M. Schutt

Ab Dezember sollen fünf Züge des neuen Typs ICE 4 auf den Verbindungen zwischen Hamburg und Stuttgart sowie Hamburg und München im Einsatz sein. Allein auf diesen Strecken reisen laut Bahn mehr als 10.000 Passagiere pro Tag.

is/ch (dpa,afp, visitberlin.de)