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Mit Traditionen brechen - Frauen im deutschen Sport

Sarah Faupel11. November 2008

Der deutsche Sport ist männlich. Zwar sind viele Frauen in Deutschland in einem Sportverein aktiv: in wichtigen Leitungs– und Führungspositionen sind sie aber nur selten zu finden. Das soll sich nun ändern.

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Claudia Bokel - die Ex-Fechterin ist IOC-Mitglied und damit derzeit Deutschlands hochrangigste SportfunktionärinBild: picture-alliance/ dpa


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Tradition: Die Übungsleiterin beim KinderturnenBild: picture-alliance

Die gute Nachricht gleich zu Anfang. Im Gegensatz zu den 50-er Jahren, wo einst magere zehn Prozent der Frauen in einem Sportverband aktiv waren, ist es heute schon die Hälfte. Diese positive Entwicklung hat sich auch an der Anzahl der deutschen Athletinnen bei den Olympischen Spielen in Peking wieder gespiegelt. So weit so gut, aber wie passt das zusammen, dass beispielsweise nur zwölf Prozent der Leistungstrainer in Deutschland Frauen sind?

Zunächst ist die Ausbildung zum Trainer sehr zeitaufwendig. Zudem haben Frauen sehr viel geringere Chancen, dann in diesem Job dann auch hauptberuflich zu arbeiten – die Berufsperspektiven sind nicht besonders gut. Denn zurzeit stellen Vereine lieber Männer ein. „Da hapert's, da ist Nachholbedarf,“ sagt Ilse Ridder Melchers, Vizepräsidentin beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB)

Mit gutem Beispiel voran

Ilse Ridder-Melchers Vizepräsidentin Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)
Ilse Ridder-Melchers, DOSB- VizepräsidentinBild: picture-alliance/dpa

Aber nicht nur im Traineramt, auch dort, wo es um Einfluss und Macht geht, sind Frauen selten zu finden. „Es kann nicht sein, dass wir, wenn wir mit den Spitzen unsere Verbände zusammensitzen fast nur handverlesen einige Frauen dabei sind, das ist nicht das moderne Bild der Sportes, war wir brauchen“, meint Ridder Melchers.

Dem entspricht schon eher Bibiana Steinhaus. Die 28-Jährige ist die erste Frau, die bei den Männern in der zweiten Fußball-Liga pfeift. Doch die Schiedsrichterin sagt auch, der Verband - in diesem Fall der Deutsche Fußball-Bund - muss hinter dem Mann beziehungsweise der Frau stehen. So wie bei ihr. "Der DFB hat mich immer unterstützt und mir Möglichkeiten der Fortbildung geboten. Er hat mir Rückendeckung gegeben, wenn es um meine Spieleinsätze ging und mich auch beraten, wie ich mit den Medien umgehen soll.“

Notfalls müssen Quoten helfen

Fortschritte sind also bereits zu verzeichnen, aber trotzdem werden die Fähigkeiten der Frauen im deutschen Sport noch viel zu wenig genutzt. Deshalb will der DOSB im nächsten Jahr den Schwerpunkt auf den Bereich Frauen und Gleichstellung legen. "Wir wissen, dass Frauen im Grundsatz gleich gut qualifiziert sind, aber sich viel zu oft hinterfragen, sie dieselbe Härte mitbringen, die Konsequenz, das Durchgreifen, was erwartet wird. Da will der DOSB ansetzten, und beispielsweise mit Coachingseminaren Frauen mehr Mut machen, sich auch für höhere Ämter zu bewerben.

Bibiana Steinhaus, left, referee in charge stops Bremen's coach Thomas Schaaf during the German first division Bundesliga soccer match between Borussia Dortmund and Werder Bremen in Dortmund Friday, Sep. 14, 2007. It is the first time in the soccer history that a female referee leads a first division soccer match. (AP Photo/ Roberto Pfeil) *NO MOBILE USE UNTIL 2 HOURS AFTER THE MATCH, WEBSITE USERS ARE OBLIGED TO COMPLY WITH DFL-RESTRICTIONS, SEE INSTRUCTIONS FOR DETAILS**
Bibiana Steinhaus, erste Schiedsrichterin in der 2. Fußball-BundesligaBild: AP

In der Theorie hört sich das gut an, doch ob Projekte wie "Frauen an die Spitze" oder auch "Mehr Migrantinnen im Sport" tatsächlich im Alltag dann auch was bewirken, wird sich erst noch zeigen. Wenn nicht, müsse notfalls auch strukturell eingegriffen werden, erklärt Ilse Ridder-Melchers - wie beispielsweise in Norwegen. "Dort hat man in den 80-er Jahren Quotenregelen eingeführt. Das Ergebnis: der Frauenanteil, auch in den Sportverbänden, liegt weit über 30 Prozent liegt.“ Daran werde deutlich, dass verbindliche Regelungen etwas bewirken können.

Doch nicht nur die Rahmenbedingungen müssen stimmen: die Frauen müssen auch Eigeninitiative zeigen wenn sie außerhalb des Spielfeldes im Sport etwas bewirken wollen, fordert Bibiana Steinhaus. „Ausprobieren, seine eigenen Ziele zu setzten und sich nicht aufhalten zu lassen, sondern eigene Wege zu gehen, dafür zu kämpfen und zu arbeiten. Das kann ich nur jedem raten.“ Und wer weiß, vielleicht sehen wir ja dann bald auch mal eine Frau auf der Trainerbank eines Bundesligisten im Männer-Fußball sitzen.