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Faire Preise statt Ausbeutung

8. September 2011

Der Faire Handel brachte mexikanischen Kleinbauern angemessene Preise, verbesserte Arbeitsbedingungen, neue Vermarktungsmöglichkeiten - und Unabhängigkeit von den Zwischenhändlern.

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Auf einem Sack ist auf spanisch aufgedruckt "Organic Green Coffee" (Foto: Enrique López Magallón)
Fair, ökologisch und lecker: Kaffee aus CuetzalanBild: DW

Bevor der faire Handel nach Mexiko kam, hatten es die Kaffeebauern schwer. Sie mussten ihre Ernte oft unter Wert an Zwischenhändler - auch Kojoten genannt - verkaufen. "Was der Kojote sagte, das musste man machen. Gezwungenermaßen, denn sonst konnte er einem sogar das eigene Stück Land wegnehmen. Das ist vor allem den Älteren oft passiert, die sich nicht verteidigen konnten", erinnert sich Francisco García, Kaffeeproduzent aus Puebla. Eine Möglichkeit, ihren Kaffee selbst zu vermarkten und angemessene Preise für die Ernte zu bekommen, hatten die Bauern nicht.

Auf Kaffee folgt Honig

Das änderte sich in den 1980er-Jahren, als der faire Handel nach Mexiko kam. Die Bauern bekamen gerechte Preise für ihre Produkte, bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen wurden zum Standard. Dafür sorgte auch die Fair-Trade-Prämie: Mit dem Geld sollen soziale Projekte gefördert werden. Die Kooperative "Tosepan Titataniske", in der sich Kaffeebauern aus der Gegend zusammengeschlossen haben, hat mit diesem Geld in der Gemeinde Cuetzalan schon einiges erreicht: Sie haben Kindergärten, Schulen und Krankenstationen geschaffen, bieten Ausbildungen im landwirtschaftlichen Bereich an und haben Läden eröffnet. Sogar in den Öko-Tourismus ist die Kooperative eingestiegen - mit einem Hotel, kleinen Chalets und Hütten im Wald.

Logo der Kooperative: Eine geballte Faust (Foto: Enrique López Magallón)
Die Kooperative engagiert sich für faire BezahlungBild: DW

Kaffee gehörte zu den ersten Produkten in Mexiko, die mit dem Fair-Trade-Siegel ausgezeichnet wurden. Inzwischen gibt es auch andere fair gehandelte Produkte aus dem Land: Vanille, Pfeffer und Honig beispielsweise. Der fair gehandelte Bio-Honig bietet vielen Kaffeebauern ein willkommenes zusätzliches Einkommen. "Mich hat der faire Handel sehr verändert, denn die Organisation unterstützt uns", sagt Ernesto Lomen, ein Imker aus Tepetzinta. "Mein Schwiegervater hat sich schon ein Haus gebaut und gestrichen."

Ein Mexikaner steht im Wald (Foto: Enrique López Magallón)
Ernesto Lomen setzt auf fairen Kaffee und HonigBild: DW

Fairer Handel - und noch ein Schritt weiter

Nur wer die Kriterien des Fairen Handels erfüllt, darf das Siegel führen. Überprüft wird das regelmäßig von mexikanischen Organisationen wie CERTIMEX oder ausländischen Institutionen. Mexikanische Kaffee- und Honigproduzenten, Beamte und zivilgesellschaftliche Organisationen - alle sind der Meinung, dass der faire Handel sich lohne. Er hat die Vorherrschaft der Kojoten beendet, er garantiert den Bauern faire Preise und bietet ihnen eine Vermarktungsmöglichkeit. Doch Kaffeebauer José Epifanio García übt auch Kritik an dem System: "Mir erscheint es absurd, dass ein Externer beurteilt, ob meine Landwirtschaft alle Standards der Bio-Produktion erfüllt oder nicht. Er kennt unsere Landparzellen doch gar nicht 100-prozentig."

(Foto: Enrique López Magallón)
Auch nach Deutschland werden die fairen Produkte exportiertBild: DW

Aus diesem Grund setze sich die Kooperative "Tosepan Titataniske" für ein neues System ein, sagt Alejandro Martínez, der die Abteilung Handel der Kooperative leitet: "Wir arbeiten Vorschläge für ein anderes Vermarktungsmodell aus. Das ist allerdings noch im Prozess und muss erst analysiert werden."

Autor: Enrique López Magallón
Redaktion: Julia Kuckelkon