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Neuseelands Rugby in Post-Corona-Ära gestartet

13. Juni 2020

Neuseelands Nationalsport Rugby hat ein Comeback mit Fans hingelegt. Doch bei aller Vorfreude und einer Rekordkulisse beim Top-Duell in Auckland: Die Elite-Liga des Sports, Super Rugby, blickt in eine ungewisse Zukunft.

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Neuseeland nach der Corona-Pandemie | Rugby in Dunedin
Stimmung in Dunedin: Es ist das erste Rugby-Spiel seit drei Monaten, das vor Zuschauern stattfindetBild: picture-alliance/dpa/J. Allison

Rugby ist in Neuseeland ebenso wenig wegzudenken, wie der Silberfarn auf der Nationalflagge des Landes. Und doch pausierte der Sport aufgrund der Corona-Krise seit Mitte März. Jetzt ist Neuseeland offiziell coronafrei, die Regierung des Inselstaates hob die meisten aller coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens zum vergangenen Dienstag auf. Das bedeutet für Neuseeland nicht nur die Rückkehr in den Alltag, sondern vor allem auch die Rückkehr des Nationalsports - genauer der Elite-Liga "Super Rugby".

Und das mit Zuschauern in den Stadien. Die Nation richtet sich an ihrem Nationalsport auf. "Wir sind unglaublich stolz und dankbar, dass wir als erster professioneller Sportbewerb der Welt in der Lage sind, unsere Mannschaften wieder vor ihren Fans spielen zu lassen", sagt Mark Robinson, seit Januar 2020 CEO des neuseeländischen Rugby-Verbandes. Und zum Auftakt am Samstag (GMT +12) sahen die Rugby-Fans gleich eine packende Partie: Die Highlanders aus Dunedin besiegten die Chiefs aus Hamilton im Forsyth Barr Stadium vor rund 20.000 Besuchern mit 28:27. 

Vorerst nur in Neuseeland

Auch für Robinson beginnt, nachdem die aktuelle Saison kurz nach seinem Amtsantritt Mitte März unterbrochen werden musste, die Super-Rugby-Ära unter seiner Führung erst richtig. Dass nun wieder mit Zuschauern gespielt werden kann, dürfte auch auch Robinson ein wenig überrascht haben. Ursprünglich hatte man geplant, den Spielbetrieb zunächst ohne Zuschauer wieder aufzunehmen. ”Dank des großartigen Jobs, den wir Kiwis in gesundheitspolitischer Hinsicht während dieser Pandemie gemacht haben, könnte die Regelung, die Zuschauer ausschließt, nocheinmal überdacht werden”, hieß es bereits Ende Mai im Newsletter des Super-Rugby-Teams Blues aus Auckland. Die nun erfolgte Aufhebung der Einschränkungen machen den Restart mit Publikum möglich. Vorerst aber nur in Neuseeland.

Denn Super Rugby, an dem neben Teams aus Neuseeland auch Mannschaften aus Australien, Südafrika, Japan und Argentinien teilnehmen, pausiert in allen anderen teilnehmenden Ländern weiterhin. Der Wettbewerb wird also zunächst in reduzierter Form mit den fünf Teams aus Neuseeland, die auch im regulären Spielbetrieb eine von drei Conferences bilden, fortgeführt. Wann und wie die australische (vier Teams aus Australien, eins aus Japan) und die südafrikanische Conference (vier Teams aus Südafrika, eines aus Argentinien) den Spielbetrieb wieder aufnehmen können, ist noch nicht absehbar.

Zukunft ungewiss

Ungewiss ist trotz aller aktuellen Vorfreude in Neuseeland auch die Zukunft des Super Rugby. Schon vor der Corona-Krise wurden Stimmen laut, die den reise- und kostenintensiven Wettbewerb in Frage stellten. Die Krise und ihre Folgen dürften die Kritiker, die das Format als nicht mehr zeitgemäß ansehen, bestätigen. 

Letztes Match vor dem Shutdown: Die Blues schlagen am 14. März die Lions mit 43:10
Letztes Match vor dem Shutdown: Die Blues schlagen am 14. März die Lions mit 43:10Bild: Getty Images/H. Peters

Und so wird Super Rugby nun unter geänderten Bedingungen gespielt. Ob es jemals in der Vor-Corona-Form zurückkehren wird, ist nicht sicher. Aber die mit Ausnahme von Japan ausschließlich in der südlichen Hemisphäre ausgetragene Meisterschaft hat sich in der Vergangenheit immer wieder neuen Bedingungen angepasst. Das heutige Super Rugby ist ein Nachfolger des in den 1990er-Jahren mit Aufkommen des Pay-TV entstandenen Meisterschafts-Formats "Super 12".

Auch in Südafrika - mit vier Teams im Super Rugby vertreten - genießt der Wettbewerb zehn Jahre nach der ersten Fußball-WM auf dem afrikanischen Kontinent einen hohen Stellenwert. "Wir brauchen das Stadion", sagte Kapstadts Bürgemeister Dan Plato angesichts der weitestgehend ungenutzten WM-Stadien überall im Land zuletzt der DW. Die in Kapstadt beheimateten Stormers sollen bald in die WM-Arena unter dem Tafelberg einziehen und wie die Teams aus Pretoria (Bulls), Johannesburg (Lions) und Durban (Sharks) dafür sorgen, dass zumindest ein Teil der für die WM 2010 größtenteils neu errichteten Stadien Südafrikas regelmäßig genutzt werden.

Auftakt in Dunedin, Rekordkulisse in Auckland

Denn die großen Stadien im Super Rugby werden so gut wie nie voll, während kleinere Arenen wie die des Rekordmeisters Crusaders (Kapazität 18.000) auch mal ausverkauft sind. Das Team aus Christchurch muss auf seine Rückkehr allerdings noch etwas länger warten. Die Crusaders sind zum Auftakt das eine der fünf Teams, das aussetzt. Eine Woche später greift dann aber auch der Rekordmeister mit seiner Partie bei den Hurricanes aus der Hauptstadt Wellington ins Geschehen ein.

Im Nationalstadion Eden Park wurde Neuseelands Nationalmannschaft 2011 Weltmeister
Im Nationalstadion Eden Park wurde Neuseelands Nationalmannschaft 2011 WeltmeisterBild: Getty Images/D. Rogers

Im Eden Park, der größten Rugby-Arena und gleichzeitig Nationalstadion des knapp fünf Millionen Einwohner zählenden Neuseeland, wird eine Rekord-Kulisse erwartet. Dank der aufgehobenen Einschränkungen rechnen die Blues für das Prestige-Duell mit den Hurricanes mit einer Rekordkulisse von über 35.000 Zuschauern.

Voll machen den ca. 50.000 Zuschauer fassenden Eden Park nur das Nationalteam, genannt die "All Blacks". Dennoch: Ein solches Interesse hat es bei einem Match des dreifachen Champions zuletzt im Jahr 2011 gegeben, als die Blues zum bis heute letzten Mal in den Playoffs standen. Über 20.000 Tickets wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt. "Das ist eine großartige Marke und wird für eine fantastische Atmosphäre, die unser Team antreiben wird, sorgen", sagte Blues-CEO Andrew Hore der Tageszeitung "New Zealand Herald".

Der Start in Dunedin ist schon einmal gelungen. "Das ist auch ein Zeichen dafür, dass die Leute in Neuseeland endlich wieder ihrem gewohnten sozialen Leben nachgehen wollen", sagt Andrew Hore. 

Dieser Artikel wurde aktualisiert.

DW Kommentarbild David Vorholt
David Vorholt Redakteur, Reporter und Autor in der DW-Sportredaktion