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Politik

"Wir können Terror nicht alleine bekämpfen"

Gazali Abdou
2. März 2022

Nigers Präsident Mohamed Bazoum plädiert dafür, bislang in Mali stationierte europäische Truppen in seinem Land einzusetzen. Dafür wolle er sogar im Parlament die Vertrauensfrage stellen, sagte Bazoum im DW-Interview.

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Mohamed Bazoum
Nigers Präsident Bazoum: "Wir wollen diese Frage klären"Bild: Gazali Abdou/DW

DW: Was halten Sie von der Debatte um den Rückzug französischer Truppen und des Takuba-Anti-Terror-Bündnisses aus Mali?

Mohamed Bazoum: Die Terroristen sind nicht auf ein einziges Land beschränkt, sondern sie arbeiten länderübergreifend. Insofern sage ich meinen Landsleuten, dass wir diese Terroristen nicht alleine besiegen können. Wir haben eine Kooperation mit Partnern im Rahmen der G5-Sahel-Staaten, also Mauretanien, Mali, Niger, Tschad und Burkina Faso, die nicht mehr gut funktioniert. Und wir haben französische und europäische Streitkräfte in Mali. Sie haben beschlossen, Mali aufgrund des Staatsstreichs vergangenes Jahr zu verlassen. Wir haben darüber im Rahmen der Accra-Initiative beraten, die Ghana, die Elfenbeinküste, Togo, Benin und die G5-Länder umfasst. Und wir haben Frankreich und die europäischen Länder gebeten, nicht zu gehen, sondern zu bleiben und uns bei unserem Kampf gegen den Terrorismus zu unterstützen. Sie haben prinzipiell zugestimmt. Wir werden alles in die Wege leiten. Ein Teil der europäischen Soldaten könnte vielleicht im Niger bleiben.

Wie sollen die europäischen Soldaten konkret eingesetzt werden, wenn sie im Niger sind?

Wenn sie im Niger sind, werden sie im umkämpften Gebiet eingesetzt werden: an der Grenze zu Mali, vielleicht an der Grenze zu Burkina Faso. Sie werden mit unseren Soldaten auf die gleiche Art und Weise zusammenarbeiten wie zuvor mit den malischen Streitkräften.

Viele Bürger sehen einen Widerspruch zu Ihren Äußerungen von vor zwei Monaten, als Sie sagten, dass Niger keine ausländischen Streitkräfte brauche. Wenn Sie nun die Ankunft der Takuba-Taks-Force akzeptieren, ist das nicht das Gegenteil von dem, wofür Sie sich zuvor starkgemacht haben?

Die Takuba-Truppe besteht aus 800 Personen. Sie werden zwischen uns und anderen Ländern aufgeteilt sein: etwa Burkina Faso, Benin oder andere. Es handelt sich um Spezialkräfte, die zwangsläufig eine Basis am Boden haben werden. Aber in ihrer Arbeitsweise sind es keine Bodentruppen. Den Großteil der Bodenkämpfe werden unsere eigenen Leute bestreiten. Aber die luftgestützten Großeinsätze werden von Takuba-Soldaten durchgeführt - eingebettet in unsere Streitkräfte. Das ist es, worum es geht. Es werden also ein paar hundert Leute sein, die Luft- und Bodenaktionen kombinieren. Wenn ich sage, dass wir keine Bodentruppen brauchen, dann meine ich, dass wir nicht Tausende von Soldaten brauchen. Die haben wir.

Damit haben Sie beschlossen, sich mit Ihrer Regierung einem Misstrauensvotum in der Nationalversammlung zu stellen. Ist das nicht politisch sehr riskant?

Nein, es ist nicht riskant, denn wir wollen diese Frage klären! Wissen Sie, in den sozialen Netzwerken gibt es viele Leute, die nichts verstehen, die die Debatte vergiften und die sagen, dass unsere Souveränität auf dem Spiel steht. Sie sagen: "Wir sind nicht einverstanden" oder auch "Das nigrische Volk ist nicht einverstanden". Jeder spricht im Namen des Volkes. Ich habe beschlossen, das Vertrauen in die Regierung in der Nationalversammlung in die Waagschale zu werfen. Dar Parlament ist die Instanz, in der Wille und Meinung des Volkes zum Ausdruck kommen.

Werden Sie das Ergebnis akzeptieren, egal, wie es ausfällt?

Ich werde es akzeptieren. Wenn die Abgeordneten die Entscheidung ablehnen, wird der Premierminister zurücktreten und wir werden von dieser Idee abrücken.

Mohamed Bazoum ist seit April 2021 Präsident des Niger. Zuvor war er Außenminister und zuletzt von 2016 bis 2020 Minister für Inneres und öffentliche Sicherheit. In dieser Funktion hatte er wichtige Fragen in der internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terror mit zu verantworten.

Das Interview führte Gazali Abdou.

Infografik Internationale Truppen in Mali DE