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Moskau liefert mehr Energie an China

27. September 2010

China und Russland rücken enger zusammen und verstärken ihre Kooperation bei Energielieferungen. Der russische Bär bietet dem chinesischen Drachen an, seine Erdgasnachfrage vollständig abzudecken.

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Dmitri Medwedew und Hu Jintao in Peking (Foto: AP)
Hu Jintao und Medwedew zeigten sich zufrieden über die ZusammenarbeitBild: AP

Die über Jahrzehnte rivalisierenden Großmächte China und Russland bauen ihre "strategische Partnerschaft" und Energiekooperation aus. Bei einem dreitägigen Staatsbesuch besiegelte Russlands Präsident Dmitri Medwedew am Montag (27.09.2010) in Peking mit Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao mehr als ein Dutzend Abkommen. "Russland ist bereit, Chinas wachsende Nachfrage nach Gas komplett zu erfüllen", sagte Russlands Vizepremier Igor Setschin.

Meilenstein in der Energiekooperation

Das Gazprom-Logo (Foto: dpa)
Der Energiekonzern Gazprom ist das weltweit größte ErdgasförderunternehmenBild: picture alliance/dpa

Bei den unterzeichneten Abkommen geht es unter anderem auch um Kohle, Erdgas, Atom- und erneuerbare Energien. So wird Russland nächstes Jahr mit dem Bau von zwei neuen Atommeilern für das Kernkraftwerk Tianwan in Provinz Jiangsu in Süden Chinas beginnen. "Russland ist der größte Produzent von Energie, China der größte Verbraucher - eine enge Kooperation der beiden Staaten liegt auf der Hand", so Setschin.

Russland bietet China die Komplettversorgung mit Erdgas an. Von Ende 2015 an liefert das staatlich kontrollierte Unternehmen 30 Jahre lang jährlich 30 Milliarden Kubikmeter des Rohstoffes an den chinesischen staatlichen Energieversorger Petroleum. Die Vereinbarungen bilden den Auftakt für eine zukünftige engere Energie-Partnerschaft zwischen den beiden Nachbarländern. Die Volksrepublik wird dabei auch in die Gasförderung in Russland investieren und damit einen Teil der Export-Infrastruktur finanzieren. Einigen müsse man sich nur noch über den Preismechanismus. "Wir führen weiter Gespräche", sagte Setschin, der Medwedew auf seiner Reise begleitete. "Wir rechnen mit einem Abschluss der Verträge Mitte 2011."

Neue Öl-Pipeline

Hu Jintao und Medwedew weihten Montag auch eine Pipeline ein, die Öl vom östlichen Sibirien ins nordostchinesische Daqing bringen soll. Über die Abzweigung der Ostsibirien-Pazifik-Pipeline sollen pro Jahr 15 Millionen Tonnen Öl nach China fließen. Bislang wurden jährlich lediglich nur neun Millionen Tonnen per Bahn exportiert.

Darüber hinaus soll eine Erdgasleitung von Westsibirien nach Urumtschi in Xinjiang gebaut werden, von wo aus das Erdgas durch das chinesische Leitungsnetz in den Rest des Landes gelangen soll. Beide Seiten hatten 2009 vereinbart, dass Russland für einen Kredit von 25 Milliarden US-Dollar, heute umgerechnet 18,5 Milliarden Euro, bis 2030 insgesamt 300 Millionen Tonnen Erdöl nach China liefern wird.

Enge Beziehungen und gefährliche Spannungen

Hu Jintao bei Wladimir Putin (Foto: AP)
Wladimir Putin und Hu Jintao bei der Eröffnung des "China-Jahr" in Moskau, März 2007Bild: AP

Die Beziehung zwischen beiden Ländern war nicht immer so freundschaftlich und kooperativ. Zwar haben Russen und Chinesen einst Seite an Seite gegen die japanische Besatzung in China gekämpft, zudem halfen die Sowjets den chinesischen Kommunisten 1949 bei ihrer Machtergreifung in Peking.

Doch dann folgte eine tiefe ideologische Spaltung, in deren Folge die Chinesen den einst engsten Verbündeten als größte Bedrohung empfanden. Auf dem Höhepunkt der Spannungen lieferten sich beide Seiten Ende der 60er Jahre blutige Grenzgefechte. Die Sowjetunion soll 1969 sogar einen nuklearen Schlag gegen China erwogen haben.

Mehr Unabhängigkeit von Europa

Europa ist derzeit der größte Abnehmer für Öl und Gas aus Russland. Russland will mit Pipelines bis zu den Ufern des Pazifiks zugleich neue Verbraucher wie China erschließen und auch seine Abhängigkeit von europäischen Abnehmern verringern. Für China ist die Pipeline Teil seiner Strategie, die künftige Energieversorgung und neue Lieferwege für seine rasant wachsende Wirtschaft zu sichern. Der Handel zwischen China und Russland erreichte 2008 fast 60 Milliarden US-Dollar. Nach dem krisenbedingten Einbruch 2009 dürfte in diesem Jahr wieder ein ähnliches Volumen erreicht werden.

Karte mit dem Verlauf der Erdgaspipelines im europäischen Raum
Erdgas-Pipelines im europäischen RaumBild: AP

Russland besitzt die größten Gasvorkommen der Welt und hat genügend natürliche Gasreserven, um dem wachsenden Energiebedarf der Chinesen gerecht zu werden, sagte Vizepremier Setschin. Die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern sei deshalb "strategisch vielversprechend". Russland sei der "natürliche Partner für China", ergänzte er. Die Ölpipeline von Sibirien nach China zeigt die Bestrebungen Moskaus, sich neue Märkte für Rohstoffexporte zu eröffnen, vor allem auf dem rasant wachsenden asiatischen Markt.

Autorin: Shenjun Liu (dpa, dapd, afp, rtr)

Redaktion: Dirk Eckert