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"Befehl aus Washington"

27. Januar 2015

Die russische Regierung hat mit Empörung auf die Herabstufung der Kreditwürdigkeit reagiert. Die Entscheidung der Ratingagentur S&P sei von Washington gesteuert.

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Bürogebäude der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor's Logo
Bild: picture-alliance/dpa

Für den russischen Vize-Außenminister Wassili Nebensia ist die Entscheidung der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) ein Komplott. Die Ratingagentur hatte am Montag als erste große Ratingagentur Russland von "BBB-" auf "BB+" herabgestuft. Russische Staatsanleihen haben damit Ramschniveau. Das heißt: Sie werden als riskante Anlage angesehen und nicht mehr als solides Investment. Diese Entscheidung sei "auf direkten Befehl aus Washington" getroffen worden, so Nebesia.

S&P hingegen begründete die Herabstufung am Montag mit dem Verfall des Ölpreises und den Folgen der westlichen Sanktionen wegen der Ukraine-Krise. Vize-Außenminister Nebensia erklärte, die S&P-Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt sei nicht überraschend. In einem "merkwürdigen Zufall" falle sie zusammen mit einer "neuen Welle der anti-russischen Hysterie". Russland sei mit "koordinierten Aktionen" gegen seine Wirtschaft konfrontiert, beklagte er. Sie gehörten zu dem "mehr oder weniger offiziell erklärten Sanktionskrieg" gegen sein Land.

"Übertriebener Pessimismus"

Auch Putin-Sprecher Dmitri Peskow nannte den Vorgang "politisch". "Seriöse Unternehmen werden sich kaum beeinflussen lassen von solchen Ratings, die nicht die tatsächliche Lage der Dinge wiedergeben", sagte er laut der Agentur RIA Nowosti.

Russlands Finanzminister Anton Siluanow erklärte, S&P lege einen "übertriebenen Pessimismus" an den Tag. Es gebe aber keinen Grund, die schlechtere Bewertung der Kreditwürdigkeit zu "dramatisieren". Er hob weiterhin hervor, dass der aufgelegte Anti-Krisen-Plan der russischen Regierung keine Mehrausgaben vorsehe und das Ziel habe, den Haushalt bis 2017 auszugleichen.

Die Entscheidung der Ratingagentur erhöht den Druck auf die ohnehin angeschlagene russische Wirtschaft. Der Rubel war nach der Entscheidung von S&P bereits um sieben Prozent zum Dollar eingebrochen. Auch an der Moskauer Börse ging es am Dienstag bergab. Insgesamt wird für dieses Jahr ein starker Einbruch der Wirtschaftsleistung erwartet. Schätzungen gehen von einem Minus von bis zu fünf Prozent aus. Auch deshalb hält die Ratingagentur S&P eine weitere Abwertung für möglich.

nm/zdh (afp, rtr)