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"Moskito-Brutstätten müssen beseitigt werden"

Fabian Schmidt1. Februar 2016

Zika kann von Mücken übertragen werden. Wäre es also eine Lösung, die Tiere notfalls mit Chemie zu bekämpfen, um so die Verbreitung des Virus aufzuhalten?

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Aedes aegypti-Mücke (Foto: dpa/Thais Llorca).
Bild: picture-alliance/dpa/Thais Llorca

Deutsche Welle: Wie können gefährliche Mücken bekämpft werden?

Norbert Becker: Besonders gefährlich sind beispielsweise die Afrikanische (Aedes aegypti) und Asiatische Tigermücke (Aedes albopictus). Diese Arten sind Überträger von Viren, wahrscheinlich übertragen sie auch das Zika-Virus. Tigermücken entwickeln sich - ähnlich wie Hausmücken - in Regenfässern und künstlichen Wasseransammlungen. Dort legen die Weibchen ihre Eier am Rand der Gefäße oberhalb der Wasserfläche ab und wenn der Wasserspiegel steigt, schlüpfen die Larven.

Deutschland Prof. Norbert Becker KABS e.V.
Prof. Norbert Becker bekämpft Stechmücken am Oberrhein.Bild: privat

Hier gilt es insbesondere unnötige Wasseransammlungen im Wohnbereich zu vermeiden. Das können Blumentöpfe sein, in denen Wasser steht, Blumenvasen, die ungenutzt sind oder Eimer und Gießkannen, in denen etwas Regenwasser steht.

Da die Entwicklung der Mücke vom Ei bis zum erwachsenen Tier rasant verläuft, muss man diese Brutplätze beseitigen. Regenfässer kann man abdecken, sodass die Mückenweibchen überhaupt nicht erst zur Eiablage an die Wasseroberfläche herankommen können. Und natürlich man kann auch ein biologisches Mittel namens BTI in Form von Tabletten einsetzen, das die Larven dann abtötet.

Wofür steht BTI?

BTI steht für Bacillus thuringiensis israelensis. Dieses Bakterium hat man 1976 in der Wüste Negev in einem Tümpel entdeckt. Es produziert Eiweiße. Fressen Mückenlarven diese Eiweißkörper, sterben sie daran.

Und wie lange wirken Bekämpfungsmaßnahmen mit BTI?

In der Ökologie gibt es zwei Strategien zum Arterhalt: Eine Kuh erhält ihre Art, indem sie etwa ein Kalb pro Jahr und Hektar Weidefläche zur Welt bringt - längere Zeit bleibt es wohlbehütet bei der Mutter.

Die Mücken dagegen sind "schlechte Mütter". Sie überschwemmen die Natur mit Nachkommen. Wenn ein Mückenweibchen 200 Eier ablegt und von den Larven 99 Prozent abgetötet werden, leben immer noch zwei Mücken weiter und legen dann wieder 200 Eier.

Es sind sogenannte "r-Strategen", die das das Überleben ihrer Art durch Massenproduktion gewährleisten. Deswegen führt die Bekämpfung nicht dazu, dass die Mücken maßgeblich reduziert werden. Jedes Jahr müssen wir sie erneut bekämpfen, weil die Mücken den Verlust der Nachkommen relativ schnell kompensieren können.

Am allerwichtigsten aber ist die Umweltsanierung, wenn es um die Bekämpfung des Zika-, Dengue- oder Chikungunya-Virus geht! Unnötige Brutstätten müssen beseitigt werden, also kleine und Kleinstgewässer - bis hin zur Blumenvase. Das ist noch wichtiger als chemisch vorzugehen.

Dafür muss die Bevölkerung darüber informiert werden, wo sich die Mücken überall entwickeln können und was man dagegen tun kann. Wenn alle mitmachen, haben die Mücken keine Chance!

Norbert Becker ist ein Heidelberger Biologe und Mückenforscher. Seit 1981 ist er wissenschaftlicher Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage e.V. (KABS).

Das Interview führte Fabian Schmidt.