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Mullah Omar: Vom Dorfmullah zum Terrorchef

Masood Saifullah/gh29. Juli 2015

Seine Anhänger bezeichneten ihn als "Emir der Gläubigen". Für die USA war Mullah Omar ein Kriegsverbrecher und Terrorist. Unter seinem Einfluss wurde Afghanistan ein sicherer Ort für Al-Kaida-Kämpfer.

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Mullah Omar (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

Viel ist über Mullah Mohammad Omar nicht bekannt. Nach dem offiziellen Lebenslauf der Taliban wurde der Anführer 1960 in einer strenggläubigen Familie in der afghanischen Provinz Kandahar geboren. Mit fünf Jahren verlor er seinen Vater und wuchs unter Aufsicht zweier Onkel auf. Er erhielt eine religiöse Ausbildung als Dorfmullah.

US-Regierung setzt 10 Millionen US-Dollar Kopfgeld aus. (Foto: FBI via AP)
US-Regierung setzt 10 Millionen US-Dollar Kopfgeld ausBild: picture alliance/AP Photo

1979 marschierte die Sowjetunion ein. Wie alle anderen jungen Männer griff auch Omar zu den Waffen. Nach dem Abzug der sowjetischen Truppen 1989 leistete er weiterhin Widerstand gegen die afghanische Nachfolgeregierung um Mohammad Najibullah, der von den Russen unterstützt, aber 1992 gestürzt wurde.

In den 90er Jahren verstrickte sich Afghanistan immer tiefer in einen Bürgerkrieg. Die Mudschahedin, die früher Seite an Seite gegen ausländische Invasoren gekämpft hatten, kämpften nun gegeneinander um die Macht. Omar zog sich in ein Dorf im Süden der Provinz Kandahar zurück, während das Land in der Gesetzlosigkeit versank.

Die Propaganda der Taliban erzählt von einem Traum Omars. Eine alte Frau soll ihn um Hilfe gebeten haben. Ferner forderte sie ihn auf, das Chaos im Lande zu beenden. Darauf hin marschierte Omar mit rund 50 Anhängern los und entfernte alle Checkpoints, bei denen die Einheimischen Steuern an die Warlords zahlen mussten. Daraus soll die Bewegung der Taliban entstanden sein.

Eine Universität in Afghanistan Anfang der 80er Jahre. (Foto: AFP)
Eine Universität in Afghanistan Anfang der 80er JahreBild: Getty Images/AFP

Gründung vom Islamischen Emirat Afghanistan

Mit Unterstützung von Pakistan brachten die Kräfte von Mullah Omar die Hauptstadt Kabul unter ihre Kontrolle und errichteten das Islamische Emirat Afghanistan. Nachdem die Taliban an die Macht gekommen waren, führten sie die strikten Gesetze der Scharia ein. Dabei interpretierten sie den Islam in ihrem Sinne.

Dem Regime um Mullah Omar wurden massive Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Während seiner Herrschaft hatten Frauen und Mädchen keinen Zugang zum gesellschaftlichen Leben. Sie durften nicht einmal ihren eigenen Ehemann aussuchen.

Es gibt Berichte darüber, dass Omar fließend Arabisch sprach - eine wichtige Voraussetzung für einen Islamgelehrten. Eine Handvoll Menschen, die ihm persönlich begegneten, beschrieben ihn als einen einfachen Mann. Seine engsten Vertrauten hätten gute Beziehungen zu Pakistan.

Während der Herrschaft der Taliban wurde Afghanistan ein sicherer Ort für Al-Kaida-Kämpfer. Osama bin Laden soll in Kandahar gelebt und persönliche Beziehungen zu Mullah Omar aufgebaut haben. Durch die Verbindung zu Al Kaida und Bin Laden sicherte sich Mullah Omar wichtige Einnahmequellen. Als Gegenleistung gewährte er den Terroristen Schutz.

Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA forderte die US-Regierung Omar auf, den Terrorchef auszuliefern. Omar weigerte sich. Daraufhin marschierten US-Truppen in Afghanistan ein und setzten zehn Millionen US-Dollar Kopfgeld auf Omar aus.

Gefangene Taliban Kämpfer (Foto: Getty Images/C. Hondros)
Taliban- und Al-Kaida-Kämpfer nach ihrer Festnahme durch die US-Armee im Dezember 2001Bild: Getty Images/C. Hondros

Nach dem 11. September

Vermutlich flüchtete Omar nach dem Einmarsch der US-Truppen nach Pakistan in die Stammesgebiete, die zum Teil unter Kontrolle der pakistanischen Taliban und der Al Kaida standen und stehen. Seitdem wurde er nicht mehr gesehen. Er soll aus seinem Exil weiterhin den Krieg gegen die NATO-Truppen und das afghanische Militär geleitet haben.

Er schmiedete Allianzen mit anderen Terrorgruppierungen wie dem Haqqani-Netzwerk. Medienberichten zufolge genoss Omar große Unterstützung durch den pakistanischen Geheimdienst ISI und kämpfte gegen den Einfluss von Pakistans Erzrivalen Indien in Afghanistan. Er soll auch für zahlreiche Selbstmordanschläge verantwortlich sein. Ums Leben kamen dabei NATO-Soldaten, afghanische Sicherheitskräfte, aber auch Zivilisten und Kinder.

Den Aufruf der afghanischen Regierung, sich an den Wahlen zu beteiligen, hatte Omar stets abgelehnt. Er wollte seinen Krieg fortsetzen, bis der letzte Ausländer das Land verlassen hätte.