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Musik für die EU

Bettina Bräuniger17. Dezember 2006

Deutschland, Portugal und Slowenien haben ab Januar 2007 für jeweils sechs Monate den Vorsitz im Europäischen Rat. Diese politische Konstellation hat der Deutsche Musikrat auf eine künstlerische Konstellation übertragen.

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Johannes Motschmann, Nachwuchskomponist aus DeutschlandBild: hoepfner

Aus Anlass der deutschen EU-Ratspräsidentschaft fördert der nationale Musik-Dachverband in Deutschland drei junge Komponisten aus Deutschland, Portugal und Slowenien. "Europäische Ensemble Akademie" heißt das dazugehörige Musikprojekt, das den Austausch von 60 jungen Musikern aus den Ländern der drei künftigen Ratspräsidentschaften fördert.

"Wir hoffen, dass Europa musikalisch auch in diesem Projekt näher zusammenrückt", hofft Thorsten Mosgraber, künstlerischer Geschäftsführer des Deutschen Musikrats. "Es geht um eine kreative Auseinandersetzung mit allen Musiksparten unserer Zeit, und es geht uns darum, zur deutschen Ratspräsidentschaft etwas Unkonventionelles zu machen."

Geliebtes Glockenschlagen

Eine neue Eurovisions-Fanfare soll und wird es sicher nicht werden, was die drei jungen europäischen Nachwuchskomponisten zur Zeit ausarbeiten, sagt Mosgraber. Der Auftrag lautet vielmehr: Auseinandersetzung mit der eigenen nationalen Tradition und den benachbarten musikalischen Stilrichtungen.

Dabei sind Johannes Motschmann aus Deutschland, Luis Antunes Pena aus Portugal und Nana Forte aus Slowenien.

Nana Forte ließ sich für ihre Komposition bei Literaturrecherchen in der Bibliothek inspirieren. "In Slowenien gehört das Glockenschlagen zur Volksmusik. Und die Slowenen haben eine besonders intime Beziehung zu den Glocken. Sie betrachten sie als Musikinstrumente und sprechen davon, dass die Glocken singen." Das Singen im Chor, das Singen von Volksmusik und eigenen Arrangements ist weit verbreitet in Slowenien, erzählt Forte. Es gehöre zu ihrer musikalischen Heimat.

Alles für die Tour

Das europäische Auftragswerk ist für ein Ensemble mit maximal 16 Musikern bestimmt und soll eine Länge von acht Minuten haben. Diese Vorgaben sind für alle drei Nachwuchskomponisten verbindlich.

Ebenfalls aus den drei Ländern Deutschland, Portugal und Slowenien stammen rund 60 junge Musiker, die im Frühjahr 2007 das Musikprojekt "Europäische Ensemble Akademie" bilden und nach einer zehntägigen Arbeitsphase mit einem Konzertprogramm durch die europäischen Städte reisen. Auf dem Programm stehen nicht nur die drei frisch komponierten Stücke von Nana Forte, Luis Antunes Pena und Johannes Motschmann, sondern auch Werke von bereits etablierten Komponisten wie Mauricio Kagel - immer aus den drei Stilrichtungen zeitgenössische Musik, Jazz und Pop, aber in jeder Stadt in einer neuen, spannungsreichen Konstellation.

Unbewusste Sachen

Die drei jungen Komponisten unterscheiden sich nicht nur von ihrem musikalischen Hintergrund, sondern auch in ihrer Vorgehensweise. Der deutsche Komponist Johannes Motschmann mag keine Reihenfolgen. Er liebt das Suchen am Klavier, das intuitive Vorgehen. "Ich mag diese ganzen Sachen, die unbewusst ablaufen."

Sein portugiesischer Kollege Luis Antunes Pena ließ vom Computer einen ganzen Blätterstapel an Strukturen für sein künftiges Musikstück ausdrucken: "Die sind rhythmische Interpretationen von einem Klang, von denen ich meistens nur zehn Prozent benutze."

Zusammengewürfelt hat die drei jungen Komponisten eine zufällige politische Konstellation: Ihre Länder Deutschland, Portugal und Slowenien übernehmen nacheinander die EU-Ratspräsidentschaften. Ob die Botschaft, die sie mit ihren Kompositionen aussenden, auch eine politische sein soll, bleibt offen. Für Mosgraber vom Projektinitiator steht aber eines bereits fest: "Was wir mit diesem Projekt entwickeln wollen, ist Kreativität, Vorwärtsgewandtheit und eine Offenheit für Neues."