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Bassermannhaus für Musik und Kunst

14. Dezember 2011

In Mannheim präsentiert sich mit dem "Bassermannhaus für Musik und Kunst" stolz ein neues Museum. Die Sonderausstellung "MusikWelten" entführt die Besucher in ungewöhnliche Klangsphären und lädt zum Forschen ein.

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Besucherin vor der Statue des Xochipilli, des aztekischen Gottes der Musik (Foto: rem/Jean Christen)
Was hat der Musikgott Xochipilli der Besucherin zu sagen?Bild: rem/Jean Christen

Ein Musikmuseum strahlt nicht selten etwas ehrwürdig Verstaubtes aus: Alte und wertvolle Instrumente liegen artig in den Vitrinen, und wenn man Glück hat, klimpert der Museumsführer vorsichtig ein paar Töne auf den Tasten eines antiken Cembalos. Doch es geht auch anders: Das beweist das neu eröffnete Bassermannhaus, ein kleines, aber äußerst feines "Museum für Musik und Kunst", ein neues Mitglied in der "Reiss-Engelhorn"-Museumsfamilie im Mannheimer Museumsquartier.

Klingende Viola und atmende Pfeife

"Das ist eine Ausstellung von Musik und nicht von Musikinstrumenten", unterstreicht Kurator Michael Tellenbach. Die schön präsentierten Exponate, so der Museumsmacher, liefern lediglich ein Begleitkonzert zur Musik.

Das Ganze funktioniert so: Am Eingang bekommt der Besucher einen Audioguide ausgehändigt, der schon im Eintrittspreis enthalten ist. Nun ist eine Kopfhörer-Stimme in einer Ausstellung noch keine Überraschung, aber es kommt auf die Machart an, und da hat man sich im Bassermannhaus etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Wenn man vor den Instrumenten steht, kann man plötzlich auch hören, wie die dreitausend Jahre alten Pfeifgefäße aus Mittelamerika singen und atmen oder wie die kostbare Viola d'amore klingt, der schon Wolfgang Amadeus Mozart während seiner Besuche am Mannheimer Hofe gelauscht haben soll.

Kinder fassen südamerikanische Pfeifgefäße an und bringen sie zum Klingen (Foto: rem/Jean Christen)
Im Bassermannhaus kann man Instrumente anfassen und ausprobierenBild: rem/Jean Christen

Alle 200 Instrumente aus drei Jahrtausenden sind für die Ausstellung von Musikarchäologen eingespielt worden. Kurze Hörtexte sind mit kleinen Klangbeispielen aus Klassik und ethnischer Musik, aber auch aus Rock und Pop kombiniert. So wird eine abwechslungsreiche Beziehungsgeschichte zwischen Mensch und Musik erzählt.

Höfische Musikkultur und New Yorker Hinterhofsound

"Gott ist ein DJ" steht im Museum eingangs auf der ausgeleuchteten Wand. Und: "Wer das Geheimnis der Töne kennt, kennt das Geheimnis des Weltalls." Im Verlauf der Ausstellung wird der Kosmos der komponierten Welt schlüssig in vier Bereiche zerlegt: Musik als Kommunikation, als Gemeinschaft stiftendes Element, als Anreiz zur Bewegung und als Mittel der Verwandlung, Transformation und Transzendenz.

Viola d’amore, Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim (Foto: rem/Jean Christen)
Der Viola d'amore lauschte schon MozartBild: rem/Jean Christen

Die Show kombiniert unterschiedliche Kulturen und Epochen: So wird zum Beispiel das Musizieren am Mannheimer Hofe den höfischen Musikkulturen von Japan und Afrika gegenüber gestellt, und in Trance versetzende Rhythmen werden nicht nur mit den üblichen fremdländischen Trommelklängen, sondern auch mit dem Hinterhofsound der heutigen Armenviertel von New York belegt.

Das Prinzip der direkten Bebilderung gehört im Bassermannhaus der Vergangenheit an. Stattdessen hört der Besucher, vor einem Gong stehend, nicht nur den Urknall des Originalinstruments, sondern auch die ersten Akkorde aus Haydns "Schöpfung". Und zu den asiatischen Flöten, die Vogelgezwitscher imitieren, gibt es Klänge des französischen Komponisten Messiaen. Am Ende der Ausstellung landet man in der Gegenwart, im Tonstudio eines modernen Jazzgitarristen. Dort kann sich der fleißige Besucher selbst den Soundtrack basteln und gleich dazu lostanzen, wenn er will.

Der Familie ein Denkmal gesetzt

Interaktive Installation gibt dem Besucher Gelegenheit, die Wechselwirkung von Musik und Bewegung selbst zu erfahren (Foto: rem/Jean Christen)
Eine interaktive Installationen laden zum Erforschen einBild: rem/Jean Christen

Die Stifterin des Museums ist Ellen Bassermann, die aus einer alten Mannheimer Familie bildungsbürgerlicher Tradition stammt. Die musikbegeisterte Dame unterrichtet im hohen Alter auch noch selbst Musik. In die Einrichtung einer privaten Stiftung sind 13 Millionen Euro investiert worden. Als letzte Trägerin des Familiennamens setzte Ellen Bassermann mit dem 800 qm großen Museum ihrer Familie und ihrer Leidenschaft ein beeindruckendes Denkmal.

Und so ist in Mannheim ein Musikmuseum für die iPad-Generation entstanden. Nur der Audioguide sieht etwas antiquiert aus. Man könnte sich dann doch eher ein schickes kleines Teil mit Touchscreen vorstellen, damit man nicht in der Dunkelheit an den Knöpfen herumfummeln muss.

Die Ausstellung "MusikWelten" läuft erst einmal bis September 2012 und wird dann Teil der Dauerausstellung des Museums, die man in Mannheim als "work in progress" versteht.

Autor: Anastassia Boutsko
Redaktion: Suzanne Cords