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Politik

Tödlicher Angriff auf 40 Tuareg in Mali

29. April 2018

Der Norden Malis gilt seit Jahren als sehr unsicher. Zwei blutige Angriffe mutmaßlicher Extremisten in der Region Menaka bestätigen das. Dabei wurden nach offiziellen Angaben mindestens 40 Angehörige der Tuareg getötet.

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Gemeinsame Patrouillie von Rebellen und Soldaten in Mali
Malische Soldaten und ehemalige Tuareg-Rebellen auf einer gemeinsamen Patrouille in Gao Bild: picture alliance/dpa/B.Ahmed

Die Todesopfer seien überwiegend junge Männer, sagte der Gouverneur der Region Menaka, Daouda Maiga. Die meisten seien in einem Alter gewesen, in dem sie in der Lage gewesen seien, Waffen zu tragen. Sie gehörten einer Miliz an, die islamistische Gruppen bekämpfe, deren Mitglieder überwiegend zur Bevölkerungsgruppe der Fulbe zählten. "Diese beiden Angriffe waren Vergeltungsschläge", sagte Maiga. Ziel sei es womöglich, einen ethnischen Konflikt zwischen den Tuareg und den Fulbe auszulösen.

Gegenschlag der Tuareg

Ein Stammesvertreter sagte, als Reaktion auf die Angriffe hätten Tuareg-Kämpfer begonnen, die Stützpunkte der Dschihadisten "zu zerstören und sie zu vernichten". Er machte insbesondere die Dschihadistengruppen Gatia und MSA für die Angriffe an der Grenze zum Niger verantwortlich. Diese wiesen die Vorwürfe jedoch zurück. Die Dschihadisten in der Gegend, in denen die Angriffe erfolgten, haben dem "Islamischen Staat" (IS) die Treue geschworen.

In der Region hatten die malische Armee und französische Soldaten den Dschihadisten zuletzt schwere Verluste beigebracht. Sie verstärkten ihre Offensive gegen die Extremisten im Vorfeld der Präsidentenwahl, die für den 29. Juli geplant ist. Dabei werden sie häufig auch von bewaffneten Tuareg-Gruppen unterstützt. Bei der Wahl strebt Präsident Ibrahim Boubacar Keita seine zweite Amtszeit an. Die wachsende Gewalt im Land schürt jedoch Sorgen, ob die Wahlen tatsächlich abgehalten werden können.

2012 hatten mehrere überwiegend islamistische Gruppierungen die Kontrolle über den Norden Malis übernommen. Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich griff 2013 militärisch ein und drängte die Islamisten und Tuareg-Rebellen zurück. Mittlerweile überwacht die UN-Mission Minusma einen 2015 geschlossenen Waffenstillstand. Gleichwohl setzen islamistische Extremisten den Kampf gegen die Regierung in Bamako und die UN-Präsenz fort und verüben immer wieder Anschläge vor allem im Norden.

13.000 UN-Soldaten im Land

Die Vereinten Nationen haben insgesamt 13.000 Soldaten und Polizisten in Mali stationiert, viele von ihnen im unruhigen Norden des Krisenstaates. Allein Frankreich hat im Zuge der "Operation Barkhane" etwa 4000 Soldaten in der Sahelzone stationiert. Auch die Bundeswehr ist an dem UN-Einsatz beteiligt. Erst vor wenigen Tagen hat der Bundestag die dortige Bundeswehr-Mission verlängert. Das Parlament beschloss, dass sich Deutschland ein weiteres Jahr an der internationalen EUTM-Mission zur Ausbildung malischer Soldaten beteiligt. Gleichzeitig wurde die Mandatsobergrenze von 300 auf 350 Soldaten angehoben, weil die Bundeswehr im November die Führung der EU-Mission übernimmt.

Auslandseinsätze verlängert

Zudem verlängerte das Parlament das Minusma-Mandat. Mit dem momentan größten und gefährlichsten Auslandseinsatz der Bundeswehr soll der Krisenstaat stabilisiert werden. Im Rahmen der EUTM-Mission soll die Bundeswehr künftig auch in Malis Nachbarländern eingesetzt werden, um dort die G5-Sahel-Truppe zu beraten. Die von Mali, Burkina Faso, Mauretanien, Niger und Tschad aufgestellte Einheit soll für Sicherheit in der Sahelregion sorgen und dort Terroristen und Schleuserbanden bekämpfen.

UN besorgt wegen ethnischer Konflikte

Erst Mitte April hatten die Vereinten Nationen sich alarmiert gezeigt über die eskalierende Gewalt zwischen ethnischen Gruppen in dem westafrikanischen Land. Dutzende Menschen seien in den vergangenen Wochen in Zentralmali getötet worden, sagte ein Sprecher des Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Genf. Rund 3000 Menschen seien in das benachbarte Burkina Faso geflohen. Die Kämpfe zwischen Angehörigen der Volksgruppen der Dogon und der Fulbe in der Region Mopti hätten bereits im Februar begonnen. Das Hilfswerk befürchte weitere Gewalt, die noch mehr Menschen in die Flucht zwingen könnte. Der Sprecher betonte, dass die UN-Blauhelmtruppe Minusma und französische Einheiten nicht in die Kämpfe zwischen den Volksgruppen eingegriffen hätten.

kle/rb (rtr, afp, epd, dpa)