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Mutmaßlicher Angreifer stellt sich

8. April 2013

Knapp ein halbes Jahr war er in der Türkei untergetaucht. Nun stellte sich der mutmaßliche Anstifter der tödlichen Angriffe auf Jonny K. in Berlin den Behörden. Er will sich an der "Wahrheitsfindung" beteiligen.

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Grab von Jonny K. (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Zielfahnder nahmen Onur U. kurz nach seiner Landung aus dem türkischen Izmir am Flughafen Berlin-Tegel fest. Anschließend wurde der Verdächtige dem Haftrichter vorgeführt. Der 19-Jährige, der die deutsche und die türkische Staatsangehörigkeit besitzt, war kurz nach der tödlichen Prügelattacke in das Heimatland seiner Familie geflüchtet.

Der Mord an Jonny K. hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Erst am vergangenen Sonntag ist mit einem Benefizkonzert an das Opfer erinnert worden. Der junge Berliner wäre an diesem Tag 21 Jahre alt geworden.

Ohne ersichtlichen Grund war er in der Nacht zum 14. Oktober 2012 vor einem Lokal nahe dem Alexanderplatz in Berlin von mehreren Angreifern so heftig attackiert worden, dass er einen Tag später an Gehirnblutungen starb. Auch ein Freund wurde von den Schlägern verprügelt und verletzt.

Prozess im Mai

Mit der Rückkehr von Onur U. sind nun alle sechs Verdächtigen gefasst. Der Prozess soll voraussichtlich am 13. Mai beginnen. Fünf der mutmaßlichen Täter sind bereits wegen gefährlicher Körperverletzung beziehungsweise gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Onur U. gilt laut Ermittlungsbehörden als treibende Kraft des Angriffs.

Kanzlerin schaltet sich ein

Der Fall hatte fast zu diplomatischen Verwicklungen zwischen Deutschland und der Türkei geführt. Ein Festnahme- und Auslieferungsersuchen der Berliner Justiz an die türkischen Behörden blieb monatelang ohne Ergebnis. Den entscheidenden Anstoß lieferte wohl Bundeskanzlerin Angela Merkel, als sie das Thema im Februar bei den deutsch-türkischen Regierungskonsultationen ansprach. Merkel äußerte laut Medienberichten im Gespräch mit Regierungschef Recep Tayyip Erdogan die Erwartung, dass die Türkei aktiv nach dem letzten Tatverdächtigen fahnde.

Richtig Bewegung in die Angelegenheit kam allerdings erst nach Ostern. Dann nämlich leiteten die türkischen Behörden Ermittlungen wegen des Verdachts des vorsätzlichen Mordes und vorsätzlicher Körperverletzung gegen den mutmaßlichen Schläger ein. Gefasst wurde er aber nicht. Der deutsche Haftbefehl galt weiter. Möglicherweise hielt der 19-Jährige jetzt den Druck nicht mehr aus. In der Türkei hätte ihm eine harte Strafe gedroht. Das Jugendstrafrecht, das in Deutschland höchstens zehn Jahre vorsieht, wird dort nicht angewendet.

Der Anwalt der Hauptverdächtigen teilte mit, Onur U. werde im Prozess an der "Wahrheitsfindung" mitwirken. Er sei nach Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt freiwillig zurückgekommen.

Berlins Innensenator Frank Henkel würdigte das beharrliche Vorgehen der Ermittlungsbehörden. "Das ist ein gutes Signal für die Familie des Opfers, aber auch an alle Täter: Seid euch nicht sicher", fügte der CDU-Politiker hinzu.

se/wa (dpa, afp, rbb)