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Thailändische Polizei tappt im Dunkeln

13. August 2016

Die Sicherheitsbehörden in Thailand stehen nach der jüngsten Serie von Anschlägen unter Druck: Die Polizei musste einräumen, dass es noch keine heiße Spur gebe. Berichte über Festnahmen wurden dementiert.

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Nach Anschlägen in Thailand: Ermittler am Tatort in Hua Hin (foto: picture-alliance/AP Photo/J.Harmer)
Ermittler am Tatort in Hua HinBild: picture-alliance/AP Photo/J.Harmer

Die vorläufige Bilanz ist ernüchternd: "Es hat noch keine Festnahmen gegeben", sagte der Vize-Sprecher der thailändischen Polizei, Piyapan Pingmuang, der Nachrichtenagentur AFP. Entsprechende Pressemeldungen stellten sich als voreilig heraus. Auch gebe es noch keine Verdächtigen, mögliche Drahtzieher oder Motive für die Taten seien unklar, so das bittere Resumee. Der stellvertretende Chef der nationalen Polizei, Pongsapat Pongcharoen, kündigte vor Reportern immerhin eine "Liste von Verdächtigen" für "spätestens am Sonntag" an.

In Thailand waren am Donnerstagabend und am Freitag mindestens elf Sprengsätze in fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket detoniert. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt. Unter den Verletzten sind drei Deutsche. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes. Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder.

Erste Hilfe für Verletzte im thailändischen Hua Hin (foto: Getty Images/AFP/M. Uz Zaman)
Erste Hilfe für Verletzte in Hua HinBild: Getty Images/AFP/M. Uz Zaman

Die Polizei geht zurzeit davon aus, dass am ehesten Gegner des jüngsten, von der Militärregierung initiierten Verfassungsreferendums hinter den Anschlägen stecken könnten. "Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden - all diese Provinzen haben dafür gestimmt", sagte Polizeichef Chakthip Chaijinda. "Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung."

Die Partei der gestürzten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra wies jede Verantwortung von sich. Entsprechende Vorwürfe seien beleidigend und diffamierend, sagte der frühere Außenminister Noppadon Pattama. "Jeder frühere Ministerpräsident sorgt sich um das Land und würde nicht so ein Unheil anrichten." Der Politiker saß sowohl im Kabinett von Yingluck Shinawatra, die 2014 von der Armee abgesetzt wurde, als auch in dem ihres Bruders Thaksin.

Oder doch die Moslem-Separatisten?

Seit einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär. Im Süden des Landes gibt es zudem seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok. Muslimische Separatisten fordern die Unabhängigkeit der drei südlichsten Provinzen des Landes. Seit 2004 starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Es sei jedoch unwahrscheinlich, dass die Separatisten hinter den jüngsten Anschlägen steckten, meinte Polizeichef Chaijinda.

Leere Strände in Thailand nach der Serie von Anschlägen, hier in Hua Hin (foto: picture-alliance/AP Photo/P. Yi Wang)
Leere Strände in Thailand nach der Serie von Anschlägen, hier in Hua HinBild: picture-alliance/AP Photo/P. Yi Wang

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge scharf. Eine Reisewarnung für Thailand gab das Auswärtige Amt allerdings nicht heraus. Es riet Reisenden lediglich zu äußerster Vorsicht. Man solle große Menschenansammlungen meiden und die Medien verfolgen. Für Urlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, ist das ein wichtiger Unterschied: Ohne Reisewarnung sind sie auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen.

SC/stu (afp, rtr, dpa)