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Nach der WM nun COP18

9. Dezember 2011

Ausgerechnet das Emirat Katar richtet im 2012 die nächste Klimakonferenz der Vereinten Nationen aus - es ist das Land mit den höchsten Pro-Kopf-Emissionen der Welt.

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Frau im traditionellen Gewand vor der Skyline von Doha (Foto: AP)
Weltmeister bei den EmissionenBild: AP

Weltmeister sind die Bewohner Katars. In keinem Land der Welt stoßen die Bewohner mehr Treibhausgase pro Kopf aus als in dem Staat am Persischen Golf. Die 1,8 Millionen Einwohner der Halbinsel verursachen pro Kopf jährlich 49 Tonnen CO2-Äquivalent. Das ist zweieinhalb mal so viel wie die US-Amerikaner und sogar fünf mal so viel wie die Deutschen.

Die libanesische Aktivistin Nina Jamal von der NGO IndyAct, die sich im Nahen Osten für den Umweltschutz einsetzt, während der Klimakonferenz in Durban (Foto: dw)
"Katar hat keine Position", sagt Umweltschützerin JamalBild: DW

Die Libanesin Nina Jamal von der NGO IndyAct setzt sich in der Arabischen Welt für mehr Umweltschutz ein. Sie macht sich Sorgen darüber, dass Katar die nächste Klimakonferenz – die COP 18 – ausrichtet: "Katar hat keine Position zum Klimaschutz, zumindest keine offiziell verkündete. Sie sind nicht aktiv an den Verhandlungen beteiligt." Jamal kritisiert, dass Katar sich nicht dazu geäußert habe, wie sie zu mehr Klimaschutz stehen. "Das muss der Gastgeber einer Klimakonferenz tun. Wenn wir das nicht wissen: Wie können wir uns sicher sein, dass sie helfen werden ein ambitioniertes Klimaabkommen zu erreichen?"

Katar: positive Rolle als Vermittler in der arabischen Welt

Wenn sie Katars Rolle in der Arabischen Welt analysiert, dann findet Nina Jamal aber auch Argumente, die für Katar als Gastgeber sprechen: "Es gibt Dinge, die dafür sprechen, dass sie gute Diplomaten sein könnten. Sie haben in der Region sehr oft die Rolle eines Vermittlers gespielt."

In der Region am Persischen Golf finden sich die vier größten Verursacher von Treibhausgasen der Welt, pro Kopf gerechnet: Auf Katar folgen die Vereinigten Arabischen Emirate, Bahrain und Kuwait.

Christoph Bals, der für die deutsche Organisation Germanwatch seit Jahren die Klimaverhandlungen verfolgt, hat aber den Eindruck, dass das Thema Klimawandel am Persischen Golf anders gesehen wird, als noch vor zwei Jahren: "Zum ersten Mal diskutiert Katar darüber, ob man neben Öl und Gas auch die erneuerbaren Energien ausbauen will. Und sie diskutieren auch darüber, ob sie sich politisch vom reinen Nein-Sagertum verabschieden wollen."

Umweltschützer: Katar muss Führungsrolle übernehmen

Baukräne stehen vor modernen Wolkenkratzern in der Stadt Doha (Foto: dpa)
Modern und mit enormem Energieverbrauch: DohaBild: picture-alliance/dpa
Nina Jamal fordert von Katar Aktionen gegen den hohen Ausstoß von Treibhausgasen: "Als reiches Entwicklungsland müssen sie die Führungsrolle zu übernehmen." Katar müsse darüber nachdenken, an welche Rolle sich die Menschen nach der 18. Klimakonferenz erinnern sollen. "Will Katar in die Geschichte eingehen als ein Land, das für die Öl-Interessen gekämpft hat und dabei andere, arme Entwicklungsländer vernachlässigt hat, die vom Klimawandel bedroht werden?"

Nina Jamal und Christoph Bals jedenfalls hoffen darauf, dass die 18. Klimakonferenz 2012 nicht nur als erste Konferenz in einem arabischen Land in die Geschichte eingeht. Sie hoffen, dass sie viele Staaten der Region dazu bewegt, mehr für den Schutz der Umwelt und des Klimas zu tun.

Autor: Johannes Beck
Redaktion: Oliver Samson