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KZ-Wachmann in USA festgenommen

19. Juni 2014

Der heute 89-Jährige soll in den Lagern Buchenwald und Auschwitz-Birkenau an der Ermordung Hunderttausender beteiligt gewesen sein. Um ihn anzuklagen, will Deutschland die Auslieferung des früheren SS-Mannes.

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Juden aus Ungarn warten im Mai 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau auf die Selektion (Foto: picture alliance / AP Photo)
Juden aus Ungarn warten im Mai 1944 im KZ Auschwitz-Birkenau auf die SelektionBild: picture alliance / AP Photo

Der 89 Jahre alte mutmaßliche KZ-Wachmann Johann Breyer ist in den USA auf deutschen Haftbefehl hin festgenommen worden und könnte für ein Strafverfahren an Deutschland ausgeliefert werden. Das zuständige Bundesbezirksgericht in Philadelphia ordnete eine Untersuchungshaft ohne Kaution an, bis über den entsprechenden Antrag der Bundesrepublik entschieden ist.

Haft in USA bis mindestens Mitte August

Die Staatsanwaltschaft Weiden in der Oberpfalz ermittelt seit 2012 gegen Breyer. Er soll in den Konzentrationslagern Buchenwald und Auschwitz-Birkenau an der Ermordung von mindestens 344.000 Menschen in den Gaskammern beteiligt gewesen sein. Laut Anklageschrift geht es um 158 Züge voller Juden aus Deutschland, Ungarn und der ehemaligen Tschechoslowakei.

Breyer erschien am Mittwoch in Philadelphia vor dem Bezirksgericht. Er solle mindestens bis zum nächsten Gerichtstermin Mitte August in Haft bleiben, teilte eine Anwaltssprecherin mit. Breyer räumte ein, als 17-Jähriger Mitglied der Waffen-SS geworden zu sein. Er bestreitet aber, als Wachmann in Auschwitz tätig gewesen zu sein. Seinen Angaben zufolge diente er in der Nähe von Auschwitz in der Feldartillerie der Waffen-SS und desertierte später von der Einheit. 1952 emigrierte Breyer, der als Sohn einer Amerikanerin in der Tschechoslowakei geboren wurde, in die USA.

US-Außenminister Kerry muss entscheiden

Breyers Anwalt Dennis Boyle verwies auf den schlechten Gesundheitszustand seines Mandanten. Dieser leide unter Demenz und habe Herzprobleme. Nach seiner ersten Nacht im Gefängnis sei er gebrechlich und verwirrt vor Gericht erschienen. "Er bestreitet jegliche Verwicklung in Kriegsverbrechen", sagte Boyle. "Er war nie ein Nazi." Sein Mandant sei zum Kriegsende ein in sowjetischer Gefangenschaft gewesen. "Er war genau so ein Opfer der Nazis wie jeder andere", sagte Boyle. "Er war kein Freiwilliger in der SS, er wollte nicht in der SS sein, er desertierte von der SS." Über eine Auslieferung Breyers an Deutschland muss letztlich US-Außenminister John Kerry entscheiden.

sti/cw (afp, dpa, rtr)