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Kein Olympia-Aus für den Iran

15. September 2020

Eine andere Entscheidung des IOC wäre auch einer Sensation gleichgekommen. Trotz der Hinrichtung des Ringers Navid Afkari bleibt der Iran im Klub der Olympia-Länder.

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Navid Afkari, im Hintergrund Ringermatten
Teheran hatte keine Gnade: Navid Afkari wurde hingerichtetBild: UGC

Zunächst war da große Empörung beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) in Lausanne über die Hinrichtung des Ringers Navid Afkari im Iran. Doch zu weiteren Schritten gegen das Regime in Teheran mochte sich das vom deutschen Präsidenten Thomas Bach gesteuerte IOC nicht entschließen. Bach bleibt damit in den Augen seiner Kritiker auf Kurs.

Im Ergebnis muss der Iran den vielfach geforderten Ausschluss von den Olympischen Spielen als Folge der Exekution Afkaris nicht befürchten. In einer Stellungnahme teilte das IOC mit, dass es einen solchen Bann aus Rücksicht auf die Sportler des Landes nicht anstrebt.

Andere Athleten bestrafen

"Der Ausschluss eines Nationalen Olympischen Komitees (NOK) von den Olympischen Spielen würde die Athleten dieses Landes bestrafen, nur weil sie unter einem bestimmten politischen oder rechtlichen System leben", heißt es in der Erklärung. Dies gelte umso mehr, als dass das iranische NOK die Bemühungen des IOC um eine Lösung des Falls Afkari unterstützt habe.

IThomas Bach vor den olympischen Ringen
IOC-Präsident Thomas Bach schrieb Briefe nach Teheran - vergeblichBild: picture-alliance/dpa/KEYSTONE/J.C. Bott

Als zivile und nicht-staatliche Organisation habe das IOC weder den Auftrag noch die Fähigkeit, "die Gesetze oder das politische System eines souveränen Landes zu ändern. Dies ist die legitime Rolle der Regierungen und der jeweiligen zwischenstaatlichen Organisationen." IOC-Vizepräsident John Coates aus Australien hatte zuvor in einem Zeitungsinterview darauf hingewiesen, "dass es wahrscheinlich 50 Nationale Olympische Komitees gibt, die aus Ländern kommen, in denen noch die Todesstrafe gilt".

Eine andere Situation

Nach der Vollstreckung des Todesurteils gegen Afkari am vergangenen Samstag war der Ruf nach sportpolitischen Konsequenzen bis hin zum Olympia-Ausschluss des Iran laut geworden. Das IOC habe schon einige Male Probleme mit dem Iran gehabt, meinte Coates. "Sie haben gegen Israel nicht teilgenommen, und wir haben sie wegen dieser Sportverstöße schon einmal suspendiert." Nun habe man aber eine andere Situation.

 In seiner Mitteilung vom Dienstag wies das IOC auch auf die gemeinsamen Aktivitäten mit dem Ringer-Weltverband (UWW) in Sachen Afkari hin. Unter anderen habe IOC-Präsident Bach persönliche Briefe an Irans Oberstem Führer Ayatollah Ali Chamenei und an den Präsidenten Hassan Rouhani geschrieben, in denen er um Gnade für den Sportler gebeten habe.

Geständnis erzwungen?

 Afkari hatte nach Darstellung der iranischen Justiz bei einer Demonstration 2018 in der südiranischen Stadt Schiras einen Sicherheitsbeamten getötet. Der Sportler, seine Familie und Menschenrechtsorganisationen führten an, ein Geständnis sei nur durch Folter erzwungen worden. Unter anderen hatten die Bundesregierung und die Europäische Union Zweifel an der Rechtsstaatlichkeit des Verfahrens geäußert. Der Iran hat bislang jede Kritik zurückgewiesen.

ml/fab (dpa, SID)