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Nach Nizza: Paris mobilisiert Reservisten

Andreas Gorzewski15. Juli 2016

Als Reaktion auf den Terroranschlag in Nizza fährt Frankreich die militärischen und zivilen Schutzmechanismen hoch. Im Rahmen des Notfallplans helfen auch Zivilisten, die sich freiwillig gemeldet haben.

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Frankreich Anschlag Soldaten (Foto: picture-alliance/AP Photo/C. Fahey)
Bild: picture-alliance/AP Photo/C. Fahey

Frankreichs Präsident Francois Hollande hat nach dem Blutbad an der Uferpromenade in Nizza umgehend reagiert. Das Staatsoberhaupt verlängerte den schon seit den Terroranschlägen vom November 2015 geltenden Ausnahmezustand um weitere drei Monate. Eigentlich sollte der Ausnahmezustand auslaufen. Zusätzlich kündigte er in einer TV-Ansprache noch in der Nacht auf Freitag an, Reservisten zu mobilisieren. Außerdem wurde von den Behörden der Notfallplan Orsec in Kraft gesetzt, der bei der Bewältigung von Katastrophen helfen soll.

Der Rückgriff auf die "operationelle Reserve" bezieht nach den Worten von Hollande alle ein, die einmal in der Armee oder der Gendarmerie gedient haben. Sie sollen die regulären Soldaten und Gendarmen entlasten, die nach den vorhergehenden Anschlägen und durch Großereignisse wie Fußball-Europameisterschaft und Tour de France stark beansprucht sind. Diese Reservisten sollen dem Präsidenten zufolge überall eingesetzt werden, wo sie gebraucht würden, vor allem bei Grenzkontrollen.

Teil dieser Reserve sind auch Zivilisten, die sich freiwillig für den Dienst melden. Sie müssen laut Verteidigungsministerium in Paris mindestens 17 Jahre alt und körperlich geeignet sein sowie die französische Staatsbürgerschaft besitzen. Diese Männer und Frauen erhalten dann eine spezielle Ausbildung, um die Streitkräfte des Landes jeweils für einige Dutzend Tage im Jahr unterstützen zu können. Sie können nach Unwettern ebenso eingesetzt werden wie zum Schutz von Großereignissen oder von sensiblen Infrastrukturen.

Antwort auf unterschiedliche Katastrophen

Der Notfallplan Orsec (Organisation de la Réponse de Sécurité Civile) wurde bereits 1952 entworfen. Um auf unterschiedliche Katastrophen jeweils angemessen reagieren zu können, wurde der Plan immer weiterentwickelt. Feuerwehren, Sanitäts- und Rettungsdienste, Polizei sowie Behörden und private Organisationen sind eingebunden und unterstehen im Einsatzfall einer gemeinsamen Leitstelle.

Dieser Notfallmechanismus ist unter anderem nach Waldbränden, Stürmen und Überschwemmungen ausgelöst worden. Auch die verheerende Explosion in einer Düngemittelfabrik in Toulouse im Jahr 2001 zählt zu diesen Katastrophen. Ganze Straßenzüge der südfranzösischen Großstadt waren damals verwüstet worden. Als im März 2015 ein Germanwings-Airbus in einer unzugänglichen Alpenregion zerschellte, wurde der Orsec-Plan ebenfalls aktiviert.

Bei der Fabrikexplosion in Toulouse im Jahr 2001 waren 31 Menschen ums Leben gekommen. (Foto: dpa)
Bei der Fabrikexplosion in Toulouse im Jahr 2001 waren 31 Menschen ums Leben gekommenBild: picture-alliance/dpa/E. Cabanis