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Deniz Yücel tritt als PEN-Präsident ab

13. Mai 2022

Der Journalist Deniz Yücel schmeißt hin: Hintergrund ist ein heftiger Streit innerhalb der Führungsriege der Schriftstellervereinigung PEN. Yücel sparte nicht an Kritik an dem Verband und dessen Präsidium.

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Journalist Deniz Yücel
Nach gerade mal sieben Monaten tritt PEN-Präsident Deniz Yücel abBild: Daniel Roland/AFP/Getty Images

Der Journalist und Publizist Deniz Yücel hat nach einem Machtkampf im deutschen PEN-Zentrum überraschend seinen Rücktritt erklärt. "Ich möchte nicht Präsident dieser Bratwurstbude sein", sagte der Journalist am Freitag auf der PEN-Mitgliederversammlung. Zuvor wurde ein Antrag auf seine Abwahl nur knapp abgelehnt. Von 161 abgegebenen gültigen Stimmen votierten 75 gegen Yücels Abberufung, 73 dafür.

Umstrittener Präsident

Das PEN-Präsidium, an dessen Spitze Deniz Yücel stand, war erst im vergangenen Oktober gewählt worden und hatte zuletzt mit heftigem Streit und Machtkämpfen für Schlagzeilen gesorgt. Das führte zu großen Verwerfungen in den Reihen der Mitglieder.

Bei dem Streit ging es unter anderem um Beleidigungen, Mobbingvorwürfe und den Umgangston. Die Vorwürfe beziehen sich auf einen umfassenden Mailwechsel im Präsidium. Der Führungsstil des Präsidiums wurde auf der aktuellen PEN-Mitgliederversammlung in Gotha hitzig und in sehr aufgebrachter Stimmung debattiert. Mitglieder äußerten die Sorge, dass die Grabenkämpfe das Image des PEN-Zentrums nachhaltig beschädigen könnten.

Buhrufe und Beleidigungen

Deniz Yücel, der wegen angeblicher Terrorpropaganda ein Jahr in türkischer Untersuchungshaft saß, hatte sich gleich zum Auftakt des Treffens mit Buhrufen und Beleidigungen konfrontiert gesehen. Vor seinem Rücktritt hatte er auch Fehler eingeräumt: Das Präsidium, das PEN zurück auf die Höhe der Zeit führen wolle, habe gleich mehrere latente Probleme geerbt, hieß es in einem von ihm vorgelegten Bericht. Die schwelenden Konflikte und Spannungen wären, wenn nicht in diesem Präsidium, dann in einem anderen ausgebrochen.

Er sehe den PEN trotz der Konflikte aber gut aufgestellt, so der 48-Jährige. Dafür spreche auch das gewachsene Interesse der Öffentlichkeit an der Schriftstellervereinigung. Es gehe bei den Querelen nicht um einen Generationenkonflikt, betonte Yücel, der in Gotha auch öffentlich machte, zu Jahresbeginn an einer Depression gelitten zu haben.

Am Ende entschied er sich dennoch zu gehen: Zu den Streitigkeiten innerhalb des Präsidiums sagte Yücel in Gotha: "Ich habe es nicht nötig - take it or leave it, PEN."

Das PEN-Zentrum Deutschland mit nach eigenen Angaben 770 Mitgliedern ist eine der weltweit mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists.

dpa/epd (rbr/