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Nach Röttgen-Rauswurf rumort es in der CDU

17. Mai 2012

Norbert Röttgen galt in der Union als Mann der Zukunft, als 'Primus'. Nach seiner plötzlichen Entlassung als Umweltminister rumort es in der CDU.

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Noch-Bundesumweltminister Norbert Roettgen, und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) (Foto: dapd)
Angela Merkel Norbert Roettgen CDU PressekonferenzBild: dapd

Die überraschende Entlassung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen sorgt für Unruhe in der CDU von Kanzlerin Angela Merkel. Vor allem aus dem größten Landesverband Nordrhein-Westfalen, der mit Röttgen als Spitzenkandidat ein Wahlfiasko erlebt hatte, kam Kritik an der harten Vorgehensweise der Parteichefin.

Der aus Bochum stammende Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) sagte, die Entlassung sei bedauerlich nicht nur für Röttgen selbst, sondern für die gesamte Partei. Er habe Röttgen hoch angerechnet, dass er direkt nach dem CDU-Einbruch den Weg für einen Neuanfang des nordrhein-westfälischen Landesverbandes freigemacht habe.

Nicht noch nachtreten

Der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach zeigte sich irritiert über die Art und Weise, wie Röttgen entlassen wurde. "Ich hätte ihm im Amt eine zweite Chance gegönnt", so Bosbach und er ergänzte: "Ein bisschen mehr Menschlichkeit würde uns ganz gut anstehen. Wenn jemand am Boden liegt, muss man nicht noch drauftreten". Ähnlich äußerte sich der Unions-Obmann im Bundestags-Umweltausschuss, Josef Göppel. Er betonte: "So darf man in einer Partei mit dem C im Namen nicht miteinander umgehen."

Andere CDU-Politiker kritisierten nicht nur den Stil der Entlassung, sondern auch die Tatsache, dass Röttgen bis zuletzt als hervorragender Umweltminister gegolten habe. So zeigte sich der CDU-Landtagsfraktionschef in NRW, Karl-Josef Laumann, verwundert: "Ich verstehe nicht, dass Norbert Röttgen bis Sonntag als der hervorragende Umweltminister galt und heute entlassen wird." Der Generalsekretär des CDU-Landesverbands, Oliver Wittke, meinte, Röttgen habe "als Bundesumweltminister einen hervorragenden Job gemacht".

Brachte CSU-Chef Seehofer den Stein ins Rollen ?

Bundeskanzlerin Merkel hatte Röttgen am Mittwoch gefeuert - drei Tage nach dem CDU-Absturz bei der Wahl in Nordrhein-Westfalen. Mitauslöser für Merkels harte Entscheidung könnte gewesen sein, dass CSU-Chef Horst Seehofer kurz nach der verlorenen Wahl Röttgen heftig für die Pleite kritisiert und dabei auch dessen Eignung als Minister infrage gestellt hatte.

Es war die erste Ministerentlassung in der inzwischen siebenjährigen Kanzlerschaft Merkels. Als neuer Bundesumweltminister soll nun Unionsfraktionsgeschäftsführer Peter Altmaier (CDU) die stockende Energiewende voranbringen. Der 53-Jährige, der als Merkel-Vertrauter gilt, sagte, die Energiewende sei "eine wichtige Aufgabe, von deren Gelingen viel abhängt für die Verbraucher, die Wirtschaft und vor allem auch die Umwelt". Energie und Klimaschutz seien Schlüsselthemen moderner Politik."

Peter Altmaier (CDU) (Foto: dpa)
Peter Altmaier soll neuer Bundesumweltminister werdenBild: picture-alliance/dpa

"Muttis Klügster"

Norbert Röttgen war seit 2009 Bundesumweltminister. Der 1965 in Meckenheim bei Bonn geborene CDU-Politiker galt als einer der Hoffnungsträger in der Union. Ihm wurde das Potenzial zugesagt, sogar einmal Kanzler werden zu können. Sein Verhältnis zu Kanzlerin Merkel galt als ungewöhnlich gut. Unter anderem auch deshalb wurde Röttgen in den Medien bisweilen als "Muttis Klügster" bezeichnet.

haz/re (dpa, reuters)