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Nachhaltige Fonds: Gutes Gewissen plus Rendite

Insa Wrede7. September 2006

Wer den Folgen des Klimawandels nicht tatenlos zusehen und Kriege und soziale Missstände nicht akzeptieren will, kann schon im Kleinen etwas dagegen tun. Nämlich bei der Entscheidung, wo und wie er sein Geld anlegt.

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Keine Angst vor alternativen GeldanlagenBild: AP

Wer sein Geld in der Rüstungsindustrie anlegt, kann sich in der Regel nicht über mangelnde Dividenden beklagen. Dafür muss er aber unter Umständen mit einem schlechten Gewissen leben.

Die Alternative: Man steckt sein Geld in ethisch und ökologisch korrekte Anlageformen. Die Idee ist nicht neu. Bereits in den 1970er-Jahren wurden als Reaktion auf den Vietnamkrieg in den USA und Großbritannien Fonds aufgelegt, die weder Kriege noch Rüstungsvorhaben finanzieren. Später kamen dann nachhaltige Fonds hinzu, also Anlagemöglichkeiten, die ökologisch korrekt sind.

Nachhaltige Fonds immer beliebter

Und die wurden seit Anfang der 1990er-Jahre immer beliebter: "In Deutschland wurden Umwelt- und Umwelttechnologiefonds vor zehn Jahren entwickelt", sagt Michael Schröder vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW). "Seitdem haben sich diese Fonds weiterentwickelt. Von reinen Umweltfonds haben sie sich zu einem breiteren Spektrum entwickelt, das auch soziale und ethische Gesichtspunkte berücksichtigt."

Solche Fonds definieren sich dadurch, dass sie bestimmte Anlagebereiche komplett ausschließen, wie beispielsweise Chemie, Rüstung oder Atomkraft. Oder sie investieren ausschließlich in bestimmte Bereiche wie ökologische Landwirtschaft, Unternehmen, die umweltfreundliche Produkte herstellen, oder in erneuerbare Energien.

Höheres Risiko

Baisse
Das Risiko bei nachhaltigen Indizes ist größer als bei konventionellenBild: PA/dpa

Aber dürfen sich die Anleger auch über eine Rendite freuen? Ja, meint Michael Schröder. Seit einiger Zeit werden nachhaltige Fonds in Aktienindizes zusammengefasst. In verschiedenen Studien hat das ZEW deren Performance, also Entwicklung, mit der von konventionellen Indizes verglichen: "Wenn man das spezielle Risiko mit berücksichtigt, ist die Performance ungefähr gleich. Rechnet man das spezielle Risiko allerdings heraus, dann ist die Performance unterschiedlich. Das Risiko scheint bei den nachhaltigen Indizes allerdings höher zu sein", sagt Schröder.

Trotzdem ist der Marktanteil in den USA relativ groß, betrachtet man das gesamte Spektrum nachhaltiger Investmentfondsanlagen. "Im Jahr 2003 - aktuellere Zahlen gibt es leider nicht - waren es ungefähr elf Prozent aller Investmentfondsanlagen. In Deutschland führen solche Anlagen allerdings noch ein Nischendasein. In Europa dürften solche Kapitalanlagen einen Anteil von zwei bis drei Prozent haben", sagt Schröder.

Eigeninitiative ist gefragt

Ein Grund für den relativ geringen Marktanteil könnten Rating-Agenturen sein. Die bewerten solche Fonds noch nicht nach dem selbem Muster. Das heißt: Ein Anleger, der sein Geld ökologisch korrekt anlegen möchte, muss sich erst einmal darüber informieren, welche Kriterien und Auswahlverfahren die Rating-Agentur überhaupt angewandt haben, bevor er deren Ergebnisse vergleichen und einordnen kann.

Da ist es bequemer, sich gleich an eine spezielle Bank zu wenden, die sich auf ökologisch korrekte Anlagen spezialisiert hat. "Im Prinzip können sie dort das übliche Spektrum an Bankanlagen erwerben, also Sparbücher, Sparbriefe", sagt Michael Schröder von der ZEW. "Das Geld wird nach speziellen Kriterien der Bank angelegt, zum Beispiel für ökologische Bedürfnisse von Kreditnehmern. So könnte ein Privatanleger, der sein Haus mit einer Solaranlage ausstatten möchte, bevorzugt Kredit bekommen."

Auf die Bank kommt es an

Bei konventionellen Banken kann der Kunde zwar auch in nachhaltige Aktienfonds investieren, aber er hat keinen Einfluss darauf, was die Bank mit dem Geld aus Spareinlagen macht - ob sie Kredite an Unternehmen vergibt, die ihre Ware in Entwicklungsländern mit Kinderarbeit herstellen, an die Rüstungsindustrie oder an Firmen, die sehr umweltschädliche Produkte herstellen.

Dagegen finanzieren ethisch-ökologisch ausgerichtete Banken nur nachhaltige Projekte. Das große Geld lässt sich bei diesen Spezialbanken allerdings nicht machen. "Im Vergleich zur Entwicklung von Aktienfonds muss man schon sagen, dass der Anleger eine Art Subvention betreibt, in dem Sinne, dass er auf einen bestimmten Teil seiner Verzinsung verzichten muss", sagt Schröder.

Dazu sind immer mehr Menschen bereit, und so wachsen die drei ökologisch ausgerichteten Banken in Deutschland, die GLS-Bank, die Umweltbank und die Ethikbank mit zweistelligen Raten. Trotzdem führen sie insgesamt noch ein Nischendasein. Das wird vor allem deutlich, wenn man ihre Bilanzsummen von rund 1,3 Milliarden Euro im Jahr 2005 mit der der Deutschen Bank vergleicht: die lag bei über 992 Milliarden Euro.