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Nadine Gordimer wird 85

Ulrike Quast19. November 2008

Die Schriftstellerin ist bereits zu Lebzeiten eine Literatur-Legende. 1991 wurde Gordimer als erste in Afrika geborene Frau mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet.

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Gordimer am 10.11.2008 bei einer Rede in Kalkutta. (Quelle: AP)
Gordimer bei einer Rede in Kalkutta vor wenigen TagenBild: AP

Nadine Gordimer wurde am 20. November 1923 im südafrikanischen Springs nahe Johannesburg geboren. Ihr Vater war ein aus Litauen emigrierter jüdischer Juwelier, ihre Mutter stammte aus Großbritannien. Gordimer erhielt ihre frühe Ausbildung in einer Klosterschule. Bereits im Alter von neun Jahren begann sie mit ihren literarischen Versuchen. Als sie 14 Jahre alt war, wurde erstmals ein Text von ihr veröffentlicht, in der Johannesburger Zeitung. Seither schreibt die weiße Südafrikanerin Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten und politische Essays, wobei ihre Stärke in den kurzen Formen liegt. Gordimers Bücher wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. 1991 erhielt sie die bedeutendste Auszeichnung der Literaturwelt, den Nobelpreis für Literatur.

Schwerpunkte ihres literarischen Schaffens

Gordimer und Mandela im November 2006 in Johannesburg. (Quelle: dpa)
Gordimer und Mandela im November 2006 in JohannesburgBild: picture-alliance/ dpa

Dem von ihr geschätzten Gründungspräsidenten des demokratischen Südafrika, Nelson Mandela, schrieb die gut fünf Jahre jüngere Gordimer zu dessen 90. Geburtstag: "Hohes Alter allein ist keine Leistung. Was zählt ist, was man aus den Jahren gemacht hat." Sie selbst hat eine Menge aus ihrem Leben gemacht. Zwar hat sie sich nie als politische Autorin gesehen, doch spielte Politik in ihrem Leben stets eine große Rolle. Die Zeit der Rassentrennung in ihrer Heimat war es, die sie prägte und vielen ihrer Romane den Stempel aufdrückte. In ihrem Werk beschreibt Gordimer aus der Sicht der liberalen weißen südafrikanischen Mittelklasse die verheerenden Wirkungen der Apartheid auf das Leben des Einzelnen. In schnörkelloser, mitunter distanziert wirkender Sprache beschrieb sie das Los schwarzer und weißer Opfer der Rassentrennung und forderte die Machthaber immer wieder heraus. Offen trat sie für den Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) ein. Fast alle ihre Bücher landeten in der Zeit der Apartheid daher auf dem Index.

Nach dem Ende der Apartheid

Folgerichtig veränderten sich mit dem Ende der Rassentrennung der Blickwinkel und damit auch die Charaktere in Gordimers Romanen. Erhalten hat sich die unbestechliche Beobachtungsgabe einer Autorin, deren Aufmerksamkeit der Psychologie des Individuums in einer bestimmten sozialen und politischen Situation galt. So mahnte sie nach der Wende am Kap, dass der Kampf um gleiche Rechte noch nicht vorbei sei. Vielmehr sei der Aufbau eines neuen Südafrika, das weniger von sozialer Ungleichheit und von Kriminalität geprägt sei, nur ein Teil davon.

Bis heute bezieht Gordimer klar und eindeutig Stellung, wenn es um Ungerechtigkeiten dieser Welt geht. Etwa, wenn sie die brutalen Machenschaften des autokratischen Präsidenten von Südafrikas Nachbarland Simbabwe, Robert Mugabe, anprangert oder in ihrer eigenen Heimat den Vorsitzenden des regierenden ANC, Jacob Zuma, als gefährlichen Politiker kritisiert.

Das literarische Werk

Gordimer 1991 bei einem Besuch in Massachusetts/USA. (Quelle:AP)
Gordimer im Jahr 1991, dem Jahr, in dem sie mit dem Literatur-Nobelpreis ausgezeichnet wurdeBild: AP

Eine kleine Auswahl aus dem umfangreichen Werk Gordimers, in dem immer wieder die beklemmende Atmosphäre der Rassentrennung, Generationenkonflikte und die Bewältigung extremer Lebenssituationen im Mittelpunkt stehen: "Entzauberung" (1953), "Fremdling unter Fremden" (1958), "Anlass zu lieben" (1963), "Der Besitzer" (1974), July's Leute (1981), "Die Hauswaffe" (1998), "Fang an zu leben" (2005).

Seit dem Tod ihres zweiten Mannes 2001, des aus Nazi-Deutschland geflohenen Kunstsammlers und Mäzens Reinhold Cassirer, lebt die Autorin allein. Ihren 85. Geburtstag am 20. November will sie fern der Heimat feiern, in Mexiko, gemeinsam mit ihren Schriftstellerkollegen und Freund Carlos Fuentes.