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Jugend sucht den Wandel

13. Juli 2011

Die Umwälzungen in den arabischen Ländern sind eine Folge der iranischen Proteste nach den Präsidentschaftswahlen 2009, glauben manche Anhänger der "Grünen Bewegung" im Iran. Kann man die Protest-Bewegungen vergleichen?

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Die grüne Flagge der iranischen Protest-Bewegung in einem Meer von Menschen (Foto: DW)
Irans "Grüne Bewegung" setzte starke Kräfte frei

Wenn man die Unruhen, die sich in den vergangenen Monaten in einem großen Teil der arabischen Welt ausgebreitet haben und die Proteste nach den umstrittenen Präsidentschaftswahlen im Iran nebeneinander stellt, fallen vor allem zwei Gemeinsamkeiten auf: Zum einen nahmen in beiden Fällen Tausende junger Frauen und Männer an den Demonstrationen teil und zeigten ihre Unzufriedenheit mit den undemokratischen Regimen. Zum anderen spielten die sozialen Netze eine bedeutende Rolle, sie dienten zur Mobilisierung der Proteste.

Wegen dieser Gemeinsamkeiten werden die Unruhen in den arabischen Staaten und die Grüne Protestbewegung im Iran häufig miteinander verglichen.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Demonstranten mit der roten Flagge Tunesiens (Foto: dpa)
Tunesien: Demonstration führten zum Sturz von Präsident Ben AliBild: picture-alliance/dpa

Es gebe auch grundlegende Unterschiede, meint der junge iranische Publizist Farhad, vor allem in Bezug auf die Inhalte der Proteste. Die Arbeitslosigkeit und die Unzufriedenheit mit den Regierungen hätten bei den Unruhen in den arabischen Ländern eine wichtigere Rolle gespielt als im Iran. "Die Araber wollten einen Regimewechsel herbeiführen. Im Iran ging es aber bei den Präsidentschaftswahlen um einen Machtwechsel innerhalb der Regierung. Die Iraner haben sich über die Wahlergebnisse beschwert."

Hinzu kommt: In Tunesien und Ägypten haben Internet und die sozialen Netze den Sturz der Diktatoren beschleunigt. Im Iran aber gelang es der Jugend nicht, einen politischen Wandel und Machtwechsel herbeizuführen. Von der "Grünen Bewegung" ist heute kaum noch etwas in der Öffentlichkeit zu sehen. Ihre Wortführer Mirhossein Mussawi und Mehdi Karrubi stehen unter Hausarrest.

Anna, eine iranische Studentin, sieht einen Zusammenhang zwischen den Misserfolgen der "Grünen Bewegung" im Iran und der wirtschaftlichen Lage des Landes. Denn diese habe die Iraner zuletzt sehr unter Druck gesetzt – steigende Lebensmittelpreise, die Angst vor einem Jobverlust. An politischen Wandel sei da nicht zu denken.

Brutale Niederschlagung im Iran

Eine Demonstration wird von Sicherheitskräften mit Schlagstöcken aufgelöst (Foto: AP)
Iran nach den Wahlen 2009: Eine Demonstration wird aufgelöstBild: AP

Auch das harte Vorgehen der Sicherheitskräfte und Milizen sei verantwortlich für die Unterdrückung der Proteste im Iran, meint die 25-jährige Studentin. Im Vergleich zu den Sicherheitskräften in arabischen Ländern sei die paramilitärische Freiwilligen-Miliz der Bassidsch mit mehr Gewalt gegen Regierungsgegner und Demonstranten vorgegangen, die "Schläger des Ayatollahs" hätten jede Bewegung brutal niederschlagen. "Aus diesem Grund haben iranische Jugendliche Angst, auf die Straße zu gehen", meint Anna.

Die junge Frau verweist außerdem auf die sogenannte Moralpolizei im Iran, die seit Juni dieses Jahres wieder im Einsatz ist. Diese Polizeieinheit suche nach Frauen und Männern, die sich nicht an die Kleiderordnung des Regimes halten: "Im Iran haben wir im Moment wichtigere Probleme, als für die Grüne Bewegung aktiv zu sein. Wir müssen aufpassen, was wir anziehen. Wenn ich viel Haar zeige, oder einen engen Mantel und eine kurze Hose trage, muss ich mit einer Geldstrafe rechnen oder sogar mit einer Verhaftung von der Moralpolizei."

Voneinander lernen

Proteste gegen das Regime von Präsident Assad in Syrien (Foto: AP)
Syrien: Proteste gegen das Regime von Präsident AssadBild: dapd

Trotz allem könnte Irans "Grüne Bewegung" auf Umwegen doch einen Einfluss auf die Entwicklungen im Nahen Osten gehabt haben, meint der 27-jährige Journalist Ehsan.

"In einer Region, in der es im 21. Jahrhundert noch undemokratische Regime gibt, ist es vorstellbar, dass die Menschen durch die Demokratiebewegungen voneinander lernen." Die Zahl der gut ausgebildeten Jugendlichen sei in diesen Ländern sehr hoch, aber auch die Arbeitslosigkeit. "Wenn die Jugend sieht, dass eine Bewegung in einem Land erfolgreich ist, wird sie auch motiviert, diese für ihr eigenes Land durchzusetzen", glaubt Ehsan.

Autor: Kaveh Bahrami
Redaktion: Ana Lehmann